Altentag Niederbrechen 1970 - Altentag mal anders

Einladung

Der nun schon seit über 10 Jahren jährlich stattfindende Altentag soll dieses Jahr in einer anderen Form begangen werden. Der hiesige Motorsportclub hat sich freundlicherweise bereiterklärt, alle 70 Jahre alten und älteren Einwohner mit ihren Ehegatten kostenlos am Altentag zu fahren. Aus diesem Grunde ist folgendes vorgesehen:

Am Samstag, dem 13. Juni 1970, 14.00 Uhr, setzt sich die Autokolonne mit unseren älteren Mitbürgern zum Gasthof "Obermühle" bei Braunfels in Bewegung. In dem schön eingerichteten Lokal - bei schönem Wetter im Freien - wird der Kaffee eingenommen. Nach einem gemütlichen Aufenthalt geht die Fahrt zum Hotel "Lahnbrücke" in Villmar, wo ein Restaurationsbrot mit Getränken gereicht wird. Anschließend werden bei schönem Wetter die Schieferhalden und der Tennisplatz in Langhecke besichtigt und die Heimfahrt angetreten. Um nun zu wissen, wie viele Fahrzeuge benötigt werden, bitte ich dringend alle, die an dieser Fahrt teilnehmen wollen, dieses auf dem Rathaus bis zum Montag, den,10 Juni 1970, 18.00 Uhr, zu melden. Telefonischer Anruf genügt. Auf Wunsch kann jeder am Haus abgeholt werden.

(Quelle: Mitteilungsblatt der Gemeinde Niederbrechen Nr.1970/13 v. 26.05.1970)

 

Bericht

Der diesjährige Altentag wich in seiner Gestaltung wesentlich von den bisherigen ab. Die Gemeinde hatte den Samstagnachmittag ausersehen und einen kleinen Ausflug in die nähere Umgebung geplant. Sie konnte dies tun, weil sich der heimatliche Motorsportclub - ihm sei an dieser Stelle herzlich gedankt - bereiterklärt hatte, mit ihren Wagen die Beförderung der alten Mitbürger vorzunehmen. Vorsorglich hatte man auch noch einen Bus bereitgestellt, da die Beförderung von mehr als 110 Personen ohnehin ein Problem darstellt.

Um 14.15 Uhr setzte sich, angeführt von dem Chef der Verwaltung, ein Konvoi von 18 Wagen in Bewegung. Die Fahrt, bei herrlichem Wetter, ging vorbei an Limburg, Merenberg, vielen Dörfern und grünen Landschaften des Westerwaldes bis wir an der ersten Raststätte, Gasthof „Obermühle“, Braunfels, anlangten.

Auch eine Abordnung des Roten Kreuzes muß erwähnt werden, bereit, wenn nötig zu helfen und einigen Frauen sei gedankt, die halfen, wo es gerade nötig war.

Im Gasthaus war für jeden Teilnehmer Kaffee und Kuchen bereit, wobei Zöglinge der Anstalt Idstein Volkslieder - die man kaum noch hört - vortrugen.

Nicht nur alle Teilnehmer wurden von Bürgermeister Runte begrüßt, sondern ganz besonders einige Besucher aus Ostdeutschland, die er eigens zur Teilnahme an diesem Ausflug eingeladen hatte.

Nach 1 1/2 Stunden Aufenthalt entführten uns die Wagen von einem schönen Platz in unsere nähere Heimat, anderen Erwartungen entgegen. Vorbei an schmucken Dörfern und Landschaften ging die Fahrt, und unwillkürlich kamen mir die Verse eines Liedes in den Sinn: ”O du Heimat, ewig liebe, ach wie einzig schön bist du!“ Gegen 17.30 Uhr trafen wir am zweiten Rastplatz, Hotel „Lahnbrücke”, Aumenau, ein. Sauber gedeckte Tische ließen vorerst nur ahnen was den alten Mitbürgern bevorsteht. Nette Kellnerinnen brachten für jeden ein geradezu fürstliches Gedeck. Zufriedene Gesichter strahlten Freude und Dankbarkeit aus.

Die musikalische Untermalung der Gesänge hatte Herr Lothar Daum, Niederbrechen, übernommen. Auch hier seien nochmals die Lieder der Knaben aus Idstein erwähnt. Eine weitere Überraschung hatte der Vorsitzende des Motorsportclubs, Herr Egon Kramm. Die beiden ältesten Teilnehmer bekamen je eine Plakette nebst Diplom. Auch der Chef erhielt eine Plakette am roten Band, worüber er sich sichtlich freute.

So vergingen bei angenehmer Unterhaltung nette Stunden, und wir verließen gegen 19 1/2 Uhr die gastliche Stätte. Vorüber an rauschenden Feldern und Wiesen fuhren wir der Heimat entgegen. Wenn man alles überdenkt, fällt einem ein Satz aus dem Heimatbuch von Niederbrechen ein. wo der Verfasser sagt „Do wisse se, wo Moskau leit, in de Heimat wisse se kein Bescheid.“

Ein schöner Tag ging zu Ende, ein Tag der Erinnerung und der Freude. Aber auch ein Wort des Dankes an unseren Herrgott, der uns diesen Tag erleben ließ. Allen aber, die zum Gelingen des Tages beigetragen haben, nochmals ein herzliches Dankeschön. J. Weier

(Quelle: Mitteilungsblatt der Gemeinde Niederbrechen Nr.1970/15 vom 19.06.1970)"

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