Anlässlich des 20-jährigen Bestehens fand am 26.11.1994 das 4. Brecher Gemeindeforum im Mehrzweckraum der Emstalhalle in Oberbrechen statt. Festredner zum Thema Politik und Politikverdrossenheit ist der aus Niederbrechen stammende Dr. Willi Steul, Chefredakteur von Radio Deutschland. Neben dem Vortrag steht die Ehrung von Bürgerinnen und Bürger im Vordergrund, die sich um die Gemeinde und die dörfliche Gemeinschaft besonders verdient gemacht oder durch hervorragende Leistungen ausgezeichnet haben; die Ehrungsfeier wird vom Musikverein Oberbrechen musikalisch umrahmt.
Aus Anlaß des 20jährigen Bestehens der Gemeinde Brechen wurden am Samstag, dem 26. November 1994, im Mehrzweckraum der Emstalhalle verschiedene Personen geehrt, die sich um die Gemeinde und die dörfliche Gemeinschaft besonders verdient gemacht oder durch hervorragende Leistungen ausgezeichnet haben.
Menschen brauchen gesellschaftliche Geflechte, um sich heimisch zu fühlen.
Die Ehrung verdienter Bürger stand im Mittelpunkt des Gemeindeforums in der Emstalhalle in Oberbrechen. Ausgezeichnet wurden Bürger aus allen Bereichen, sei es Sport, Kultur oder soziales Engagement.
Eine Gemeinde, in der Menschen lebten, die bereit seien, über das Übliche hinaus für die Allgemeinheit tätig zu sein, könne sich glücklich schätzen, stellte Bürgermeister Königstein fest, der den Geehrten gemeinsam mit dem Vorsitzenden der Gemeindevertretung, Josef Wünschmann, Krüge mit dem Wappen der Gemeinde überreichte.
In der heutigen Zeit, die in rasender Geschwindigkeit Änderungen mit sich bringe, zerfielen über Generationen gewachsene Werte und Strukturen. Neue Gesellschaftsgeflechte könnten sich kaum noch bilden, Familien, Kirchen und Dorfgemeinschalten bänden immer weniger. Der Mensch aber brauche derartige Geflechte, Festpunkte, Ziele und Perspektiven, um sich zu orientieren, Beziehungen zu knüpfen, sich heimisch zu fühlen.
Mit der Dorferneuerung werde versucht, die Gemeinde baulich unverwechselbar zu machen und ihr die Anonymität zu nehmen, führte Bürgermeister Königsfein aus. Mehr als Gebäude aber prägten die Menschen den Ort und erfüllten ihn mit Leben. Menschen besonders, die durch ihr Tun und Wirken Zeichen setzten, Beispiel gaben und dadurch auch zu Bezugspersonen fürandere würden. Solchen Menschen wolle die Gemeinde Dank und Anerkennung zollen.
Für ihre sportlichen Erfolge wurden Nancy Pap, Konstanze Neu, Christine Rentz, Michael Löw, Mario Stamm, Tobias Höhler, Thomas Koch, Dominik Schlenz, Daniel Edel und Björn Roßbach vom Turnverein Niederbrechen ausgezeichnet sowie Reinhold Jung, Klaus Mohr Andre Reifenberg, Marek Popowczak, Wojciech Wielgoisinski und Dr. Jürgen Schneider die erste Herrenmannschaft des Tischtennisclubs Oberbrechen.
Gewürdigt wurden ebenfalls die besonderen Leistungen von Paul Czichos, Gernot Lorenz und Alois Hilfrich vom Tischtennisclub 68Werschau, Rolf-Rainer Ku8 und WilliSturm vom Tischtennisclub 68 Oberbrechen, die alle mehr als 500oder sogar 600 Spiele für ihre Vereine bestritten sowie Hans Steinebach, der mehr als 1000 Spiele für die Turn und Sportgemeinde Oberbrechen absolvierte.
