Jakob Arthen –ein Oberbrecher Schultheiß in schwerer Zeit

(Professor Dr. Rudolf Wolf)

Der Ahnherr der Familie Arthen, Jakob Arthen oder, wie er sich zeitweise auch nannte, Jakobus Arthenius, war von etwa Anfang 1634 bis nach 1665, also über dreißig Jahre lang Schultheiß von Oberbrechen. Seine Amtszeit fällt zum Teil in die Zeit des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648), so dass er das Schultheißenamt in besonders schwerer Zeit zu tragen hatte. Zwischen 1636 und 1653 war er zugleich kurtrierischer Schultheiß in Mensfelden.

Geboren wurde Jakob Arthen um das Jahr 1595. Wo er herstammt, ist bislang nicht bekannt, vielleicht aus dem wallonischen Teil Belgiens oder aber aus dem alten Erzbistum Köln. Er muss in seiner Jugend das juristische Studium, möglicherweise in Trier, absolviert haben, da er 1648 den Titel eines Magisters führt. Spätestens seit 1638 war er zudem Notar aus "kaiserlicher und päpstlicher Vollmacht" und hat als solcher Urkunden beglaubigt und z.B. 1659 bei einem Hexenprozess in Camberg Protokoll geführt.

Jakob Arthen tritt zuerst im Jahre 1626 als Amtsschreiber des kurtrierischen Amtmanns in Limburg, Villmar und Camberg, Lubert von Heiden, in Erscheinung, der in dem noch heute in Camberg vorhandenen Amtshof residierte. Nach dem Tode des Amtmanns trat Arthen in die Dienste seines Schwiegersohns, des Freiherren von Metternich. Für diesen kontrollierte er mehrfach die Bürgermeisterrechnungen von Eisenbach, wo Metternich Herrschaftsrechte besaß. Jakob Arthen wohnte bei seinen Besuchen in Eisenbach entweder bei dem Pfarrer Nikolaus Conradi oder dem Schultheißen Philipp Rompelt. Spätestens seit 1628 war Jakob Arthen in Niederbrechen ansässig. Um diese Zeit muss er das erste Mal geheiratet haben. Seine Frau war eine Tochter des Lindenholzhausener Schultheißen Paulus Han (gest. 1593) und war in erster Ehe mit dem Oberbrecher Schultheißen Hans Georg Bach verheiratet gewesen, der jedoch bereits 1597 starb. Dann hatte sie Wolf Dietrich Coester geheiratet und nun nahm sie in dritter Ehe Jakob Arthen zum Mann. Dieser muss also erheblich jünger als seine Frau Gutha gewesen sein; diese brachte dafür aber offensichtlich ein großes Vermögen mit in die Ehe. In dieser Zeit tritt Arthen mehrfach als Zeuge oder Kläger in Prozessen in Erscheinung. Als Jurist konnte er auch Mandanten vor Gericht vertreten, so die Witwe seines früheren Dienstherren, Ursula von Hieden, in einem Streit mit der Gemeinde Niederselters im Jahre 1632. Dank des bedeutenden Vermögens seiner Frau konnte Arthen nach und nach nicht weniger als drei der kurfürstlich trierischen Höfe in Niederbrechen pachten. Nachdem der bisherige Schultheiß von Oberbrechen, Wilhelm Ludwig aus Villmar, gestorben war, wurde Jakob Arthen, wahrscheinlich im Jahre 1633, zum kurtrierischen Schultheißen von Oberbrechen ernannt; am 19. Februar 1634 ist er erstmalig als solcher nachzuweisen. Um diese Zeit erreichten die Schrecken des Dreißigjährigen Krieges ihren Höhepunkt. Am 12.Mai 1635 wurde Oberbrechen fast vollständig niedergebrannt. Dennoch muss Jakob Arthen um diese Zeit von Nieder- nach Oberbrechen übergesiedelt sein, wie überhaupt nach der Katastrophe eine Wiederbesiedlung des verödeten Oberbrechen vor allem von Niederbrechen aus erfolgte, das offenbar sehr viel weniger zu leiden hatte.

Im Frühjahr 1636 starb die erste Frau des Jakob Arthen. Noch im gleichen Jahr nahm er ein wesentlich jüngeres Mädchen, die im Jahre 1613 geborene Elisabeth, wahrscheinlich ein Mitglied der Limburger Kellerfamilie Wentzel, zur Frau. Mit ihr hatte Jakob Arthen mindestens sieben Kinder, von denen ihn vier überlebten. In Oberbrechen siedelte sich Jakob Arthen vermutlich vor der Unterpforte an, im sog. "Bäjermannshaus", heute Frankfurter Straße 52. Jedenfalls wurde dieses Haus später von seinem Sohn Johann Jakob bewohnt. Seit 1652 hatte Arthen auch eine Mühle in Oberbrechen in Pacht, die spätere "Sabelsmühle" am Laubuseschbach, sowie auch eine Ölmühle in der Nähe der kurfürstlichen Herrenmühle, die nach seinem Tode zu dieser geschlagen wurde. 1658 reiste Jakob Arthen zur Wahl Kaiser Leopolds 1. nach Frankfurt, wo er offenbar eine offizielle Funktion wahrzunehmen hatte. Spätestens im Jahre 1668 muss er sein Schultheißenamt niedergelegt haben, da damals bereits Johannes Trost Schultheiß von Oberbrechen war. Jakob Arthen muss schon längere Zeit kränkelnd gewesen sein, da er bereits 1652 klagt, dass er drei Jahre lang krank gewesen sei. 1660 schreibt er, dass er kaum noch in der Lage sei, eine Reise zu unternehmen. Seine letzten Tage hat er vielleicht in Dietkirchen verbracht, wo sein ältester Sohn Johann Wilhelm Emmerich Kanonikus im St. Lubentius-Stift war. Gestorben ist er 1669, da er einerseits in diesem Jahr noch als lebend erwähnt wird, andererseits auch seine Witwe genannt wird. Arthen scheint von lebhaftem Temperament gewesen zu sein, da einmal berichtet wird, er "hätte gefluchet wie ein Krieger". Von ihm sind zahlreiche Schriftstücke erhalten, die er mit eigener Hand verfasst hat.

Seine Witwe Elisabeth starb bei ihrem Sohn zu Dietkirchen am 2. Juni 1680, wie man auf dem noch heute auf dem Friedhof in Dietkirchen vorhandenen Grabstein lesen kann. Von den vier Kindern der Arthens heiratete Anna Maria Ursula den Schultheißen Johann Wilhelm Roth von Hasselbach, Anna Euphorosine den aus Tirol zugewanderten Maurermeister Simon Leleuther und Johann Jakob Arthen wurde im Jahre 1693 ebenfalls Schultheiß von Oberbrechen, resignierte im Jahre 1728 und starb 1748 im Alter von nicht weniger als 98 Jahren.

Quelle: Inform, 08.11.1979

 

 

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