Der Turnverein Niederbrechen kann im Rahmen seiner Jubiläumsveranstaltungen anlässlich seines 75-jährigen Bestehens einen weiteren Knüller für die einheimischen Sportfreunde anbieten.
Nach den Hess. Meisterschaften in Oberbrechen findet eine einmalige Kunstturndemonstration in der Emstalhalle statt.
Am Donnerstag, dem 24.6.1976, Pflicht und am Samstag, dem 26.6.1976, Kür, stellen sich die für die Olympischen Spiele in Montreal qualifizierten Kunstturner in einem letzten Testwettkampf in der Emstalhalle vor. Es werden folgende Turner teilnehmen:
Fachleute trauen der Mannschaft eine Platzierung unter den ersten fünf zu. Große Optimisten rechnen sogar mit einer Medaille.
Der Deutsche Turnerbund und die Nationalriege hoffen, daß sie in Oberbrechen unter Olympischen Bedingungen, sprich Zuschaueranzahl, ihr Können darbieten können. Der Turn-verein, Niederbrechen möchte den Wunsch der Turner gerne erfüllen und bittet alle Bürger der Gemeinde sich die beiden Termine, den 24, und 26.6. schon jetzt vorzumerken, um der Nationalmannschaft diese Bitte zu erfüllen.
Quelle: Inform Brechen, 11.06.1976
Die Mitglieder des Turnvereins Niederbrechen begehen in der Zeit vom 6. bis 8. August das 75-jährige Vereinsjubiläum. Wenn der Turnverein Niederbrechen auch ein ganzes Menschenalter zu den großen Turn- und Sportvereinen des Turngaues gezählt wurde, so stellt er sich ganz besonders im Jubiläumsjahr als moderner, leistungsfähiger Verein seiner Umgebung vor. Neben den leistungsbezogenen Abteilungen Turnen und Leichtathletik pflegt der Turnverein den Allgemeinsport auf breiter Ebene. So gibt es die Jedermann- und Hausfrauenabteilungen und mehrere Sportgruppen für Jugendliche beiderlei Geschlechts. Im Jubiläumsjahr werden 231 Kinder unter 14 Jahren sportlich oder musikalisch betreut Der Musikzug zählt 46 Aktive und der Schülermusikzug 35 Musikschüler.
Bedeutende Turn-Großveranstaltungen, wie die Ausrichtung der Hessischen Meisterschaften am 1. und 2. Mai und des Testwettkampfes der Deutschen Olympia - Kunstturnriege am 24. und 26. Juni wurden vom Jubiläumsverein im Rahmen der Festveranstaltungen durchgeführt. Beide Veranstaltungen fanden Anerkennung und wurden durch zahlreichen Zuschauerbesuch belohnt.
Nun stehen die eigentlichen Festtage vor der Tür. Ganz bewusst haben die Vorstandsmitglieder das erste Wochenende nach den Sömmerf6rien zur Feier des Jubiläums gewählt. Denn in dem etwa 2.000 Personen fassenden Festzelt sollen auch die zurückgekehrten Urlauber einen Platz finden.
Die Festtage beginnen am Freitag, dem 6. August, um 20:00 Uhr mit dem in Niederbrechen traditionellen Festkommers, unter Mitwirkung der Ortsvereine.
Am Samstag, dem 7. August, bietet der Turnverein seinen Festbesuchern um 20:00 Uhr eine Turnshow an. 1 Neben den vereinseigenen Gruppen aus Turnen und Musik werden Spitzenturnerinnen aus anderen Vereinen mitwirken. Weitere Mitwirkende sind die von Cornelia Roth betreute Mädchentanzgruppe der TSG Oberbrechen, die Jedermann Abteilung des T.V. Weilburg eine Frauen - Gymnastikgruppe aus Hanau und Trampolinspringer aus Sprendlingen. Ein Bunter Abend mit Turnen, Tanz und Musik dürfte in Niederbrechen und Umgebung zahlreiche Besucher ansprechen.
Am Sonntag, dem 6. August, beginnt um 10.00 Uhr ein musikalischer Frühschoppen. Hans Steiner wird mit den vereinseigenen Musikzügen eine stimmungsvolle Musikpalette auflegen und in Verbindung mit dem Heimischen humoristischen Ansager Werner Schmidt die Besucher unterhalten. Nach jeder Veranstaltung spielt die bekannte "Kapelle Steiner“ zum Tanz.
