Mit dem bundesweiten Wettbewerb Unser Dorf hat Zukunft ehrt das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) alle drei Jahre bürgerschaftliches Engagement und macht positive Entwicklungen in ländlichen Regionen sichtbar. Die Menschen auf dem Land sind aufgefordert, zusammen mit ihrer Gemeinde Ideen, Konzepte und Projekte zu entwickeln und umzusetzen, die das Leben im Ort attraktiver gestalten. So motiviert der Wettbewerb Menschen auf dem Land, sich mit der Zukunft ihres Dorfes auseinanderzusetzen – und sie aktiv mitzugestalten.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Unser_Dorf_hat_Zukunft
Unter das Motto «Werschau, eine starke Gemeinschaft» haben die Werschauer (2008) ihre Teilnahme am Wettbewerb «Unser Dorf hat Zukunft» gestellt. Wie die Zukunft dieser starken Gemeinschaft aussehen könnte, wird in dem Bericht aufgezeigt, den die Arbeitskreise zur Vorbereitung der Wettbewerbsteilnahme als Grundlage für den Besuch der Bewertungskommission erstellt hat.
Werschau hat, wie in der Dokumentation festgehalten ist, vieles zu bieten. Dazu gehört das Dorfgemeinschaftshaus, das ein Zentrum des sportlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Lebens im Ort ist, denn hier haben auch die katholische öffentliche Bücherei und (früher) die Kreissparkasse ihren Platz, befindet sich der in Eigenleistung von Jugendlichen und Eltern eingerichtete Jugendraum (heute Raum für den Kindergarten Storchennest), und im Anbau hat die Freiwillige Feuerwehr ihr Domizil. Der angrenzende frühere Sportplatz dient als Spiel-, Bolz- und Festplatz. In unmittelbarer Nähe befindet sich der Kindergarten.
Zu den herausragenden Leistungen der Werschauer Bevölkerung gehört der Schutz- und Erholungswald zwischen Autobahn und Dorf, der in wochenlanger Arbeit in Eigenleistung unter Anleitung von Forstleuten angelegt wurde. Inzwischen hat der Werschauer Wald in der Folge des Schnellbahnbaus eine nicht unbeträchtliche Erweiterung erfahren, denn als Ausgleichsmaßnahme wurden oberhalb der ICE-Trassen 14,5 Hektar Mischwald angelegt.
Verweisen können die Werschauer auf einige denkmalgeschützte Gebäude wie die ehemalige Schäferei oder die alte Schule gegenüber der Kirche, die von ihren jetzigen Besitzern saniert und damit zu Schmuckstücken wurden. Auch andere alte oder nicht mehr genutzte Bausubstanz, zum Beispiel ehemalige Scheunen, wurden einer neuen Nutzung, zum Teil auch gewerblicher Art, zugeführt. Immerhin hat (2008) das kleine Dorf rund 50 Arbeitsplätze zu bieten. Größter Arbeitgeber ist das Kieswerk an der Straße zwischen Niederbrechen und Werschau. Ein Teil des ehemaligen Kiesabbaugeländes steht schon seit längerem unter Naturschutz. Zwar gibt es, wie in den meisten Ortschaften vergleichbarer Größe, kein Lebensmittelgeschäft mehr, doch wird die Grundversorgung z.T. durch mobile Angebote gesichert, was insbesondere für die älteren Leute von großer Bedeutung ist.
Eine wichtige Rolle spielen die Vereine, angefangen von der Feuerwehr über den Sportverein und den Männergesangverein (bis 2017) bis hin zum Kirchenchor, zum Tischtennisclub und zum Obst-, Gartenbau- und Verschönerungsverein, um nur diese zu nennen.
Visueller und geistiger Mittelpunkt des Dorfes ist die Pfarrkirche St. Georg, Auch in der Pfarrgemeinde engagieren sich viele Menschen ehrenamtlich, sei es in den verschiedenen Gruppen oder bei den anderen Aktivitäten wie zum Beispiel dem Weihnachtsmarkt und dem Pfarrfest, die auch von den Vereinen unterstützt werden. Seit 1980 pflegt die Pfarrei eine intensive Partnerschaft mit einer Kirchengemeinde in der brasilianischen Stadt Goiania.
Weltoffenheit ist ein anderes Markenzeichen von Werschau, denn auch der Kirchenchor unterhält (lange Jahre) eine über die gemeinsame Liebe zum Gesang hinausreichende Partnerschaft mit dem tschechischen Kammerchor «Musica Sarensis» aus Zdar nad Sazavou. Und seit über 30 Jahren besteht die Freundschaft mit dem französischen Courcy, die vom Freundeskreis Werschau-Courcy getragen wird. Dieser Freundschaft ist die Courcy-Anlage am Ortseingang gewidmet. Besonders stolz sind die Werschauer auf die Berger Kirche, früher Mutterkirche für zahlreiche Orte in der Region. Der Freundeskreis Berger Kirche bemüht sich seit über 25 Jahren um den Erhalt des 1200 Jahre alten Gotteshauses, das dank der Initiative und des großen, auch finanziellen Einsatzes des Freundeskreises restauriert und renoviert wurde. Auf dem Friedhof von Bergen begraben die Werschauer ihre Toten.
