Brand in Oberbrechen 1803

Bericht des Amtmanns J. W. Fuchs zu Limburg vom 13.3.1803:
.. gestern nachmittags gegen 4 Uhr brache zu Oberbrechen in der Behausung eines Strumpf Strickers Feuer aus, wodurch drei kleine Häuser und eine halbe Scheuer abgebrennet sind. Zum Glück war die Hilfe stärker und zweckmäßiger als Frost und Wind, widrigen-falls das ganze Ort gewiss verloren gewesen wäre. Gegen 11 Uhr des Nachts, wo ich wieder wegfuhr, war all weiterem Umgreifen des Feuers vorgebeugt... soll durch Unachtsamkeit eines bekanntlich bösen Bubens, der verwichenes Jahr zu Montabaur wegen Diebstählen gesessen hat, ausgebrochen seyn. Adam Staat, der Sohn des Gemeindebäckers zu Oberbrechen mit einer Flinte nach einem Spatz geschossen, hierdurch der Brand entstanden sei. Adam Staat ist ein sehr böser Bub, der im verflossenen Jahr wegen Diebstählen zu Montabaur gesessen und gestraft worden ist. Nach der Tat sich auf der Stelle entfernt und bei den Kaiserlichen Dienst genommen.
Durch dieses gottlose Bubenstück hat:
1) der Wilhelm Renz, ein fleißiger Strumpfweber sein Haus, Scheuer und Stall, die Brodfrüchten, den Webstuhl und 60 Pfund Wolle verloren. Außer wenigen Gütern für sich und seine 5 unversorgte Kinder nichts als die Augen übrig, um ihr unverschuldetes Unglück zu beweinen,
2) Johann Gies, ein armer Musikant, Vater von 6 kleinen Kindern, das älteste erst 13 Jahre alt, Haus, 2 Ställe und die Möbel,
3) die ganz mittellose und alte Sebastian Schneiders Wittib Möbel, Haus, Stall, nichts mehr als eine 30jährige Tochter,
4) Mathes Müller sen. ein unbemittelter Leinenweber mit 3 Kindern, Haus und das vorrätige Weißzeug verloren.
Die Verunglückten wurden am 5. Mai mit 3 Louis d'or vom Brunnencomtoir in Niederselters unterstützt.
Rechnung von Mathias Arthen über Branntwein und Brot, welches an die Löschmannschaften von Würges, Oberselters, Eisenbach, Niederbrechen und für die Polizeisoldaten abgegeben wurde, angewiesen von Schultheiß und Bürgermeister.
Über die Entstehungsurache des Brandes wollten um 1909 noch alte Leute von ihren Eltern erfahren haben, daß er von Zigeunern angelegt worden sei. Diese hätten im Dorf gelagert und da man ihnen wahrscheinlich nicht so willfährig gewesen sei, wie sie es wünschten, seien sie in der Nacht fortgezogen und am Morgen habe das Dorf an allen vier Ecken gebrannt.    
© Geschichte von Oberbrechen, (Helmuth Gensicke und Egon Eichhorn), 1975

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