Der Turnverein Niederbrechen heißt alle Festbesucher herzlich willkommen und macht auf den verbilligten Vorverkauf der Dauerkarten aufmerksam. Vorverkaufsstellen sind in Niederbrechen das Schuhhaus Reinhold Speth, Nikolausstr. und in Oberbrechen die Zweigstelle der Limburger Volks-bank. Im Ortsteil Werschau sind die Dauerkarten im Kaufhaus Adalbert Beck zu erwerben. Die Eintrittspreise sind DM 4.- für jede Einzelveranstaltung einschließlich Tanz. Dauerkarten kosten an der Abendkasse 10,-- DM und werden im Vorverkauf für DM 10.- einschließlich Festbuch angeboten.
Quelle: Inform Brechen, 23.07.1976
Anlässlich des 75-jährigen Bestehens des TV-Niederbrechen hielt der erste Landesvorsitzende des Hessischen Tumverbandes, der gebürtige Niederbrechener Werner Mais, die Festansprache.
Da sie über den Rahmen des Üblichen hinausging, möchten wir nachstehend den Inhalt dieser Ansprache auch für die Nachwelt festhalten.
Wir danken Herrn Mais auch für die Unterstützung des HTB die er der Gemeinde und den in ihr lebenden Turn und Sportvereinen laufend entgegenbringt.
75 Jahre Turnverein Niederbrechen
Wenn ein Turnverein ein klassisches Jubiläum, wie das des 75-järigen Bestehens feiert ist es bei aller Fortschrittlichkeit, die der Jubilar an den Tag legt, angebracht, einen Blick in seine Vergangenheit zu werfen.
Dabei stellt man dann zuallererst fest, daß seine Entwicklung über die Jahrzehnte hinweg von Persönlichkeiten geprägt worden ist, die wir auch heute noch Idealisten aufopferungsbereite, selbstlose Menschen nennen. Der Chronist hat ihre Namen aufgezeichnet. Sie sind mit der Geschichte des Turnvereins Niederbrechen untrennbar verbunden. Wir, die wir uns heute zu dieser Feier hier versammelt haben, fühlen uns zutiefst verpflichtet, Ihnen allen Dank und Anerkennung zu zollen.
Sie sind die leuchtenden Vorbilder denen nachzueifern es lohnt.
Die junge Generation muss wissen, daß der Fortbestand des Turnvereins nur gesichert ist, wenn es auch in Zukunft Idealisten gibt.
Der Turnverein Niederbrechen ist in der letzten großen Welle von Turnvereinsgründungen um die Jahrhundert wende entstanden.
Wir müssen uns heute vergegenwärtigen, daß zu diesem Zeitpunkt bereits nahezu ein Jahrhundert vergangen war seit der Eröffnung des ersten Turnplatzes durch Friedrich Ludwig Jahn in Hasenheide.
Es gab bereits eine Turnbewegung, die eine wechselvolle Geschichte hinter sich hatte.
In der näheren Umgebung in Limburg und in Camberg bestanden bereits Turnvereine.
Dennoch kam der Anstoß zur Gründung eines Turnvereins woanders her.
Im Rhein- und im Siegerland gingen zahlreiche Bürger der Gemeinde ihrer Arbeit nach und lernten dort auch das Turnen kennen. Sie brachten nicht nur die Freude am Turnen, sondern auch den Mut mit, einen Turnverein zu gründen. Heute ist der Turnverein Niederbrechen einer von Tausenden im Deutschen Turner-Bund,
Ich will das Wagnis nicht eingehen, Vergleiche mit anderen Turnvereinen anzustellen. Nicht, weil zu befürchten wäre, daß ein Vergleich ungünstig ausfallen würde. Blicken wir der näheren Umgebung um, wird sichtbar, daß uns nur in der Turnverein nicht in eine Schablone passt. jeder Turnverein hat sein eigentümliches Gefüge.
Sein Programm orientiert sich an der Jahn'schen Idee nach vielseitiger Leibesübung, nach Geselligkeit, nach Vervollkommnung des Menschen.
Der Turnverein, auch der Jubilar, war einmal reine Männersache, Im Laufe der Jahrzehnte fanden Frauen, Kinder und auch ältere Menschen Eingang,
Gerade darin, daß beide Geschlechter, die ganze Familie im Turnverein ein Angebot und eine Bleibe finden, liegt seine große Stärke und seine Chance, die Zukunft zu meistern.
