Hochwasser 1956 in Oberbrechen

Nachdem das Jahrhundert – Hochwasser vom 10. und 11.8.1981 schon einige Wochen zurückliegt, die Geschädigten jedoch noch immer unter dessen Schäden zu leiden haben (wir werden darüber noch einmal näher berichten), schweift unser Blick zurück in das Jahr 1956.

In diesem Jahr wurde Oberbrechen am Kirchenpatronatsfest, 10.07.1956, von einem Hochwasser teilweise überflutet, was ebenso schnell ankam wie jenes in diesem Jahr.

Lassen sie mich als ihr Chronist davon berichten:

Schon am Morgen, als man um 7.30 Uhr zur Frühmesse ging, herrschte eine drückende Schwüle und der Himmel war mit schwarzen Wolken verhangen.

Am Tage vorher meldeten der Rundfunk und das Fernsehen von einer Gewitterwand, die von Frankreich kommend über Süddeutschland liege.

Man musste – wie schon in so vielen vorangegangenen Jahren – an diesem Patronatsfest mit Regen oder sogar mit Gewitter rechnen. Sollte sich das alte Sprichwort für diesen Feiertag erneut bestätigen, welches da lautet: „Felizitas, dein ….. wird naß“. Doch, bis zum Nachmittag schien dies nicht der Fall zu sein, denn bisher hatte sich noch kein Regen ein-gestellt.

Aber es sollte anders kommen.

Gegen 16 Uhr an diesem Tage fing es an zu regnen; zu-nächst ganz leicht und in Unterbrechungen.

Die Festgäste und ihre Gastgeber, die draußen gesessen hatten, verzogen sich zum Nachmittagskaffee in die Stuben zurück. Man war dieses Wetter am Patronatsfest ja schon von früher her gewohnt; so war dies nichts Außergewöhnliches. Gegen 17 Uhr setzte der Regen stärker ein und um 18.30 Uhr goss es in Strömen.

Die Rinnen an den Straßen wurden langsam zu kleinen Bächen; sie schwollen immer mehr an.

Um 19.15 Uhr ließ der Regen nach und ich konnte meine Tante Käthchen Eufinger aus Niederbrechen zum Bahnhof bringen.

Kaum waren wir aus dem Hause Frankfurter Straße 50 kommend auf der Frankfurter Straße angelangt, berichteten die Leute auch schon von den Überschwemmungen in der Mittelstraße. Diese war nicht mehr zu betreten und auch der Denkmalsplatz stand schon fast ganz unter Wasser.

Als ich mit meiner Tante zum Bahnhof kam, standen die Wiesen zwischen dem westlichen Dorfrand bis zu den Schienen (Bahnlinie Limburg – Frankfurt) unter Wasser.

Über die Schienen an der tiefsten Stelle lief schon das Wasser in das Emsbachtal und brachte schon allerhand Gebälk und sonstigen Unrat mit.

Hierzu kam, daß das Heu in den Wiesen – insbesondere im Laubustal – noch nicht eingefahren werden konnte, so daß sich dasselbe an den Zäunen festhing und diese dann hin-weggerissen wurden. Inzwischen waren die Rosenstraße-ganz sowie die Brücken- und Hinterstraße teilweise über-schwemmt. Der Laubusbach führte das meiste Wasser her-an, im Laubustal (Weyer – Wolfenhausen) ging ein Wolkenbruch hernieder. Inzwischen stand das Wasser in der Mittel-straße ca. 1 m hoch und die anliegenden Stallungen mussten vom Rindvieh, von Schweinen und Hühnern geräumt werden. Schweine und Ziegen, die damals noch gehalten wurden, mussten in höher gelegene Räume gebracht werden.

Die Nachbarschaft half hier tatkräftig mit.

Vor die Kellerlöcher setzte man Mist, um das Eindringen des Wassers zu verhindern. Doch dies half nicht viel und die angrenzenden Keller wurden trotzdem überflutet.

Durch die Scheunen der Landwirte Josef Caspary und Josef Schmitt in der Mittelstraße lief das Wasser wie ein Bach und kam auf der Frankfurter Straße wieder heraus, um von hier aus abzufließen.

