Ausführungen und Laudatio von Landrat Heinz Wolf zur Überreichung des Ehrenbriefes und der Silbernen Ehrennadel des Landes Hessen an Hellmuth Gensicke und Dr. Egon Eichhorn

Es ist mir eine Ehre und angenehme Pflicht, im Namen und im Auftrage der Hessischen Landesregierung hier zwei Herren den Ehrenbrief und die Silberne Ehrennadel des Landes Hessen zu überreichen. Es handelt sich um die Herausgeber der noch in diesem Jahre erscheinenden Ortsgeschichte von Oberbrechen, nämlich um Herrn Oberarchivrat Dr. Hellmuth Gensicke und Herrn Oberveterinärrat Dr. Egon Eichhorn, beide Kinder unserer engeren Heimat, aber in Wiesbaden lebend und wirkend.
Es ist kein Zufall, daß diese Ehrenbriefe den beiden Herren ausgerechnet auf der heutigen Oberbrecher Jubiläumsfeier überreicht werden. Hiermit soll dokumentiert werden, daß die Ehrungen nicht nur erfolgten wegen der vorgenannten ehren-amtlichen Tätigkeiten in kulturellen und historischen Vereinigungen und Gesellschaften sowie in Wissenschaft und Justiz, sondern vielmehr auch, oder besser gesagt besonders wegen der großen Verdienste der beiden Herren bei der Erforschung der Geschichte unserer nassauischen Heimat und der Dörfer im Limburger Becken sowie weiter ausgreifend in den nahen Taunus und Westerwald.

LAUDATIO DR. HELLMUTH GENSICKE
Herr Dr. GENSICKE ist neben den im Ehrenbrief genannten Vorständen noch Mitglied bzw. korrespondierendes Mitglied von weiteren 7 wissenschaftlichen Gesellschaften und historischen Kommissionen. Wie schon angedeutet, sind für uns Bürger des Limburger Raumes aber viel bedeutender und wichtiger die Arbeiten und Veröffentlichungen des Herrn Dr. Gensicke auf dem Gebiet der Landes- und Ortsgeschichte von Nassau. Hier hat er über 150 Veröffentlichungen vorgelegt. Der Bogen spannt sich von seiner schon legendären "Landesgeschichte des Westerwaldes", die 1958 erschien, über die 24 Beiträge zur nassauischen Ortsgeschichte und die 12 Folgen zur Geschichte des Nassauischen Adels in den Nassauischen Annalen, zu den kompletten Ortsgeschichten der Dörfer Bärstadt, Bermbach, Hausen bei Ellar, Hellenhahn, Höchstenbach, Laufenselden, Nentershausen und Seck,
Abgesehen von kleineren Beiträgen und Aufsätzen in Fest-schriften von Vereinen zahlreicher Dörfer des nahen Taunus und Westerwaldes, hat Herr Dr. Gensicke gerade In den letzten Jahren durch grundlegende wissenschaftliche Beiträge in den Ortsgeschichten der Dörfer Ahlbach, Eschhofen, Holz-heim, Lindenholzhausen und Camberg sowie Mensfelden und Linter sich um die Lokalhistorie des Limburger Beckens große Verdienste erworben. Die zahlreichen Aufsätze in Vereinsfestschriften waren in der Regel die ersten wissenschaftlich korrekten Geschichtsbeschreibungen dieser Ortschaften überhaupt. Kurzum, Herr Dr. Gensicke hat sich mit seinem immensen Fachwissen und seinem unermüdlichen Fleiß auch dem kleinsten Gemeinwesen in unserer Heimat zur Verfügung gestellt. Dafür gebührt ihm unser aller Dank.

LAUDATIO DR. EICHHORN  
Ähnlich, aber ursprünglich anders motiviert, sind die Ver-dienste des Herrn Dr. EICHHORN um die Geschichte unserer engeren Heimat. Ist Herr Dr. Gensicke schon von seinem Be-rufe her der Ortsgeschichte eng verbunden, so haben die orts- und landesgeschichtlichen Arbeiten des Herrn Dr. Eich-horn ihren Anfang genommen mit seinen veterinär-historischen Forschungen auf dem Gebiet der Geschichte der Fleischhygiene und des Metzgerhandwerks in Wiesbaden und Nassau (1963). Als er sich dann Anfang der Sechziger Jahre entschloß, eine Geschichte seines Heimatdorfes Lindenholzhausen zu erarbeiten, glitt er bald vom geplanten Weg ab. Es erschien von ihm, dem Tierarzt (!), neben einem Aufsätzchen über die ausgegangenen Dörfer Vele und Velden bei Lindenholzhausen bzw. Münster (1961) bald eine sehr umfangreiche, wissenschaftliche Arbeit über den Verlauf und die geschichtliche Bedeutung der mittelalterlichen Fern- und Landstraßen im Taunus und Westerwald (1965). Längst vergessene, oft in Wald und Feld verschwundene alte Fernwege hat er wieder einer breiten interessierten Leserschaft zugänglich gemacht. Wegen dieser Arbeiten erhielt er 1965 eine ehrenvolle Berufung in die Historische Kommission für Nassau.
Doch das Ziel einer Geschichte von Lindenholzhausen verlor er nicht aus den Augen. 1967 legte er eine grundlegende wissenschaftliche Geschichte der Kirchen und der Pfarrei von Lindenholzhausen und des ausgegangenen Dorfes Rübsangen vor, die methodisch und vom Inhalt her als beispielhaft gelten kann. Gekrönt wurden diese lokalhistorischen Bemühungen durch die Organisierung und Herausgabe der um-fangreichen "Beiträge zur Geschichte von Lindenholzhausen 1972 " zur 1200-Jahrfeier des Dorfes, kurz nach dessen Eingemeindung nach Limburg. Hierzu gewann er sich qualifizierte Mitautoren, wie z.B. die Herren Dr. Gensicke und Dr. Pachall und andere.
Mit diesem bewährten Team und neuen Mitarbeitern hat er sich von unserem Bürgermeister Josef Kramm auch für die Erstellung der Ortsgeschichte von Oberbrechen verpflichten lassen. Für all dieses gebührt auch Herrn Dr. Eichhorn unser aller Dank.

Danken möchte ich hier aber auch im Namen aller Bürger des Limburger Raumes den Ehefrauen der beiden Geehrten dafür, daß sie mit viel Geduld und Nachsicht die beiden Herren ihren umfangreichen Arbeiten vollbringen ließen.
[Inform 23.08.1974]

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