Karolingisches Grab auf Bergen entdeckt

Bei Renovierungsarbeiten an der Berger Kirche stießen Mitglieder des Freundeskreises in der vergangenen Woche auf ein Steinplattengrab aus karolingischer Zeit. Mitarbeiter des Landesamtes für Denkmalpflege legten das Grab vor-sichtig frei. Gefunden wurden zahlreiche Knochen, der Be-leg für das Vorhandensein einer Begräbnisstätte im frühen Mittelalter an diesem Ort, doch deutete alles daraufhin, daß das Grab schon in früheren Zeiten gestört worden sein musste. Kurz vor Abschluss der Grabungsarbeiten wurde jedoch zur Überraschung aller ein vollständig erhaltenes Skelett in den mit Platten aus Taunusgrünstein eingefassten Grab entdeckt. Das Skelett wurde zwischenzeitlich in das Landesamt gebracht und wird dort untersucht, um Näheres über den Toten, sein Alter, sein Geschlecht und anderes mehr her-auszufinden. Zunächst waren die Archäologen auf eine große Menge der verschiedenartigsten Knochen gestoßen. Hüftpfanne und Hüftknochen von Erwachsenen etwa, ein Stück einer Schädeldecke eines Kleinkindes, den Brustkorb eines Säuglings, Fersenbein und Armknochen.
Da diese Knochen nicht aus einem einzigen Grab stammen können, müssen hier zahlreiche Tote beerdigt worden sein. Bergen muss also, so der Schluss der Fachleute, schon in karolingischer Zeit, also im siebten bis zehntes Jahrhundert nach Christus Begräbnisstätte gewesen sein. Diese Vermutung wird bestätigt durch das Alter der Berger Kirche, die um diese Zeit schon gestanden haben muss, obgleich ihr genaues Alter nicht bekannt ist.
Das Fehlen anderer Fundstücke weist auf den christlichen Glauben der Bestatteten hin, da die bei den heidnischen Religionen üblichen Grabbeigaben fehlten.
Das Skelett schien noch genauso dazuliegen, wie man den Toten vor über 1000 Jahren direkt neben der Kirche beige-setzt hatte, die Hände über dem Leib gekreuzt. der Kopf ein wenig auf die Schultern gesunken, nicht einmal die Zähne fehlten. Nach Meinung der Experten muss es sich bei dem Toten um eine begüterte Person gehandelt haben, denn nur wohlhabende Leute hätten sich eine Bestattung ihrer verstorben Angehörigen in einem solchen Grab mit Steinplatten leisten können.
Wahrscheinlich handelte es sich um einen jüngeren Menschen, denn die Steinplatteneinfassung misst nur knapp 50 Zentimeter Breite. Der Fund wurde gezeichnet und fotografiert und die Lage des Grabes auf die Kirche bezogen ein-gemessen, ehe das Skelett entnommen wurde. Das Grab wird auf dem Friedhof Bergen an Ort und Stelle belassen und wieder mit Erde bedeckt.
© Inform Brechen, 16.06.1988

Neues von Bergen
Bei den Ausschachtungsarbeiten um die Kirche herum wurde auch die Mauer vor dem Kircheneingang freigelegt. Dabei wurde festgestellt, dass die Grundmauer gar nicht so fest gemauert wurde, wie man es annehmen musste. Teilweise war unter der Kirche das Fundament nur die Erde versehen. Man muss sich wundern, dass dies eine so alte Kirche ohne Einwirkungen getragen hat.
Josef Kremer und Sohn Berthold sowie Otto Scheib haben ein neues Fundament gemauert und wieder verputzt. Jenen drei gebührt ein besonderer Dank.
© Inform Brechen, 23.06.1988

Zweites Grab auf Bergen entdeckt
Bei Grabungs- und Isolierarbeiten um die Berger Kirche wurde ein weiteres Grab aus der Karolingerzeit entdeckt. Dieses Grab reichte unter das Fundament der Kirche, so dass dies ein Beweis dafür ist, dass sich auf Bergen schon vor der jetzigen Kirche vor rd. 1000 Jahren eine Grabstätte christlicher Art befand. Das Landesamt für Denkmalpflege in Wiesbaden, Herr Fischer als Grabungsleiter, wertete demgemäß auch diesen neuen Fund als für die Erforschung der Geschichte unserer Heimat sehr wichtig.
Der Freundeskreis »Berger Kirche« freut sich über die Funde und wird sich weiterhin nicht nur um die Erhaltung, sondern auch um die Erforschung des alten Gotteshauses bemühen.
Es waren schon harte Arbeiten bisher, die jetzt aber mit Erfolg abgeschlossen sind und die Erde wieder aufgefüllt ist. Eine Verbesserung der Blitzableiteranlage ist erfolgt, und Mitte Juli spätestens ist mit dem Gerüstbau zu rechnen. Mit den Isolierungsarbeiten und der Drainageverlegung erhofft der Freundeskreis sich den Wegfall der bisherigen Feuchtigkeit in den Grundmauern. Besonders den bisherigen Materialspendern sei ebenso herzlich gedankt.
© Inform Brechen, 30.06.1988

 

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