Erntedank 1981 im Fernsehen

Seit dem Jahre 1976, in diesem Jahr zum 5. Male, feiert man in der Gemeinde Brechen ein Erntedankfest in größerem Stil.

Im Mittelpunkt dieses Erntedankfestes steht von Anfang an dem ökumenischen Gottesdienst, zu dem alljährlich bis zu 1300 Menschen – Jung und alt – kommen. Dieser Gottesdienst sowie das gesamte Erntedankfest wird in und um die Emstalhalle abgehalten.

An diesem Erntedankfest soll der Dank an Gott für die so vielfältigen Geschenke, die der Mensch täglich erhält, auf verschiedene Weise abgestattet werden.

Ohne Rummel und lautem Getue soll neben der Dankmesse auch die menschliche Begegnung an diesem Tage besonders hervorgehoben werden.

Daß mit dem Dank für die Erntegaben des ganzen Jahres auch Freude mit einfließt, ist ganz selbstverständlich und auch sicher von Gott so gewollt.

„Frucht ist Lohn der Hände Arbeit, aber auch ein Geschenk Gottes“. So wird in diesem Geiste auch das diesjährige Erntedankfest wieder gefeiert werden.

Erstmals ist es den Verantwortlichen gelungen, das Hessische Fernsehen auf diese Veranstaltung aufmerksam zu machen. Im 3. Programm in der Sendung „Horizont“ wird ein Film, der vom Erntedankfest und den dazugehörenden Dingen berichtet, acht Tage später gesendet.

Das hierfür zuständige Aufnahmeteam, unter der Leitung von Frau Michaela Scherenberg, hat bereits am 19.08. mit den ersten Aufnahmen (Erntearbeiten in Niederbrechen) begonnen. Weitere Aufnahmen werden mit dem Kameramann Hans Schlacht und dem für den Ton und Licht zuständigen verantwortlichen Jürgen Schäffler erfolgen.

Das Aufnahmeteam will u.a. auch auf die Probleme der Landwirtschaft in unserem Raum eingehen.

Das Kamerateam mit ihrer Leiterin dürfte für einen guten Film über den Erntedank in heutiger Zeit alle Voraussetzungen mitbringen.

In diesem Zusammenhang weisen wir auf zwei Filme dieses Teams hin, die im 3. Programm des Hess. Fernsehens gezeigt werden:

„Alleingang“

Auf der Suche nach Geborgenheit

Sendezeit am 8.9.1981, um 21.45 Uhr

„Keiner ist nur stark“

Erfahrung einer Familie, Sendezeit am 23.10.1981, 20.15 Uhr.

Das diesjährige Erntedankfest am 4.10.1981 steht unter dem Motto „Wald und Wild“.

Hier soll die enge Verbindung dieser Zweige der zur Landwirtschaft in besonderem Maße dargestellt werden.

Da Wald und Wild neben den jährlich feststehenden Ständen der Landfrauen in die Emstalhalle gebracht wird, dürfte das diesjährige Erntedankfest seine besondere Anziehungskraft wieder nicht verfehlen.

Schon heute wird dazu recht herzlich eingeladen.     Josef Kramm

© Inform Brechen, 10.09.1981

Erntedankfest 1981 - Fünf Jahre Erntedankfest in Brechen

Zum 5. Male feiert die Landbevölkerung – und nicht nur diese – im „Goldenen Grund“ in und um die Emstalhalle im Ortsteil Oberbrechen „ihr“ ERNTEDANKFEST in der nun schon dieser Veranstaltung eigens gegebenen Form.

Wenn am 4. Oktober 1981 abends die Pforten der Emstalhalle geschlossen werden, haben rund 20.000 Personen die fünf Veranstaltungen zum Dank für alltägliche Gaben jeglicher Art besucht.

Viel Skepsis, Ablehnung bei den weltlichen und kirchlichen Körperschaften und Institutionen, auch in den eigenen Reihen der Landwirte, waren die Geburtswehen der heute im heimischen Raum nicht mehr wegzudenkende Veranstaltung.

Viele Gespräche, Diskussionen, Änderungsvorschläge und vieles mehr waren notwendig, um die heutige Form dieser Veranstaltung zu finden. Ursprünglich wollte man in der Mitte des Goldenen Grundes drei Tage der Landwirtschaft mit Messe und Märkten, dann einen Bauerntag abhalten. Letztlich ist man jedoch auf den heutigen Modus gekommen, bei dem im Mittelpunkt der Veranstaltung von Anfang an der Dank an Gott mit der Messe steht.

Mit dem Jährlich wechselnden Motto, unter dem die Veranstaltung durchgeführt wird, wird dem Fest einmal die enge Beziehung der Landwirtschaft zu den jeweils ausgewählten Bereichen, wie Brauen, Backen, den Metzgern, Landmaschinen in diesem Jahr zu Wald, Wild, Umwelt- und Vogelschutz, zum anderen eine jährliche Vielfalt und Abwechslungsreichtum gegeben. Im Jahre 1982 ist die Thematik Milchwirtschaft ausgewählt.

