Das am 1.10.1978 im Ortsteil Oberbrechen veranstaltete Erntedankfest der Ortsbauernverbände unserer Gemeinde kann sicher als ein voller Erfolg angesehen werden.
Nicht nur der Gottesdienst war noch besser besucht als im vergangenen Jahr (mehr als 1000 Personen), sondern auch über den ganzen Nachmittag hinaus war die Halle voll frequentiert. Es war ein emsiges Kommen und Gehen, wobei sich viele Menschen aus nah und fern zu einem Gespräch zusammenfanden.
Einen ganz besonderen Dank geht an die Bewohner aller drei Ortsteile, die in diesem Jahr in sehr großer Zahl an dem Erntedankfest teilnahmen.
Hier hat sich mit Genugtuung gezeigt, daß das Gefühl der Zusammengehörigkeit an diesem Tage bewiesen wurde.
Über Einzelheiten des Festes berichten wir in der nächsten Ausgabe von „Inform“.
Schon heute sei allen, die zum Gelingen des Erntedankfestes beigetragen haben, ein herzliches Dankeschön ausgesprochen.
© Inform Brechen, 05.10.1978
Das zweite Erntedankfest, welches in unserer Gemeinde am 1.10.1978 im Ortsteil Oberbrechen in und um die Emstalhalle gefeiert wurde, war in jeder Hinsicht ein voller Erfolg.
Einmal für die drei Ortsteilverbände unserer Gemeinde, zum anderen für die Mitwirkenden, besonders aber für den Menschen selbst, der sich an diesem Tage trotz anfänglich schlechter Witterung zum Ort der Handlung begab.
Höhepunkt des Tages war wieder der ökum. Gottesdienst, an dem in diesem Jahre mehr als 1000 Personen teilnahmen, die aus der Gemeinde sowie von nah und fern gekommen waren.
In der von den Landfrauen und Landwirten aller drei Ortsteile bestens auf das Fest ausgerichteten und ausgeschmückten halle fand sich eine Gemeinde zusammen, die Gott nicht nur für die Erntegaben, sondern auch für so vieles andere im täglichen Leben danken wollte. Erfreulich die Vielzahl der Christen aus der evangelischen und katholischen Kirche, die sich hier zusammengefunden hatten. Die gute Predigt von Pfarrer Weber aus Hahnstätten brachte viele zum Nachdenken; wie überhaupt der Gottesdienst etwas an die Menschen weiter-gab, das weit über diesen Tag hinausging.
Allein der Gedanke, sich in einer Gemeinschaft gleichen Sinnes zu befinden, hat manchen froh gemacht und leicht nach Hause gehen lassen. Erfreulich auch, daß alle drei Pfarreien den Gottesdienst am Altar mitfeierten.
Die Fürbitten, der gemeinsame Gesang vom Kirchenchor Niederbrechen, die Musik der Feuerwehrkapelle Niederbrechen, stimmten alle auf diesen Dankgottesdienst vortrefflich ein.
Mit Genugtuung das soll erneut betont werden – wurden die zahlreichen Besucher aus allen drei Ortsteilen registriert, zur Messe und auch am Nachmittag.
Daraus resultierend kann jeder, der es sehen will, das Zusammenwachsen der Menschen unserer Gemeinde nicht nur im räumlichen; gerade im menschlichen Bereich, in Dank-barkeit feststellen.
Gerade im Bereich der Landwirtschaft zeigen sich doch schon viele Gemeinsamkeiten, die sich durch Treffs, Veranstaltungen und Fahrten erzielen ließen. Gehen wir weiter, trotz aller Hindernisse und Skeptiker, aber - gemeinsam.
Viele Ideen zum Erntedankfest
Eine Möglichkeit der Selbstdarstellung und Kontaktpflege
Mehr als 300 Schülerarbeiten aus 10 Schulen des Kreises waren für den Schülerwettbewerb zum Erntedankfest eingereicht worden. Die 30 besten Arbeiten werden jetzt in der Zweigstelle der Kreissparkasse Limburg in Oberbrechen ausgestellt. In verschiedenen Techniken ausgeführt, gemalt, als Collage oder in Bastelarbeit, hatten die Kinder ihre Vor-stellung von Erntedank ausgedrückt.
Angesichts der vielen ansprechenden Arbeiten fiel es der Jury schwer, 18 Preisträger herauszusuchen, für die es ein Fahrrad, Pocketkameras und Bücher gab.
In der Gruppe der Sechs- bis Neunjährigen siegten Marion Woisch, Tatjana Holzhäuser, Dagmar Wittek (alle Grundschule Linter), Jasmin Benischke, Dagmar Oster und Tanja Decker (alle Grund- und Hauptschule Oberbrechen). Bei den Zehn- bis Zwölfjährigen waren Thomas Klein (Grundschule Arfurt), Michael Köberle, Sabine Raabe ( beide Grund- und Haupt-schule Eschhofen), Karl Renz (Grund- und Hauptschule Niederbrechen), Hubertus Gläser und die Klasse 6 b H von der Gesamtschule Hadamar erfolgreich, bei den 13- bis 15jährigen waren es Susanne Reggelin, Jan Garbe (Beide Hadamar), Susanne Löw, Ute Durchschlag (beide Eschhofen), Monika Blumentrath (Oberbrechen) und Heide Hilfrich (Grund- und Hauptschule Lindenholzhausen).