Theodor Roos, Aloys Kasteleiner, Christl Kremer und Ewald Königstein vom Turnverein Niederbrechen und Waldemar Schönbach von der TSG Oberbrechen wurden für ihre Jahrzehntelange Arbeit in den jeweiligen Vorständen, als Trainer bzw. Platzkassierer geehrt.
Für ihre sportlichen Leistungen bzw. ihr Engagement in den Vorständen ihrer Vereine wurden Rolf-Rainer Kuß, Willi Sturm, Gernot Lorenz, Paul Czichos, Waldemar Schönbach, Alois Hilfrich, Bernd Speth, Aloys Kasteleiner, Theodor Roos, Christi Kremer und Ewald Königstein (von links) beim Gemeindeforum in Oberbrechen geehrt. Fotos: U. Königstein
(Quelle: Inform. Informationsblatt für die Gemeinde Brechen, 08.12.1994, S. 03)
Gemeindeforum 20 Jahre Brechen - Demokratie lebt vom Interesse jedes einzelnen an öffentlichen Dingen
Der allgemeine Wertewandel und die gesellschaftliche Entwicklung zur Vereinzelung der Menschen und zum Egozentrismus, verbunden mit einem großen Anspruchsdenken reduziere in den Augen vieler auch die Leistungen der Politiker auf ein Getränkeautomaten – Niveau. Ein Anspruchsdenken, das nicht weiter reiche als die eigenen Bedürfnisse, das in Verdrossenheit umschlage, wenn diese Bedürfnisse nicht erfüllt werden, mache die eigentliche Politikverdrossenheit, die derzeit in aller Munde sei. Politik und Politikverdrossenheit waren das Thema des Vortrags von Dr. Willi Steul, Chefredakteur von Radio Deutschland, beim Brechener Gemeindeforum in der Emstalhalle in Oberbrechen. Neben diesem Vortrag galt das Gemeindeforum der Ehrung von Bürgern, die sich in verschiedenster Weise in der Gemeinde engagierten oder herausragende sportliche Erfolge errangen. Musikalisch umrahmt wurde die Feierstunde, mit der auch das 20-jährige Bestehen der Gemeinde Brechen in ihrer heutigen Form begangen wurde, vom Musikverein Oberbrechen.
Das Gemeindeforum solle Gelegenheit zur Begegnung sein, Rahmen, den Menschen, die zum Wohl der Allgemeinheit tätig seien, Dank abzustatten, Orientierung bieten, führte der Vorsitzende der Gemeindevertretung, Josef Wünschmann aus. Mit Bürgermeister Bernhard Königstein ehrte er zahlreiche verdiente Bürger.
Die eigentliche Politik geschehe in den Gemeinden, stellte Dr. Steul, gebürtiger Niederbrechener, fest. Die Institutionen auf überschaubarer Ebene seien es, die den Menschen Halt, das Gefühl der Zugehörigkeit und ein Stück Heimat gäben, ohne den Blickwinkel darauf zu beschränken. Wer seinen politischen Anfang an dieser Basis genommen habe, lerne, daß Gespräche über Parteigrenzen hinaus notwendig und Politik auch Partnerschaft sein müsse, ohne dabei Interessengegensätze oder verschiedene Standpunkte zu verleugnen. Nur im Ringen miteinander könnte Demokratie und Freiheit gedeihen. Klagen über Streit in den parlamentarischen Gremien zeugten nur von der Unreife der Klage führenden, denn Demokratie sei immer auch ein Streit.
Politik müsse nicht immer altruistisch sein, betonte Dr. Steul. Immer sei auch Eigeninteresse im Spiel. Menschen, die in der politischen Verantwortung stünden, müßten Lust und Willen zur Mitgestaltung des Gemeinwesens und eine gesunde Freude an der Macht haben. Dies aber immer in dem Bewußtsein, nur auf Zeit gewählt zu sein und Mandat und Macht nur geliehen zu haben, denn souverän sei der Bürger.