Denn wir leben in einer Welt, die geradezu stürmischen Wandlungen unterworfen ist, Unsere Lebensbedingungen haben sich grundlegend geändert. Motorisierung, Technisierung und Automation schreiten unaufhaltsam fort. Bewegungsarmut und ihre Folgen bedrohen den Menschen, Wir können angesichts dieser Entwicklung nur glücklich darüber sein, daß zu den sozialen Errungenschaften auch ein erhebliches Mehr an von beruflicher Arbeit freier Zeit gehört.
Für viele von uns ist die Viereinhalb - Tage-Woche Wirklichkeit. Die Zahl der Urlaubstage hat zugenommen. Man spricht deshalb von einer Freizeitgesellschaft, Die Frage ist nun, ob wir dieses Mehr an Freizeit auch vernünftig nutzen. Wenigstens einen Teil dieser freien Zeit sollten wir zur Erhaltung unserer Gesundheit und zur Steigerung der Lebensfreude verwenden,
Weil es dabei in erster Linie darum geht, dem Bewegungsmangel entgegenzuwirken, bietet sich der Turnverein in besonderer Weise als Freizeitpartner an,
Er sollte ein Angebot an jedermann machen, an den jungen und den älteren Menschen, an Mann und Frau. Er hat nicht nur Tradition, er hat auch ein hohes Maß an Erfahrung. Längst vorbei ist die Zeit des steifen Riegenbetriebs. In den Turnstunden geht es lustig zu. Es herrscht keine Monotonie. Abwechslung ist Trumpf. Modernes Turnen macht Spaß, Modernes Turnen ist farbig, nicht nur äußerlich, wie sich das an den bunten Turnanzügen auswirkt. Es gibt eine Vielzahl neuer Kleingeräte- Bänder, Klöppel, springbare Medizinbälle.
Modernes Turnen ist rhythmischer geworden. Die Bewegungen sind fließend. Immer weiter verbreitet sich die Musik zur Gymnastik.
Der Turnverein bietet schließlich Leibesübungen unter fachkundiger Leitung an. In jedem Turnverein wirken zahlreiche Vorturner, Übungsleiter und Trainer aus den eigenen Reihen. Oft schon in jungen Jahren entdecken sie ihr Herz für diese Aufgabe und mancher bleibt ein Leben lang dabei. Ihr Einsatz ist freiwillig". Die Tätigkeit ist nebenberuflich, umso erstaunlicher ist es, wenn man sieht, welch besonderer Erfolg hinter diesem Einsatz steht. Am Anfang der Laufbahn erfolgreicher Kunstturner beispielsweise stehen nicht hochbezahlte hauptamtliche und studierte Trainer, sondern fast immer Frauen und Männer, die sich das Rüstzeug im Selbststudium und in vielen Lehrgängen geholt haben. Es gehört deshalb zur Hauptaufgabe der Turnvereine, ständig Mitarbeiter zu gewinnen, damit auch neue Aufgaben angepackt werden können. Es gibt keinen Zweifel, daß die Mitarbeit im Turnverein ganz gleich an welcher Stelle und mit welcher Intensität, neben dem Vorteil, der dem Verein und seinen Mitgliedern zugutekommt, auch einen persönlichen Gewinn darstellt.
Deshalb möchte ich gerade heute, wo es das Werk der Ehrenamtlichen zu feiern gibt, nachhaltig ermuntern, ein Amt und eine Aufgabe zu übernehmen. Die Geschichte unserer Turnvereine ist begleitet vom zähen Ringen um geeignete Turnplätze Die Zeiten sind glücklicherweise vorbei, wo Scheunen und Gasthaussäle zum Turnen benutzt werden, mußten.
Zu den Turnvereinen, die sich frühzeitig aus eigener Kraft für bessere Bedingungen in einer eigenen Turnhalle bemüht haben, gehört der Turnverein Niederbrechen. Wir können uns heute gar nicht mehr vorstellen, wie viel Sorgen auf dem Vorstand lasteten und wie viel Opfer nötig waren, um den Turnhallenbau zu vollenden. Öffentliche Förderung durch die Gemeinde, den Kreis oder andere Institutionen, daran war damals nicht einmal zu denken. ja, die Vereinsturnhalle stand lange bevor es eine Schulturnhalle gab. So wie in Niederbrechen war es auch in vielen anderen Gemeinden. Hier wird deutlich sichtbar, welche Verdienste sich insbesondere die Turnvereine auf dem Gebiet der Sozial- und Gesundheitspolitik für unser Volk erworben haben
Die Verhältnisse haben sich erst grundlegend in den letzten zwei Jahrzehnten geändert. Es entstanden im Zusammenhang mit dem Schulbau zahlreiche moderne Turnhallen und in den letzten Jahren sogar große Spielhallen. Mit der Erfüllung des Goldenen Planes der Deutschen Olympischen Gesellschaft, begünstigt durch die wirtschaftliche Entwicklung in unserem Lande, kam es zu Entfaltungsmöglichkeiten auch für die Turnvereine auf dem sogenannten flachen Land.