Zuvor hatten die Arbeiten während des Erntedanktages in der Emstalhalle Beachtung gefunden, ebenso wie die anderen Stände in der Halle, die während des Tages regen Zuspruch hatten, mehr noch als beim ersten Erntedankfest im vergangenen Jahr.
Die Landfrauen aus Niederbrechen hatten kunstvolle Hessenstickereien angefertigt, die Dauborner Frauen gefielen in ihren Trachten, die originalgetreu alten Stücken nachgearbeitet sind – einige der alten Trachten hatten sie zur Ausstellung mitgebracht. Ihr Stand, an dem sie ihren berühmten „Dauborner“ anboten, war ein besonderer Anziehungspunkt.
Was man mit Eiern alles anfangen kann, demonstrierte die Oberbrechener Geflügelfarm Schönherr. Besonders gut schmeckten deren Mixgetränke und der selbstgemachte Eier-likör. Kostproben ihres Honigs reichten die heimischen Imker Josef Keuler, Hans Potsch und Herbert Roth. Letzterer zeigte auch einige Prachtexemplare seiner Insekten- und Schmetterlingssammlung.
Die Herstellung des edlen Gerstensaftes konnte am Stand der Limburger Brauerei Busch verfolgt werden.
Für die Unterhaltung der Besucher, die sich an Kaffee und Kuchen und Zwetschgenkrautstullen gütlich tun konnten, sorgten die Volkstanzgruppe der Landjugend Limburg, die „Emsbachthaler“ aus Niederbrechen, sowie die Feuerwehr-kapelle Oberbrechen.
Beim abendlichen Tanzvergnügen waren es die singenden Landfrauen aus Neesbach und die Gymnastikgruppe der TSG Oberbrechen, die mit ihren Darbietungen das Pro-gramm auflockerten.
Nicht fehlen durfte die Ausstellung moderner Landmaschinen, die die Firmen Egenolf und Tröster auf dem Gelände vor der Halle aufgebaut hatten.
Bürgermeister Kramm, der in der Emstalhalle auch zahlreiche Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens begrüßen konnte, wertete die große Resonanz, die das Erntedankfest gefunden hatte, als Zeichen dafür, daß die Landwirte und die übrige Bevölkerung der Gemeinde wie die der umliegenden Orte, diesen Tag als ihr Fest, als Möglichkeit der Selbstdarstellung und der Kontaktpflege verstehen, annehmen und mittragen.
LIEBER GOTT BRING SONNENSCHEIN; REGNEN
LASSEN WIR’S ALLEIN
Erntedank 1978 als Auseinandersetzung mit der Technik - Eine Betrachtung
Ernte 1978: Wuchtige Mähdrescher preschen durch die Getreidefelder. Zehntausende Quadratmeter Weizen, Gerste, Roggen und Hafer „putzt“ einer von ihnen an einem Vormittag weg. Diese modernen Erntehelfer haben aber auch noch etwas anderes als das Getreide „wegfressen“: die uralten Erntebräuche.
Als Trecker, Mähdrescher und Kartoffelroder Tausende von landwirtschaftlichen Helfern aus ihrer Arbeit entließen, gab es plötzlich keine froh gestimmte Gemeinschaft der Erntehelfer mehr, die die letzten Halme zu einem menschenähnlichen „Alten“ zusammenband, ihn bekleidete und unter Jubel ins Dorf zum Bauern trug, um ihn mit einem Spruch zum fröhlichen Abschlusstrunk aufzufordern. Ein. zwei Treckerfahrer auf dem Hof nehmen den Bauern nicht mehr in die Pflicht, verstecken den „goldenen Hahn“ als Ernteschmaus nicht mehr in der letzten Garbe.
Nur Fragmente der alten Bräuche haben sich erhalten. Zu den Erntebällen der Landjugend, mehr Anlaß zum Feiern als Erntedank, flechten junge Leute noch Erntekronen, schmücken sie mit bunten Bändern und Maiskolben.
Das kirchliche Erntedankfest am Sonntag nach Michaelis läuft allerdings in den meisten Dörfern noch ähnlich ab wie früher. Überall in den Kirchen sind die Altäre mit Getreide und Früchten geschmückt, und an diesem Tag sind besonders viele Bauern auf den Bänken zu sehen. Die Predigten gehen heute vielfach auf die grundsätzlichen Fragen im Um-gang mit der Schöpfung, auf die Probleme der Dritten Welt und die Auseinandersetzung mit der Technisierung ein. Ganz einfach ist es für die Pastoren nicht, sich beim Erntedankfest auf die „neue Landwirtschaft“ einzustellen.
Haben sie sich doch zum Beispiel mit folgendem, in einem Pumpwerk im Kreis Lüneburg angebrachten Spruch zu beschäftigen: “Lieber Gott, bring Sonnenschein, regnen lassen wir’s allein“.
© Inform Brechen, 12.10.1978