Nachdem das Wasser, statt zurückzugehen sich noch im Steigen befand, wurde gegen 22 Uhr die Sirene der Feuerwehr eingeschaltet. Von da ab war die Oberbrecher Freiwilligen Feuerwehr pausenlos bis anderen Tag morgens im Einsatz.

Weitere gefährdete Tiere wurden aus den Stallungen gebracht und Menschen, die nicht mehr aus dem Haus konnten, durch das Wasser getragen.

Hierbei waren auch Gäste von außerhalb, die wegen des Hochwassers nicht mehr aus den Häusern ihrer Gastgeber herauskonnten, ohne durch das Wasser waten zu müssen und dieses war dafür zu hoch.

Gott sei Dank waren Menschenleben oder Beschädigungen durch das Wasser an Menschen und Vieh nicht zu verzeichnen. Man war wieder einmal davongekommen, wie 1981.

Natürlich waren heute wie damals ebenfalls hohe Schäden durch das Wasser zu verzeichnen.

Doch sollte der Mensch diese Naturkatastrophen nicht einmal zum Anlass nehmen, über die Naturgewalten und seine Kraft nachzudenken?

Alte Menschen sprachen auch bei dem letzten Hochwasser in unserer Gemeinde das aus, was so viele sicherlich auch beim Anblick des vielen Wassers dachte: Gegen Feuer kann man etwas unternehmen und es aufhalten, aber gegen Wasser nicht.

Möge Gott uns in Zukunft vor derartigen und schlimmeren Katastrophen bewahren.

Daß der Mensch mit seinem Perfektionismus doch nicht alles hier auf Erden in den Griff bekommen kann, darüber sollten wir dankbar sein.

02.09.1981 Ihr Chronist Josef Kramm

© Inform Brechen, 10.09.1981

Hochwasser an Felicitas

In unserer Gemeinde geht schon viele Jahre ein Spruch zum) Patronatsfest in Oberbrechen, am 10. Juli, um, der auf Regen an diesem Tag  hinweist, der schon so oft gerade dann gekommen ist.

Felicitas, dein A. wird nass!", dies sollte trotz allem einmal festgehalten werden, wenn dies auch manche vielleicht nicht des Niederschreibens für würdig finden. Nun, Ortsgeschichte soll alles aufzeigen, damit man es dann noch erklären kann, wenn es auch dem Sprachgebrauch verlogen gegangen ist. Daß dieser Ausspruch schon Gültigkeit besitzt, zeigen in Rückerinnerurig die obenstehenden Fotos von dem Hochwasser am 10.07.1956.

Nach einem Wolkenbruch kam aus dem Laubustal in der Hauptsache so viel Wasser an, daß der Laubusbach dieses nicht mehr fassen konnte und das Wasser die Mittel-, Hinter- Rosenstraße und viele Gehöfte überschwemmte.

Vieh musste aus den Ställen gebracht werden und manche überraschten Besucher des Patronatsfestes mussten durch Fenster das Haus verlassen.

Von der Mittelstraße aus lief das Wasser durch die Scheunen der ländlichen Anwesen Caspary und Schmitt auf die Frankfurter Straße.

Mit Mist wurden Kellerfenster und Türen z.T. abgedichtet.  Gegen 13 Uhr begann das Unwetter und hat viele Menschen in ihren Häusern überrascht, die es erst abends wieder verlassen konnten, nachdem das Wasser abgelaufen war.

Die Feuerwehr musste damals in Zusammenarbeit mit den Hausbesitzern bis in die Nacht hinein Schwerstarbeit verrichten. Wollen wir hoffen, daß die Hl. Felicitas in diesem Jahre bei Petrus ein gutes Wort einlegt, und daß die Feierlichkeiten um die Kirche nach dem Festgottesdienst um 17.00 Uhr durch Regen nicht gestört werden, wünscht nicht nur     der Chronist

Quelle: Inform Brechen, 07.07.1983

 

Auch in Idstein richtete das Hochwasser große Schäden an.

Hochwasser 1956: Rückschlag im Wirtschaftswunder (idstein.de)

Überhaupt war das Jahr 1956 ein Hochwasserreiches Jahr Julihochwasser 1956 – Wikipedia  

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