Daß in jedem Jahr die Landmaschinen, die Landfrauen mit ihren Stickereien, den alten Gerichten auf dem Lande sowie dem Dauborner Schnaps, die Schülerwettbewerbe mit Arbeiten aus dem Bereich der Landwirtschaft oder den jährlich wechselnden Motiven dabei sind, spricht für einen gewissen Grundstock, der aber auch nie fehlen darf und immer wieder neues Interesse findet.

Über 1.000 Menschen kommen immer wieder zu dem eindrucksvollen Gottesdienst um 10 Uhr in der Emstalhalle, der Jung und Alt mit den Gaben der Natur um den Altar versammeln lässt.

Von Anfang an hat der Erntedankausschuss, der sich inner-halb eines Jahres mehrmals trifft, um alle Vorbereitungen und die Durchführung selbst intensiv zu betreiben, dafür ausgesprochen, daß die Veranstaltung nicht zu einem Rummelplatz wird. Die Besinnung und die Hinweisung zum Danken für all das, was wir täglich durch die Gnade Gottes erhalten, war Haupttenor des Erntedanktages. Daß die Christen sich schon immer nach der Messe zu einem Mahl niedergelassen und sich über das Geschenk Gottes gefreut haben, kennen wir aus der Urgeschichte der christlichen Kirche. So soll es auch heuer beim Erntedank in Brechen sein.

Nach der Messe, die jedes Jahr in eindrucksvollem Rahmen gefeiert und vielen Menschen etwas mit in den Alltag gibt, sollen sich die Besucher im Gespräch bei Essen, Trinken, Tanz, Spiel und Gesang nach dem Gotteslob ob der vielen Geschenke, die sie jeden Tag erhalten, erfreuen.

Besonderen Wert haben die Verantwortlichen auch auf die menschlichen Begegnungen der Landbevölkerung unter-einander aber auch jene, die nicht aus der Landwirtschaft kommen, gelegt. Werden zwischen den Landwirten Probleme vielfältiger Art in ihrem Beruf und Familie besprochen, sollen diejenigen, die ihnen oft „fremd“ gegenüberstehen, auf diese in besonderem Maße hingewiesen werden. Nach wie vor hat unsere Landwirtschaft doch soziale Aufgaben unseres Volkes zu erfüllen, die man u.a. in folgenden Bereichen sehen kann:

Die ausreichende und krisensichere Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln von guter Qualität.

  1. Die Sicherung der natürlichen Lebensgrundlagen. Hierunter sind nicht nur die Sicherung der Boden-fruchtbarkeit und der Fruchtqualität zu sehen, sondern auch die Sicherung und Beschaffenheit von Wasser und Luft sowie die Erhaltung des Erholungs- und Erbauungswert der Kulturlandschaft.
  2. Die Schaffung einer krisensicheren Existenz der Betreibenden, also der Landwirte.

Daß die Landwirtschaft seit des Konjunkturbeginns um 1950 immer mehr mit sich selbst und den Problemen der EG – Agrarpolitik, dem steigenden Aufwand für höhere Erzeugnis-se u.a.m. zu kämpfen hat, Ist jedem Eingeweihten bekannt. Gegenüber der Zeit vor dem letzten Weltkriege benötigt unsere heutige Agrarproduktion (einschl. Verpackung, Lagerung und Transport) einen je nach Produkt bis zu zwanzigfachen Energieaufwand, um eine Nahrungsmittelkalorie auf den Tisch zu bringen. Nach wie vor laboriert die Landwirtschaft an den geringen Erzeugerpreisen, bei denen doch die Preise für die Frucht schon fast 50 Jahre die gleichen sind.

Auf der anderen Seite zahlt der Bundesbürger gegenüber zu Zeiten Goethes statt damals ca. 40 % heute nur noch durch-schnittlich 20 % seines Einkommens für Lebensmittel. Immer mehr Vorwürfe werden in der Öffentlichkeit im Hinblick auf den Gedanken des Umweltschutzes über eine zu hohe Industrialisierung und Chemisierung erhoben. Auf der anderen Seite fordert man wieder Produkte aus ökologischen Anbaugebieten, d.h. aus organisch – biologischen, biologisch – dynamischen und sonstigem alternativem Landbau.

Bezüglich der Erhaltung der Arbeitsplätze ist es im Hinblick auf all die Schwierigkeiten, die die Landwirtschaft immer mehr belastet, gerade in unserem Bereich sehr schlecht. Die Möglichkeiten, die sich hinsichtlich anderer Arbeitsplätze für den Landwirt in der Nähe des Ballungsbereiches Main – Taunus ergeben, lassen ihn leichter von seiner „Heimat - Scholle“ weggehen als in anderen Gebieten.

Wenn dann noch anerkannte Experten auf den wissenschaftlichen Gebiet der Landwirtschaft die Nebenerwerbs-siedlungen als das Erstrebenswerteste für den heutigen Landwirt darstellen, sollte man sich über Abwanderungen und das Zurückgehen von Vollerwerbsbetrieben in einem früher nur von der Landwirtschaft geprüften Gebiet nicht wundern.