Politik, so mahnte Dr. Steul, müsse in dem ihm von der öffentlichen Meinung gesetzten Rahmen bleiben, dürfe den Bürgern nicht zu weit vorauseilen, müsse aber in extremen Fällen gegen den Willen der Bürger handeln. Als Beispiel nannte er den Jugoslawien – Krieg. Ein militärisches Eingreifen von UNO bzw. Nato zu Beginn der serbischen Expansion hätte seiner Meinung nach den Konflikt im Keime erstickt. Dies sei allerdings von der Bevölkerung nicht gewünscht worden. Die heutige eingesetzte Gewalt komme zu spät und sei sinnlos.
Politikverdrossenheit nannte Dr. Steul ein gefährliches Modewort. Demokratie stehe und falle mit dem Interesse eines jeden einzelnen an den öffentlichen Dingen, die Politik ausmachten. Mit Politikverdrossenheit werde eigentlich die größere Entfremdung zwischen Bürgern, Politikern und Politik gemeint.
Die Wähler formulierten Ansprüche an die Politik und seien verdrossen, wenn diese nicht erfüllt würden. Dies gelte in zunehmendem Maße auch für die Kommunalpolitik.
Die dringende Diskussion über Veränderung in der Gesellschaft müßten unten, in den Gemeinden, beginnen. Vom Gemeinwesen dürften nicht nur Leistungen verlangt werden
Vielmehr müßten die Menschen sich und ihre Fähigkeiten in die Gestaltung dieses Gemeinwesens einbringen.
Wichtig für eine Gemeinde seien Phänomene wie Nachbarschaftshilfe oder Vereine, die Bindung und Sicherheit gäben. Die humane Bedeutung solcher Institutionen, die Halt böten, dürfe nicht unterschätzt werden, denn nur wer Wurzeln habe und offen sei, habe Interesse an der Politik und das Gerede von Politikverdrossenheit erübrige sich.
(Quelle: Inform. Informationsblatt für die Gemeinde Brechen, 01.12.1994, S. 04)
Das kulturelle Leben geprägt
Neben erfolgreichen Sportlern und Leuten, die sich über Jahrzehnte in Sportvereinen an herausragender Stelle engagieren, wurden beim jüngsten Gemeindeforum in der Emstalhalle in Oberbrechen auch Menschen ausgezeichnet, die das kulturelle Leben der Gemeinde mitgestalten, ihm Impulse geben und Kinder und Jugendliche an Musik und Gesang heranführen.
Ausgezeichnet wurden Josef Wünschmann, neben anderem seit 40 Jahren im Vorstand und davon 30 Jahre Vorsitzender des MGV „Concordia“ Niederbrechen, ebenso Alois Kremer, Alois Stillger und Heinz Stecker, die seit 35 bzw. 40 Jahren im Vorstand der „Concordia“ mitarbeiten, sowie Heinz - Toni Schneider, der den Chor seit 30 Jahren leitet. Auch Gerhard Jung vom MGV „Frohsinn“ Werschau kann auf drei Jahrzehnte Vorstandsarbeit und fast 20 Jahre Amtszeit als Vorsitzender verweisen.
Mit Karl Fuchs, Bernhard Schmidt, Alois Kremer und Franz Gernandt wurden drei Männer geehrt, die als Sänger Ausnahmeerscheinungen sind. Seit 65 Jahren sind sie in ihren Chören, dem MGV „Concordia“ und dem MGV „Frohsinn“ Niederbrechen bzw. dem MGV „Frohsinn“ Werschau aktiv.
Horst Smolinski, 20 Jahre Dirigent des Blasorchesters der Freiwilligen Feuerwehr Niederbrechen, und der langjährige Dirigent des Musikzuges der Freiwilligen Feuerwehr Oberbrechen, Herbert Gerlach, wurden auch für ihre Verdienste von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen ausgezeichnet.
