Erntedankfest 1991

Unter dem Motto »Salz der Erde« wird das diesjährige Erntedankfest in Brechen am Sonntag, 06.10.1991 in der Emstal-halle Oberbrechen gefeiert. Mit diesem Fest wollen die Landwirte der gesamten Bevölkerung die Bedeutung ihres Berufsstandes vor Augen führen, auf die Probleme der Landwirtschaft hinweisen und um Verständnis für den Bauernstand werben.

Im Mittelpunkt der Veranstaltung steht der Festgottesdienst um 10.00 Uhr, den Pfarrer Schmidt, Oberbrechen, zelebriert. Die Predigt hält Pfarrer Drechsler, Niederbrechen. Die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes haben der Kirchen-chor Werschau unter der Leitung von Kurt Fortenbacher und der Musikzug des Turnvereins Niederbrechen unter der Leitung von Hans Steiner übernommen.

Wie alljährlich werden zu dem Fest wieder mehrere tausend Besucher aus dem Goldenen Grund, von Lahn, Taunus und Westerwald erwartet.

Das Rahmenprogramm des Erntedankfestes ist ganz auf das Motto »Salz der Erde« ausgerichtet. So werden die BASF und die Kali- und Salz AG, über die Salzgewinnung und die Ver-wendung von Salz als Dünger informieren. Während des Tages werden auch verschiedene Videos zu dem Thema vorgeführt. Das Amt für Landwirtschaft und Landentwicklung Limburg wird über die Düngung und über Bodenuntersuchungen informieren und Auskunft geben. Über die Verwendung von Speisesalz kann man am Stand der Landfrauen einiges erfahren.

Der Obst- und Gartenbauverein Oberbrechen übernimmt die Ausschmückung der Bühne und präsentiert Erntegaben aus Feld und Garten. Auf der Freifläche vor der Halle stellt die Firma Tröster landwirtschaftliche Geräte aus.

Zum Frühschoppen spielt der Musikzug des Turnvereins Niederbrechen. Der Wirt der Emstalhalle bietet zum Mittag-essen ein Eintopfgericht an. Die Frauengemeinschaft Ober-brechen hat wiederum ein rustikales Büfett vorbereitet und die Dauborner Landfrauen sind mit Dauborner Spezialitäten vertreten.

Im Nachmittagsprogramm spielt der Musikzug Mensfelden zur Unterhaltung auf. Die Landfrauen aus Brechen bieten Kaffee und selbstgebackenen Kuchen an. Zu bekommen sind auch wieder die bekannten Ährensträuße und Gestecke.

© Inform Brechen, 03.10.1991

Ein eindrucksvolles Erntedankfest in der Emstalhalle

Unter dem Thema »Ihr seid das Salz der Erde« feierten gestern in der mit Erntegaben geschmückten Emstalhalle in Oberbrechen zahlreiche Gläubige aus den Kirchengemein-den Ober- und Niederbrechen zusammen mit Besuchern aus den Nachbargemeinden Hünfelden, Selters und Limburg und aus anderen Orten der näheren und weiteren Umgebung in ausdrucksvoller Weise das Erntedankfest.

Unter einer großen Erntekrone stimmten das Blasorchester des TV Niederbrechen und der kath. Kirchenchor »St. Georg« Werschau auf den Gottesdienst ein, in dem die Pfarrer Alfons Schmidt, Oberbrechen, und Harald Drechsler, Niederbrechen, dem Schöpfer für die gute Ernte dankten und die Laien in ihren Fürbitten um Brot und Hilfe für die Armen in der Welt baten.

Pfarrer Drechsler gebrauchte eine übergreifende Anrede, als er zunächst die Ehrenbürgerschaft von Pfarrer Schmidt würdigte und dieses nicht alltägliche Ereignis in Bezug zum Erntedankfest brachte.

Schon Jesus Christus habe gesagt, man zünde ja auch nicht ein Licht an, um es unter ein Gefäß zu stellen. Es sei der Sache würdig, den ersten Ehrenbürger der Gemeinde Brechen auch in einem Gottesdienst herauszustellen. Ebenfalls in Bezug zum Tag des Dankes brachte der Pfarrer den letzten Tag, an dem die Kandidaten für die Pfarrgemeinderats-wahl zu benennen waren. Vielleicht gebe der Gottesdienst oder das nachfolgende Gespräch dem einen oder anderen doch noch einen Anstoß, sich als Kandidat zur Verfügung zu stellen.

Das Erntedankfest sei also nicht allein ein Tag der Bauern und Landwirte, sondern wir seien in irgendeiner Weise alle einbezogen. Das Fest mache auch aufmerksam auf die Probleme der Landwirtschaft und des Bauernstandes wie auch auf die gegenseitige Abhängigkeit von Produzenten und Konsumenten landwirtschaftlicher Produkte. Der Tag müsse auch aufmerksam machen auf empörende Zustände, wie Reichtum auf der einen und Not auf der anderen Seite, wo einerseits Lebensmittel vernichtet würden, um Preise zu halten, und wo andererseits viele Menschen an Hunger stürben.

Auf diese Tatsache waren auch die Fürbitten abgestimmt. Gott wurde darum gebeten, daß die Kirche wie ein Licht leuchte und nicht müde werde, überall auf der Welt für eine gerechte Verteilung der Güter und der Lebenschancen einzutreten.

Für alle politisch  Verantwortlichen werde gebeten, daß sie orientiert sein mögen an dem, was menschliches Leben wirklich reich mache: an Frieden, Solidarität und Freiheit. Das zum Erntedankgottesdienst gebrachte Motto vom »Salz der Erde« solle zum Nachdenken anregen.

Dieses Bild sei mehrschichtig, meinte der Prediger. Salz solle würzen, den Speisen Geschmack geben. So solle auch der christliche Mensch das Erdendasein würzen, doch müsse er darauf achten, daß er es nicht versalze. Das Salz dürfe aber auch nicht an Geschmack verlieren, sonst werde es fade, sei zu nichts mehr nütze, so daß es weggeworfen und zertreten werde.

Die im Gottesdienst gezeigte Dankbarkeit solle sich auch in konkreter Hilfe ausdrücken, appellierte Pfarrer Schmidt an die Gläubigen. Die Kollekte sei für Arme in der Welt bestimmt. Im vergangenen Jahr habe sie einen Betrag von 1.580,00 DM erbracht. Am Ende des Gottesdienstes dankte der Pfarrer allen Mitwirkenden, die zum guten Gelingen des Festes beigetragen haben.

Dank sprach anschließend auch Kreislandwirt Edgar Knapp. Dies zunächst für die überaus gute Getreideernte. Nicht so gut seien infolge der langanhaltenden Trockenheit die Hack-früchte geraten, bei denen Einbußen in Kauf zu nehmen seien. Die Schweinemäster blickten jedoch optimistisch in die Zukunft.

Knapp sprach aber auch die wirtschaftlichen Probleme des Bauernstandes im Zusammenhang mit dem europäischen Binnenmarkt an. Die jüngsten EG – Beschlüsse bedeuteten das Ende des herkömmlichen landwirtschaftlichen Familien-betriebes, erwähnte er und forderte eine erneute Diskussion über die Zukunftsaussichten der deutschen Landwirtschaft.

© Inform Brechen, 10.10.1991

 

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