„Transe“ wird nach 31 Jahren treuer Dienste zum Museumsstück

"Pferdetrab durch PS ersetzt" schrieb die Nassauische Landes-zeitung, Vorläuferin der Nassauischen Neuen Presse vor 50 Jahren, als die Freiwillige Feuerwehr ihr erstes motorisiertes Tragkraftspritzenfahrzeug erhielt. Nach 31 Jahren treuen Dienstes in Werschau und einem Einsatz in Brandenburg ist der Wagen zum Museumsstück geworden.

Werschau - "Transe" nannten die Feuerwehrleute liebevoll ihr erstes Fahr-zeug, einen Ford Transit, der ihnen vor genau einem halben Jahrhundert in einer Feierstunde vor dem Dorfgemeinschaftshaus von Bürgermeister Gerhard Beck im Beisein von Kreisbrandinspektor Gemmer übergeben wurde. Zwar war das damalige Gerätehaus am Wörsbach zu klein für das neue Löschfahr-zeug, doch die Feuerwehr wusste sich zu helfen. Kurzerhand wurde die Rückwand des Gebäudes teilweise entfernt, damit die Motorhaube hindurch passte und der Wagen unter Dach und Fach war.

31 Jahre lang und unter drei Wehrführern transportierte die "Transe" die Feuerwehrleute bis 2002 sicher zu über 180 Einsätzen, zum ersten im Jahr 1972 - es brannte in einer Niederbrechener Schreinerei. Zu den größeren Einsätzen gehörten 1980 der Brand der Wellpappenfabrik Eichhorn in Niederbrechen, 1985 ein Scheunenbrand in Werschau, 1986 der Brand der Schreinerei Rudloff in Oberbrechen sowie 1991 der Brand der "Rauscher Mühle" in Niederbrechen. Seinen letzten öffentliche Auftritt hatte das Fahrzeug bei einer historischen Löschübung im Rahmen der Feierlichkeiten zum 75-jährigen Bestehen der Werschauer Feuerwehr.

Aber nicht nur in Werschau und Umgebung und bei Einsätzen tat der Transit seinen Dienst, sondern er war auch in weiten Teilen Hessens unterwegs. Insgesamt 58-mal transportierte er die Wettkampfmannschaften der Wehr zu Kreis-, Bezirks- und sogar Landeswettkämpfen, bei denen die Werschauer Feuerwehrleute oft mit großem Erfolg vertreten waren.

Transport der Kirchenorgel

Dabei war die "Transe" ein richtiges Allzweckfahrzeug, beliebt bei Groß und Klein, so etwa bei der Brandschutzfrüherziehung im Kindergarten, bei Fahrten mit der Jugendfeuerwehr und natürlich auch bei der Einsatzabteilung. Wertvolle Dienste leistete der Wagen auch bei der Sicherung von Umzügen, bei der Vor-bereitung und Durchführung von Vereinsjubiläen, beim Transport der Kirchenorgel, bei Fronleichnamsprozessionen oder, dank der eingebauten Lautsprecher, bei vielen wichtigen Durchsagen im Ort.

Nach 31 Jahren und einer Fahrleistung von 17 653 Kilometern war es an Zeit, das altgediente Löschfahrzeug auszumustern. Doch mit dem Ruhestand wurde es nichts, denn in Brandenburg wurden seine Dienste noch gebraucht. Die Feuerwehr von Dorf-Zechlin, einem Nachbarort von Lutterow, mit deren Wehr die Werschauer seit nach der Wiedervereinigung freundschaftliche Beziehungen pflegen, war auf der Suche nach einem weiteren Fahrzeug. So ging es für den Transit auf die weite Reise ins ferne Brandenburg, wo er noch bis 2011 treu seinen Dienst versah.

Doch verschrotten wollten die Werschauer ihre "Transe" nach der endgültigen Ausmusterung nicht, verkörpert sie doch ein wichtiges Stück ihrer Feuerwehrgeschichte. Micha Weil und Holger Asmussen holten den Wagen nach einem Besuch bei den Freunden in Lutterow heim. Sie ließen sich auch von Pannen nicht aufhalten, und so trafen sie spätabends mit Blaulicht und Martinshorn in Werschau ein.

Seit Anfang April 2012 steht der Transit - zunächst als Leihgabe und seit 2018 als Eigentum - im Feuerwehrmuseum von Georg Höhler in der Kirchgasse in Fussingen und wird wahrscheinlich noch in diesem Jahr in die neuen Räume des Museums umziehen, wo ihn sicher viele Werschauer einen Besuch abstatten werden.

 

Autor: Ursula Königstein

Fotos: Feuerwehr Werschau

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