Besondere Verdiensts um die Gemeinde haben sich die Verschönerungsvereine mit ihren Bemühungen um die Verbesserung des Ortsbildes, die Schaffung und Unterhaltung von Anlagen, Spielplätzen, Ruhebänken, Spazierwegen und anderem mehr.
Mit einem Krug mit dem Gemeindewappen wurden Richard Zimmermann (Oberbrechen), Jakob Schupp (Niederbrechen), der zudem seit 57Jahren aktiver Sänger ist, und Josef Kremer (Werschau) für ihr zum Teil über drei Jahrzehnte dauerndes Engagement für die Gemeinde und Mitarbeit im Vorstand bedacht. Zimmermann und Schupp sind zweite Vorsitzende ihrer Vereine, Kremer seit über 20 Jahren Vorsitzender.
Darüber hinaus ist er auch im Freundeskreis Berger Kirche sehr aktiv.
Für soziales Engagement gedankt
Menschen, die anderen uneigennützig helfen, seies in Organisationen wie der Freiwilligen Feuerwehr oder im Deutschen Roten Kreuz (DRK) oder in privater Initiative gehören zu dem Personenkreis, denen die Gemeinde im Rahmen des jüngsten Gemeindeforums Dank und Anerkennung zollte.
Besonders geehrt wurden der frühere Ortsbrandmeister Theo Rosbach, der seit 47 Jahren imVorstand der Freiwilligen Feuerwehr Niederbrechen mitarbeitet, Marita Weier, Werner Arnold, Hans Saufaus, Bruno Schneider und Manfred Weier vom Deutschen Roten Kreuz, die seit Jahrzehnten in verschiedenen Positionen in ihrer Ortsvereinigung sowie auf Kreisebene Verantwortung tragen, in der Jugendausbildung tätig sind und sich an den Hilfstransporten nach Ragnit imfrüheren Ostpreußen beteiligten.
Große Verdienste im sozialen Bereich haben sich Lieselotte Quirmbach, Käthe Henecker und Heinrich Schneider erworben.
Lieselotte Quirmbach (Niederbrechen) sammelt seit vielen Jahren Kleider und Sachspenden, sortiert und verpackt sie in ihrem eigenen Haus und bringt sie auf den Weg, vorwiegend zueinem Waisenhaus In Ungarn.
Käthe Henecker ist Motor der Frauengemeinschaft In Oberbrechenund dessen langjährige Vorsitzende. Altentage werden von den Frauen ausgerichtet, Adventsfeiern und Fastnachtsveranstaltungen, sie besuchen alte und kranke Gemeindeglieder, sammeln für notleidende Menschen, organisieren Bildungsveranstaltungen und -fahrten. Auch Kirchenchor, Altenclub und Strickkreis gehören zu ihrem selbstgewählten Aufgabenbereich.
Heinrich Schneider (Niederbrechen), selbst vom Krieg schwer gezeichnet, hat sich nicht zuletzt als Vorsitzender der VdK-Ortsgruppe, auf vielfache Weise für Menschen eingesetzt, die wie er an den Kriegsfolgen zu tragen haben, aber auch für viele andere Mitmenschen. Auch war er lange Jahre Schriftführer der Gemeindevertretung und betreute die Amtmann-Finger-Stiftung.
Auch die Leistungen langjähriger und verdienter Vogel- und Geflügelzüchter wurden von der Gemeinde gewürdigt, Eine Ehrungerfuhren Josef Stahl, der von 1948 bis 1980 zweimal Vorsitzender, einmal zweiter Vorsitzender und etliche Jahre Beisitzer desGeflügel- und Vogelzuchtvereins war, sein Amtsnachfolger BernhardKremer, wie Stahl heute Ehrenvorsitzender, sowie AdolfWeier, fast 38Jahre lang Kassierer und Herbert Müller, seit 50Jahren Vereinsmitglied.
(Quelle: Inform. Informationsblatt für die Gemeinde Brechen, 15.12.1994, S. 05)