Aus der ursprünglichen schroffen Ablehnung der Turnvereine durch die gemeindlichen Institutionen ist heute eine echte Partnerschaft geworden.
Die Arbeit der Turnvereine wird gefördert wesentlich dadurch, daß die Schulturnhallen mitbenutzt werden können - und trotzdem gibt es auch heute noch Vereine, die selbst eine neue Halle bauen oder alles tun, um die eigene zu erhalten und sie zu modernisieren,
Fragen wir, warum sie das tun, erhalten wir eine einleuchtende Antwort: Nur der Turnverein, der freizügig über Hallenraum verfügen und mit Spezialgeräten ausrüsten kann, ist in der Lage, auf die Dauer alle seine Aufgaben zu erfüllen. Auf ihn kommen allerdings Bau-, Unterhaltungs-, und Betriebskosten zu, während der Verein der nur kommunale Einrichtungen benutzt, von diesen Belastungen frei ist.
Die öffentlichen Hände fördern diese Vereinsinitiativen und gewähren heute weithin Beihilfen nicht nur zum Bau, sondern auch zu Betrieb und Unterhaltung. Und diese Förderung macht sich tausendfach bezahlt. Immer mehr Bürger erhalten so die Möglichkeit, Leibesübungen zu treiben.
Der Turnverein ist wie die anderen Vereine ein Angelpunkt für Geselligkeit und bereichert auch auf diesem Gebiet das Gemeindeleben. Er ist aber auch, wenn er etwas zu leisten vermag, ein gutes Aushängeschild für die ganze Gemeinde. Die Musiker und die Kunstturner des Turnvereins Niederbrechen kommen aufgrund ihrer Spitzenleistungen im ganzen Land herum und machen damit der Gemeinde und damit auch dem Kreis einen guten Namen. Mit der Ausrichtung des olympischen Ausscheidungsturnens, von Hessischen Meisterschaften und einer größeren Zahl von Gauturnfesten hat der Turnverein Niederbrechen auch unter Beweis gestellt, daß er mit großen organisatorischen Aufgaben fertig wird.
Ganz unfreiwillig ist unser Turnverein zu einem Traditionsträger geworden, wenn es darum geht, den alten Gemeindenamen zu bewahren. Ich will damit nicht sagen, daß er damit der kommunalen Neugliederung entgegenwirken soll. Im Falle Brechen können wir immerhin von einer glücklichen Lösung sprechen.
Im Gefolge der Gemeindeneugliederung möchte ich auch nicht der Fusion von Vereinen in das Wort reden. Ein belebendes Element für unsere Vereine ist der Wettbewerb von Verein zu Verein. Gemessen an der Zahl der Einwohner ist es gerade förderlich, wenn auf der Grundlage der Ehrenamtlichkeit eine vernünftige Aufgabenteilung unter den Ortsvereinen besteht.
Voraussetzung dafür ist natürlich, daß eine ausreichende Mitgliederstärke vorhanden ist. Der Jubilar gehört zu den mitgliedsstärksten Turnvereinen im Turngau Mittellahn. Der Turnverein Niederbrechen kann voller Zuversicht in die Zukunft blicken. Die Ausgangsposition ist günstig. 75 Jahre, die nunmehr hinter uns liegen, haben bewiesen, daß der Turnverein auf einem
guten Fundament ruht. Der Turnverein ist mit der Zeit gegangen. Fortschritt ist und bleibt die Devise.
Der Turnverein Niederbrechen ist, das lässt sich ohne jede Übertreibung sagen, ein gut geehrter und leistungsfähiger Verein. Er ist, auch das muss wiederholt werden, immer bereit gewesen durch die Übernahme von Gauturnfesten, auch für andere Vereine da zu sein.
Er wird auch die große Zukunftsaufgabe, Turnen zu einem Freizeitangebot für alle zu machen, lösen. Ein herzliches "Gut Heil" begleitet ihn in die nächsten 25 Jahre.
Quelle: Inform Brechen, 20.08.1976