Nachfolgend die vom Arbeitskreis zur Vorbereitung der Wettbewerbsteilnahme erstellte Dokumentation.
Bewertungsprotokoll für Brechen – Werschau
Regionalentscheid 2008 der Region West
(Landkreis Gießen, Lahn-Dill-Kreis, Landkreis Limburg-Weilburg)
Gruppe B – Orte ohne Dorferneuerung
Besuch der Kommission am 04.09.200815:30 – 17:00 Uhr
Die Bewertungskommission kommt zu folgendem Ergebnis:
Gesamteindruck
Die Bürgerinnen und Bürger von Werschau (773 Bewohner) haben zum ersten Mal am Wettbewerb teilgenommen. Mit großer Beteiligung der Bewohner und viel Freude haben die Aktiven das Dorf vorgestellt. Die gelben T-Shirts waren Zeichen der Gemeinschaft. Auch ohne Ortsbeirat sieht sich Werschau gut in der Kommune vertreten.
Allgemeine Entwicklung
Bewertet werden die Zusammenarbeit zwischen Kommune, Ortsbeirat und Bewohnern sowie die Qualität und Umsetzung der örtlichen Planungen und Konzepte. Ein verantwortlicher Umgang mit den natürlichen Ressourcen wird seitens des Wettbewerbes positiv betrachtet. Ebenso betrachtet wird die soziale, kulturelle und wirtschaftliche Grundausstattung im Hinblick auf die örtlichen Erfordernisse und ihrer Qualität. Die Entwicklung eigener Wertschöpfungsketten im Dorf soll durch den Wettbewerb angeregt werden.
Lobend herausgestellt wird:
Angeregt wird:
Bürgerschaftliche Aktivitäten und Selbsthilfeleistungen
Betrachtet werden die kulturelle Vielfalt, das soziale Gefüge, die wirtschaftlich-soziales Initiativen und die dörfliche Identität des Ortes.
Lobend herausgestellt wird:
Angeregt wird:
Baugestaltung und -entwicklung
Betrachtet werden die Baugestaltung und –Entwicklung im öffentlichen und privaten Bereich.
Der Ort präsentiert sich in seinem Kern, der im Wesentlichen unverändert geblieben ist, mit einer grundsätzlich städtebaulichen Struktur. Von beeindruckender Wirkung zeigt sich dabei die Eingangssituation mit der Brücke über den Emsbach, dem Bachlauf, den beiden Kastanien und der Hofanlage.
Die überwiegend kleinteilige Bebauung weist aber auch im Ort die fast schon allgemein üblichen Störungen in der Umgestaltung von Gebäuden und den dabei verwendeten Materialien auf. Neu- und Erweiterungsbauten im Ortskern sind ebenso nicht immer als orts- und regionaltypisch zu bezeichnen und weisen im Detail auch Tendenzen einer Überformung auf.
Insofern wären zumindest bauliche Gestaltungsvorschriften als hilfreich anzusehen.
Eine Planung für eine zukünftige Straßenraumgestaltung erscheint durchaus angebracht und würde das innerörtliche Erscheinungsbild sicherlich aufwerten, zumal die in der Vergangenheit oftmals gegebenen Vorgartengestaltungen, die als optische Einbeziehungen in den Straßenraum zu sehen waren, kaum noch vorhanden sind.
Bedauerlicherweise wurde die Kath. Pfarrkirche um 1970 in ihren Westteilen allseitig eingebaut, erweitert und verändert und hat damit erheblich an ihrem ehemals vertrauten historischen Erscheinungsbild eingebüßt. Demgegenüber präsentiert sich die ehem. Alte Rathausschule mit saniertem und gepflegtem Äußeren.
Außerhalb des Ortes in exponierter Lage gelegen, die über 1250 Jahre alte und als Mutterkirche des „Goldenen Grundes“ bezeichnete Berger Kirche, ein außergewöhnliches Kulturdenkmal, in deren Umfeld sich auch der Friedhof des Ortes befindet.
Die in kleinen Schritten ausgeführten baulichen Erweiterungen des Ortes, mit den Baugebieten von 1950, 1960, 1980 und 2000, zeigen sich in jeweils zeittypischer Baugestaltung- und Entwicklung.
Trotz der Lage an den beiden überregionalen Verkehrswegen Bundesautobahn 3 und der ICE-Strecke Köln-Frankfurt vermittelt der Ort einen lebens- und liebenswerten Eindruck.
Angeregt wird:
Grüngestaltung und –entwicklung / Dorf in der Landschaft:
Betrachtet werden die Gestaltung, Nutzung und Pflege von Grünanlagen im öffentlichen und privaten Bereich sowie Gestaltung, Entwicklung, Nutzung und Pflege der Kulturlandschaft.
Lobend herausgestellt wird:
Angeregt wird:
Gesamtbewertung:
Punktzahl: 67 (100) Punkte - erfolgreiche Teilnahme