Brand der Bauernhöfe 1901

An verschiedenen literarischen Stellen wird der große Brand der Neuzeit eingehend geschildert.
Am 22 Mai brach im Anwesen des Landwirts Johann Theodor Schmidt in der Langenstr.6 ein Feuer in der Scheune aus, daß rasch um sich greifend weitere Gebäude in Mitleidenschaft zog. Das Feuer dehnte sich bis zur Friedhofstr. (Wolfskaut) aus und traf besonders das Anwesen von Heinrich Arthen, einer Brauerei mit Landwirtschaft.
Damals wie heute stehen diese Familien mit der Feuerwehr Oberbrechen in enger Verbindung. Aus dem Hause Schmidt sind bereits 2 Generationen als Aktive in der Feuerwehr tätig. Die Brauerei war lange Zeit das Vereinslokal der Feuerwehr und erlebte die Geschichte in allen Vereinstagen bis zur Schließung.
Die Ursache des Feuers im Anwesen Schmidt war unbekannt. An diesem Tag herrschte strahlender Sonnenschein, doch wehte ein ungünstig starker Wind, der das Feuer auseinandertrieb. Die Alarmierungszeit ist mit heutigen Maßstäben nicht zu messen, waren doch die meisten aktiven Feuerwehrmänner als Bauern auf dem Feld. Die Alarmierung erfolgte mit der Signaltrompete, vermutlich durch den Trompeter Josef Rudloff, sowie der Alarmglocke in der Kirche. Da man über nur geringe technische Mittel verfügte, wurden die Nachbarwehren unverzüglich alarmiert. Die in Oberbrechen vorhandenen Spritzen (Saug- und Druckspritze) konnten den Brand nicht erkennbar eindämmen.
Die Schulchronik schreibt zu diesem Brand:
Am 22. Mai brach mittags um 1.00 Uhr in dem Anwesen des Landwirts Theodor Schmidt Feuer aus, welches bei dem scharf gehenden Wind rasch eine sehr beachtliche Ausdehnung gewann. Bald brannten drei Wohnhäuser, 4 Scheunen und mehrere Stallungen völlig nieder; darunter auch die Brauerei Arthen.
Dem Landwirt Schmidt verbrannten 7 Stück Rindvieh, mehrere Schweine und ein Pferd, der Brauerei Arthen ein Eber. Von dem aus den Ställen rasch befreiten Vieh gingen nachträglich noch 5 Stück ein. Die Feuerwehren von Oberbrechen, Niederbrechen, Werschau, Dauborn und Weyer beschränkten durch umsichtiges und energisches Eingreifen den gewaltigen Feuerherd, auf die gleich in der ersten Stunde ergriffenen Gebaulichkeiten, ein.
Das Ausmaß des Brandes ist noch heute erkennbar, durch die aus der Geschichte untypische Bauweise von Wohnhäusern und Scheunen mit Ziegelsteinen in der Umgrenzung Langestraße, Nagelschmiedstraße, Friedhofstraße bis zum heutigen Anwesen Schickel, lm Hause Staat/Muth, angrenzend an die Brauerei, sind an den Dachbalken noch heute die Brandspuren erkennbar.
Die Presse stellte das Ereignis am 26. Mai 1901 im „Limburger Anzeiger“ mit detaillierten Angaben dar.
Heute Mittag (am 22.Mai) brach in der Scheune des Landmannes Schmidt hierselbst Feuer aus, welches sich dermaßen schnell verbreitete, daß in zirka einer Stunde 14 Gebäude, darunter 3 Wohnhäuser, 4 Scheunen und Ställe, sowie die ganze Brauerei von Arthen mit sämtlichen dazu gehörenden Bebaulichkeiten eingeäschert wurden. Auch Vieh ist bei der gewaltigen Feuersbrunst umgekommen, es verbrannten 1 Pferd, 7 Stück Rindvieh, 1 Zuchtschwein und 1 Eber. Nur durch das schnelle Eingreifen der hiesigen Feuerwehr, sowie derjenigen der umliegenden Ortschaften wurde ein größeres Unglück verhindert. Wie uns noch mitgeteilt wird, hat sich besonders die Niederbrechener Freiwillige Feuerwehr am Löschen des Brandherds hervorragend beteiligt.

Das Wohn- und Brauhaus Arthen wurde unverzüglich im heute vorhandenen Stil aufgebaut. Bereits zwei Monate später lag hierzu die Baugenehmigung vor, Gebraut wurde im Vereinslokal bis zum Jahre 1915. Bier und Schnaps waren in der näheren Gegend für die Qualität bekannt und wurden auch nach Werschau, Niederbrechen und Eisenbach geliefert. Nachdem die Kupferkessel im Rahmen einer Sammelaktion des 1. Weltkrieges abgeliefert werden mussten, wurde der Braubetrieb eingestellt. Die Gastwirtschaft aber existierte bis in die 80er Jahre.

© Festschrift 100 Jahre Freiwillige Feuerwehr Oberbrechen, (1995)

 

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