Feuerwehrfest und Bezirkstag in Werschau

Im 2. Jahr nach der Gründung der Feuerwehr Werschau richtet die Feuerwehr Werschau zusammen mit dem Bezirkstag des 7. Bezirkes (Limburg a. d. Lahn) des Nassauischen Feuerwehrverbandes ein Feuerwehrfest in Werschau aus (09.06. - 11.06.1928)

Nassauische Feuerwehrnachrichten Nr. 7 – Juli 1928

Bezirk 7, Limburg. Am Sonntag, dem 10.06.1928, hielt der Bezirk in Werschau seinen diesjährigen ordentlichen Feuerwehr-Bezirkstag ab. Um 9 Uhr vormittags nahm die Bezirks-Delegiertenversammlung ihren Anfang; es waren von den 25 Bezirkswehren 23 vertreten mit 76 Abgeordneten. Den Verhandlungen wohnten Herr Landrat von Breitenbach, Herr Kreisbrandmeister Schüller und der Herr Bürgermeister unserer Gemeinde bei. Nach den üblichen Begrüßungsreden wurde der im abgelaufenen Geschäftsjahre verstorbenen Kameraden in gebührender Weise gedacht sowie durch den Herrn Landrat einer Anzahl Kameraden die staatliche Auszeichnung sowie die Auszeichnungen des Nassauischen Feuerwehrverbandes und des Preußischen Landes-Feuerwehrverbandes für 25-jährige, 40- bzw. 50-jährige Dienstzeit überreicht, worauf die Niederschrift über den vorjährigen Bezirkstag zur Verlesung und der Geschäftsbericht über das abgelaufene Geschäftsjahr durch den Bezirksvorsitzenden, Herrn J. Diefenbach (Eschhofen) erstattet wurde. Demselben ist zu entnehmen, dass in allen Wehren ein guter Geist herrscht und der Stand der Wehren nach allen Richtungen ein guter ist. Die Beschaffung und Instandsetzung der Geräte und Feuerwehreinrichtungen macht erfreulicherweise immer weitere Fortschritte, wenn auch in Verkennung der Wichtigkeit in manchen Gemeinden hierin noch manches im Argen liegt. Herr Landrat von Breitenbach versprach von Aufsichts wegen keines besonderen Augenmerks weiter hierauf zu richten und machte praktische Anregungen und Vorschläge zum weiteren Ausbau und Ergänzung der Feuerlöscheinrichtungen innerhalb des Kreises Limburg, welche eine längere Aussprache herbeiführten. Die Anregungen fanden allseitige Anerkennung und Zustimmung; in einer unter dem Vorsitz des Herrn Landrates demnächst einzuberufenden Zusammenkunft der Kommandanten der Bezirkswehren und der Kreisbürgermeister sollen die gegebenen Anregungen einer eingehenden Beratung unterzogen werden. Im abgelaufenen Geschäftsjahr wurden zwei neue Wehren (Oberweyer und Wilsenroth) in den Bezirk aufgenommen; es zählt der Bezirk zurzeit 25 Wehren mit 1.012 Mitgliedern; in einigen Gemeinden soll die Bildung der Freiwilligen Feuerwehren demnächst in die Wege geleitet werden. Die von dem Bezirkskassierer Höhn (Offheim) vorgelegte Jahresrechnung schloss mit einer erfreulichen Mehreinnahme ab; nach Prüfung der Rechnung wurde Entlastung erteilt. Einstimmige Annahme fanden die vom Bezirksvorstand vorgelegten Anträge zum diesjährigen Feuerwehr-Verbandstage in Bezug auf Klärung der Verhältnisse innerhalb der Grenzen des 7. Bezirks und in Bezug auf die Unterstützungskasse für den Todesfall. Die ausscheidenden Vorstandsmitglieder Zweckstätter (Eschhofen), Lottermann (Camberg) und Speth (Niederbrechen) wurden durch Zuruf wiedergewählt und der vom Vorstand für das neue Geschäftsjahr vorgelegte Voraufschlag einstimmig gutgeheißen die Erhebung eines Jahresbeitrages von 30 Pfg. pro Mitglied einstimmig beschlossen. Der nächstjährige Bezirkstag wurde, nachdem die Wehr Elz, welche im nächsten Jahre ihr 40-jähriges Bestehen festlich begehen will, ihre Bewerbung zurückgezogen hatte, der neu gegründeten Wehr Oberweyer übertragen. Nach kurzer Besprechung noch einiger Bezirksangelegenheiten schloss der Vorsitzende mit einem Aufruf an die anwesenden Kameraden zu festem und treuem Zusammenhalt in der idealen Feuerwehrsache und im 7. Bezirk und einem begeistert aufgenommenen dreifachen „Gut Wehr“ auf das deutsche Vaterland, unsere nassauische Heimat und unseren Heimatkreis nach dreistündiger Dauer die sehr anregend verlaufene Versammlung. Die hiesige Freiwillige Feuerwehr beging in Verbindung mit dem Bezirksfeuerwehrtag die Feier ihres Gründungstages.

Um 1 Uhr trat die junge Wehr an, um in einer Schul- und Angriffsübung eine Probe ihres Könnens abzulegen; mithilfe ihrer Motorspritze (der 400 Seelen zählenden Gemeinde Werschau gebührt der Ruhm, als erste und einzige des Kreises Limburg – außer der Stadt Limburg – eine vorzüglich arbeitende Motorspritze zu besitzen) gelang diese Probe sehr gut. Anschließend an diese Übung bewegte sich unter starker Beteiligung der Bruderwehren von nah und fern und der hiesigen Ortsvereine ein stattlicher Festzug durch die Ortsstraßen nach dem Festplatz, woselbst nach Eintreffen Herr Kommandant Saufaus namens der Ortswehr herzliche Begrüßungsworte sprach und Herr Hauptlehrer Wolf die Festrede hielt, in markigen Worten schilderte der Festredner die Ideale der freiwilligen Feuerwehrsache und des freiwilligen Feuerwehrmannes und ließ seine Rede in einem dreifachen „Gut Wehr“ auf die Pioniere der Nächstenliebe ausklingen. Auf dem Festplatz entwickelte sich nun bald munteres Treiben, beweisend, dass der Wehrmann neben seinen freiwillig übernommenen Pflichten auch Stunden der Geselligkeit zu verleben sich nicht scheut. 

Quelle: Nassauische Feuerwehrnachrichten Nr. 7 – Juli 1928

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