Die vielgepriesene Selbstständigkeit des Landwirts, seine Verbundenheit mit dem Boden, hält dann auch junge Menschen nicht mehr zu Hause im elterlichen bäuerlichen Be-trieb.

So sollte auch ein Erntedankfest jährlich nicht nur die Worte des Dankes über die Lippen kommen lassen, sondern auch auf die Probleme derer hinweisen, die wir alle so dringend notwendig für unseren Fortbestand brauchen: auf die Land-wirtschaft. Hierzu kommt der Wald, der ja ebenfalls sehr eng mit dieser Berufssparte verbunden ist.

So dürfte das diesjährige Erntedankfest unter dem Motto „Wald und Wild“ in der Selbstdarstellung und mit Hinweisen auf zum Teil vorgenannte Probleme eine willkommene Gelegenheit zur Information sein.

„Der Wald soll in die Halle“ und „Die Halle soll nach Wald riechen“, so will man in verstärktem Maße den Wald in seiner Vielfalt und das Wild darstellen. Baumbestimmungen, das raten des Alters eines Baumes, die Möglichkeit des Gewinns von einem Raummeter Brennholz, viel Grünes durch Bäume und Sträucher, Wild in Tierpräparationen aus unserer Gegend, viele Grünröcke, drei Jagdhornbläser – Gruppen stellen sicherlich eine ausgezeichnete Verbindung zur Landwirtschaft an diesem Tage her. Die „Singenden Landfrauen aus Neesbach“ dürfen bei einer solchen Veranstaltung eigentlich nicht fehlen und sind auch in diesem Jahr bei der Advents-veranstaltung mit ihren erfrischenden und zu Herzen gehen-den Liedern wieder dabei, ebenso wie die Folklore – Gruppe der Landvolkjugend Limburg – Weilburg.

Der Frühschoppen nach der Messe, das Eintopfessen, die nachmittägliche Musik etc., wird sicherlich wieder viele Menschen den ganzen Tag zusammen in der Emstalhalle und um sie herum verweilen lassen.

Immer und immer wieder zieht auch der Maschinenpark der Firmen Egenolf (Dehrn) und Tröster (Lindenholzhausen) die Interessierten Landwirte an (zum Leidwesen oft zu viele Kin-der, die auf den Landwirtschaftlichen Geräten häufig Schäden verursachen, die in die Tausende Gehen).

Wenn auch der Verkauf dieser Geräte nicht im Vordergrund steht, sondern die Unterstützung des Erntedankfestes, so werden doch Fachgespräche und viele Begegnungen auf dem Ausstellungsgelände stattfinden.

Auch ältere landwirtschaftliche Geräte sind immer wieder zu sehen. Nicht zuletzt soll der diesjährige Erntedanktag für alle wieder ein Erlebnis und für unsere Landwirtschaft ein besonderer Tag sein, der auf ihre Bedeutung hinweist.

Durch die Übertragung eines Fernsehfilmes dürfte der diesjährige Erntedanktag eine zusätzliche Hervorhebung erfahren. Ein Filmteam, unter der Leitung von Frau Michaela Scherenberg und dem Kameramann Hans Schacht u.a., vom Hessischen Fernsehen, werden vom Erntedankfest selbst und mit Szenen, die mit ihm in Zusammenhang zu bringen sind, einen Film drehen, der am Montag, dem 12.10.1981, ab 20.15 Uhr, in der Sendung „Horizonte“ gesendet wird (12 Minuten).

Allen, die für das Gelingen des diesjährigen sowie der vergangenen Feste des Erntedankfestes in Brechen beigetragen haben, besonders auch ihnen meine Damen und Herren von der Presse für ihre Öffentlichkeitsarbeit, gilt ein herzlicher Dank. Ein ganz besonderer Dank gilt der Redaktion bzw. dem Verlag Linus Wittlich für die Umfangreiche und ausführliche Berichterstattung zum Erntedankfest 1981.

Die Veranstalter laden die gesamte Bevölkerung, die zum Erntedankfest kommen kann, insbesondere aber zum Gottesdienst um 10 Uhr, recht herzlich ein.

Ein besonderer Gruß gilt an dieser Stelle allen Kranken und jenen, die zum Gottesdienst und auch zu den übrigen Veranstaltungen nicht kommen können. Wir werden ihrer all gedenken.

Ein herzlicher Willkommensgruß allen Mitwirkenden und Gästen. Mögen alle sich in der Gemeinde Brechen, im Kreise der Landbevölkerung wie in einer großen Gemeinschaft und zu Hause fühlen.

Wenn dieser Tag mit allem, was die Verantwortlichen und Mitwirkenden den Besuchern geben möchten, tief einwirkt und noch lange nachhaltige Eindrücke vermittelt, aber auch zur Besinnung auf das tägliche Leben mit dem Dank an Gott für alles was er uns schenkt aufruft, dann dürfte das gesteckte Ziel erreicht sein. Wir wünschen jedenfalls allen ein Erlebnis besonderer Art.

Ortsbauernverband Brechen

© Inform Brechen, 01.10.1981

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