Kriegerdenkmal in Werschau

Im Laufe des Jahres 1957 befasst sich ein Ausschuss von Männern der Gemeinde Werschau mit der Errichtung eines Kriegerdenkmales, das bei der Pfarrkirche aufgestellt werden soll. Die Kirchengemeinde gibt nur den Platz für das Denkmal, während die Bürger unter Vorsitz des Herrn Bürgermeister Josef Arnold durch öffentliche Sammlungen für die Finanzierung und weitere Unterhaltung des Denkmals aufkommen will.

Am staatlichen Volkstrauertag, dem 17.11.1957, wird das Kriegerdenkmal feierlich eingeweiht. Alle Bürger und die Angehörigen der Gefallenen sammeln sich für diese Feier- zu diesem Sammeln der Bürger wird 12.45 Uhr von der Kirche mit allen Glocken geläutet- im Schulhof. Um 13 Uhr gehen alle geschlossen unter dem Läuten nur einer Glocke, dem so genannten Kleppern wie bei einem Sterbefall, voran das Kreuz, die Schulkinder, die Ministranten und der Pfarrer, der Gesangverein, die Feuerwehr, die Angehörigen der Gefallenen und anschließend alle Bürger zur Kirche, wo das Denkmal steht. Damit soll vermieden werden, dass die Leute sich einzeln bei der Kirche aufstellen. Die Feuerwehr übernimmt den Ordnungsdienst bei der Feier und weist den Angehörigen der Gefallenen, den Schulkindern, dem Gesangverein und den anderen Mitgliedern der Feuerwehr, die brennende Fackeln in der Hand tragen ihre Plätze an. Dann wird das Denkmal kirchlich geweiht. Zum Schluss der Einweihungsfeierlichkeiten läuteten alle Glocken vom Turm und laden die Versammlungsteilnehmer zur Andacht für die Gefallenen in der Kirche ein.

Am Kriegerdenkmal finden jährliche Gedenkfeierlichkeiten (zumeist am Volkstrauertag) statt. Im Zuge des Kirchenumbaus 1971/1972 wird das Denkmal abgerissen, die Gedenktafel nach dem Umbau an der Außenwand der Kirche angebracht


Über diese Feier ist in der Limburger Neuen Presse am 18.11.1957 zu lesen:

Bürgermeister Arnold: ,,Wir verneigen uns ehrfurchtvoll“ Gemeinde Werschau enthüllte gestern ihr Ehrenmal – Eine würdige Feierstunde Totensonntag 1957. Die Nebel, die in zarten, grauen Schielern über dem Goldenen Grund schwebten, dämpften jeden Laut, so dass es schien, als seien die Dörfer im weitem Rund in eine feierliche Stille getaucht. Selbst die Glocken der Werschauer Pfarrkirche, die der Gemeinde das Zeichen zum Beginn der Einweihung des neuen Kriegerdenkmales gaben, klangen so verhalten, als ob sie davor schreckten, die Ruhe all der ungezählten Toten zu stören, die im Kriege ihr Junges Blut vergossen.

All diesen Opfern und insbesondere en Gefallenen and Vermissten aus der kleinen Taunusgemeinde Werschau galt die dezente Feierstunde vor dem Portal der Kirche, wo ein einfaches, schlichtes Denkmal mit einem hoch aufragenden Holzkreuz im Beisein der ganzen Bürgerschaft enthüllt wird. Vier Fackelträger der örtlichen Freiwilligen Feuerwehr hielten die Totenwache vor dem Ehrenmal, auf dem die Namen von 41 Gefallenen und Vermissten aus beiden Weltkriegen die Lebenden mahnen, ihre nun in fremder Erde ruhenden Väter, Brüder und Söhne nicht zu vergessen.

Nach dem das ,,Heilig, heilig“ des Männergesangsvereins verklungen war und ein Schulkind ein besinnliches Gedicht vorgetragen hatte, würdigte Bürgermeister Arnold die Stunde, die die Gemeinde auf dem Vorplatz des Gotteshauses zusammengeführt hatte. Er sei sich dessen gewiss, sagte er, dass alle Anwesenden die Einweihung des Denkmals mit tiefsten Empfinden miterleben. Denn der Tod all derer, die auf den Schlachtfeldern verbluteten, habe uns Lebenden gegolten und sei nicht umsonst gewesen. Mit den Worten: ,,Vor der Größe ihres Opfers verneigen wir uns ehrfurchtsvoll“, legte dann das Ortsoberhaupt einen Kranz nieder.

Pfarrer Gelhardt erwähnte, dass die Christen ihre Kinder nicht so schnell vergäßen wie die Mutter Welt. Sooft man nun in Werschau die Kirche besuche, werde das Denkmal die Gläubigen mahnen, die Gefallenen nicht zu vergessen. Und dann schloss er alle Gefallenen, die auf den Kriegsschauplätzen in aller Welt ihr Leben hingaben, in sein Gebet ein, segnete and weihte die Gedenkstätte.

Anschließend legten die Vorsitzenden Ricker, Saufhaus and Jeck im Auftrage des Ortsverbandes des VdK, der Feuerwehr und des Gesangvereins Kränze nieder. Als letzter sprach Lehrer Schmitt, der anfangs seiner Ansprache darauf hinwies, dass man verpflichtet gewesen sei, das Denkmal zu bauen, denn die Treue zu den Toten verlange Taten. Dann warf er einen Blick in die jüngere Vergangenheit zurück und stellte mit erhobener Stimme fest, dass all die Millionen Kriegstoten, die in ungezählten Gräbern ruhen, ewig als Opfer menschlicher Schuld und menschlichen Versagens zusammengehörten. Kreuz and Totentafel müssten Mahner und Weiser sein als Lichtträger des Friedens in den Alltag zu gehen. Als Anwalt seiner Kinder könne er nur wünschen, dass keines von ihnen wieder das Opfer von Menschenhass und -fehde in einer gottentfremdeten Welt werde, denn kein Krieg sei von Gott gewollt. Anschließend legte er auch einen von den Kindern gestifteten Kranz nieder.

Am Schluss der ergreifenden Feierstunde sang der Männergesangverein das Lied vom guten Kameraden, während der Bannerträger die Vereinsfahne vor dem Denkmal senkte. In einer anschließenden Andacht gedachten die Gläubigen, unter denen sich auch der ehemalige Pfarrer von Werschau - Pfarrer Johannes Baldus - Hundsangen, befand ihrer Toten im Gebet. (Limburger Neue Presse vom 18.11.1957)

 

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