Atemschutztauglichkeit in besonderen Zeiten – Brecher Feuerwehr schafft Übungsmöglichkeit

Brechen. Die Feuerwehrleute, die ganz nah am Geschehen sind und für die Brandbekämpfung oder Menschenrettung unter Atemschutz eingesetzt werden, müssen nicht nur besonders geschützt, sondern auch speziell ausgebildet sein. Doch eine einmalige Ausbildung reicht hierbei nicht aus. Jährliche Fortbildungen und regelmäßige Gesundheitsuntersuchungen sind ebenfalls erforderlich.

Um die persönliche, psychische und körperliche Eignung jederzeit zu gewährleisten, müssen im Rahmen der jährlichen Fortbildung neben einer theoretischen Unterweisung mindestens zwei Übungen innerhalb von zwölf Monaten durchgeführt werden, so schreibt es auch die FwDV 7 (Feuerwehr-Dienstvorschrift) vor.

Bei der Belastungsübung müssen in einer speziellen Atemschutz-Übungsanlage verschiedene Tätigkeiten verrichtet werden, die eine gewisse körperliche Fitness des Feuerwehrangehörigen voraussetzen. Hierbei muss auch die Atemschutzstrecke „durchkrochen“ werden. Hierbei handelt es sich um sich immer wieder ändernde Szenarien mit der Einspielung von Geräuschen, Rauch, Wärme und besonderen Herausforderungen in engen Käfigwegen. Hinzu kommen das Besteigen der Endlosleiter oder der Lauf auf einem Ergometer-Laufband zum Check der gesundheitlichen Parameter.

Die zweite Übung soll unter Einsatzbedingungen in einem dafür geeigneten Objekt durchgeführt werden. Bei diesen Übungen soll der Atemschutzgeräteträger einsatztypische Tätigkeiten ausführen; beispielsweise das Retten von Personen, durchführen von Notfallübungen, vornehmen von Strahlrohren mit Schlauchleitungen unter Druck, öffnen von Türen, absuchen von Räumen mit unterschiedlichen Rückwegsicherungen, kennzeichnen von Räumen, besteigen von Leitern, einsteigen in Fensteröffnungen, in Stellung bringen von Ausrüstungsgegenständen, bergen von Gegenständen, verrichten von handwerklichen Arbeiten.

Da jedoch in den Zeiten der Corona-Pandemie die Atemschutzstrecke nicht genutzt werden konnte, und Übungen nicht im gewohnten Umfang stattfinden können, wurde nun durch die Feuerwehr Brechen eine gemeindeeinheitliche Übungsmöglichkeit für PA-Träger geschaffen. In einem Übungsobjekt wurden entsprechende Szenarien geschaffen, die von allen Atemschutzgeräteträgern der Gemeinde abgearbeitet werden müssen.

Nach dem Zutritt zum Gebäude über eine zu sichernde Steckleiter und den Balkon gilt es, die Räumlichkeiten im Kriechgang unter simulierter "Null-Sicht" abzusuchen. Im Zweierteam eines Atemschutztrupps gilt es hierbei ständigen Kontakt zum Einheitsführer im Freien zu halten, um die erkundeten Situationen zu melden. So kann ein detailliertes Lagebild entstehen, welches im Fall einer Rettung aus dem Gebäude bei Verschlechterung eines Einsatzgeschehens wertvolle Zeit bringt, die einen Rettungstrupp schnell zum Einsatzort im Gebäude geleitet.

Wenn man einen Raum betritt, kann man sich sofort ein Bild machen, was alles zu finden ist, welche Gefahren lauern oder natürlich auch, wo der Verletztendarsteller "Kurt" auf seine Retter wartet. Wenn man sich das durch die Atemschutzmaske schon massiv eingeschränkte Sichtfeld vorstellt, und dann noch vorstellt, der Raum ist verraucht UND es ist dunkel und man erkennt im Schein der Helmlampen nur Schemen und muss sich durch den Raum auf den Knien fortbewegend orientieren, den Kameraden tastbar in der Nähe haben, ein ständiger Austausch über Funk untereinander und mit dem Einheitsführer halten und dann den Rückweg tastbar über eine Rettungsleine sichern . . . . das sind schon spannende Umstände.

Kommt dann noch der tatsächliche psychische Druck der Menschenrettung, der Beachtung möglicher Gefahren wie der Entdeckung von zusätzlichen Brandlasten wie Gefahrstoffe oder einstürzende Gebäudeteile oder verstellte Wege hinzu - dann kann man den Feuerwehrleuten, die all dies freiwillig auf sich nehmen allergrößten Respekt zollen. Und genau für solche Fälle wird in diesen Tagen trainiert, um im Einsatzfall fit zu sein und alles geben zu können.

Das Mitführen eines wassergefüllten Schlauches wurde natürlich ebenso in dem Übungsszenario berücksichtigt, wie die umsichtige und vorsichtige Herangehensweise bei vermuteten Brandräumen, denn "Tür auf und hinein" kann bei einem brennenden Raum eine tödliche Situation heraufbeschwören, wo auch die plötzliche Sauerstoffzufuhr das Feuer zum berüchtigten "Flashover" oder ähnlichem führen kann.

In der anschließenden Nachbesprechung konnten sich die Kameraden austauschen, die Besonderheiten besprechen und natürlich immer wieder Verbesserungsmöglichkeiten in allen Bereichen entdecken. Einsatztaktik, einst gelehrt, muss aktualisiert und an die vorgefundenen Begebenheiten angepasst werden, Kommunikation mit Helm-, Kehlkopf- oder normalen Funkgeräten hat immer noch besondere Tücken, die man berücksichtigen muss und natürlich muss die Ausrüstung intakt sein, um die Feuerwehrleute richtig zu schützen. Der gegenseitige Kontrollblick ist hier unter Umständen lebensrettend. Feuerwehr ist eine Gemeinschaftsleistung - so gelingt es.

Der stellvertretende Gemeindebrandinspektor Michael Gläser ist dankbar für die durch die „Arbeitsgruppe Atemschutz“ neu geschaffene Möglichkeit zu üben, denn so haben die KameradInnen der Brecher Wehren eine Option bekommen, ihre Tauglichkeit auch in diesen besonderen Zeiten aufrecht zu erhalten.

Mehr Informationen zur Arbeit Ihrer Feuerwehren in Brechen unter:

www.Feuerwehr-Niederbrechen.de

www.Feuerwehr-Oberbrechen.de

www.Feuerwehr-Werschau.de

Veröffentlicht am 22. Juli 2020, Autor: Peter Ehrlich

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