Zwei „Brecher Bube“ bewegen Tonnen im Jahr – und gewannen Deutschen Mobilitätspreis

Brechen/Berlin. „Protostellar gewinnt in der Kategorie „Best Practice“ des Deutschen Mobilitätspreises.“ Diese Überschrift der Thales-Pressemitteilung würde einfach an einem vorbei rauschen, wenn man nicht wüsste, was Brechen damit zu tun hat. Hier in Niederbrechen, besser gesagt, gerade direkt wenige Meter hinter dem Ortseingangsschild Niederbrechens, ist die Firma zuhause in der alles begann.

Seinerzeit noch im alten Firmensitz im Mühlenkeller begann 2000 die Firmengeschichte von und mit Martin Tolksdorf. Seit 2014 ist er am neuen Firmenstandort in der Bahnhofstraße 47 eingezogen und wer sich wundert, warum dort zu nahezu jeder Tages- und Nachtzeit jemand am Arbeiten ist, der darf sich freuen: Martin und seine Firma kümmert sich darum, dass die Güter rollen, national, international und interkontinental. Rund 400 Containergüterzüge/mtl. werden koordiniert mit einer durchschnittlichen Gesamttonnage von über 900 Tonnen – um eine Vorstellung zu geben … Es gibt kurze Seecontainer mit einer Länge von sechs Metern und die größeren sind doppelt so lang mit einem Raumvolumen von 40 Kubikmetern bzw. 80 Kubikmetern. Ein kleinerer Container ist etwa so groß wie eine Autogarage. Die Mengen, die hier bewegt werden, sind unvorstellbar, doch wieviel mehr ist eine intelligente Logistik von Bedeutung, die hier im Hintergrund dafür sorgt, dass die Güter von der Fabrik oder dem Handelsplatz, abgefertigt und verladen werden und dann möglichst reibungslos an den nächsten Transportpartner weitergegeben werden.

Luftlinie rund 8.800 km ist z.B. Schanghai von Brechen entfernt, Deutschland misst in der Länge ca. 880 km – das sind die Entfernungen, die Waren und Güter in beide Richtungen überbrücken müssen. Die neue Seidenstraße, einer der Handelswege seit je her, verläuft über Zentral- und Westasien von China kommend bis nach Europa. Eine maritime Verbindung durch das Südchinesische Meer, den Indischen Ozean und das Mittelmehr besteht ebenfalls für den Transport. Prozesse zu automatisieren und zu beschleunigen im internationalen Containerhandling durch die Digitalisierung von Frachtpapieren und den dazugehörigen manuellen Tätigkeiten, das ist mit Brecher Know-How gelungen - Protostellar ist ein Unternehmen, das als Joint Venture zwischen Thales Deutschland und der Martin Tolksdorf Logistics, eine digitale Plattform zur sicheren Abwicklung logistischer Abläufe im Frachtverkehr bereitstellt. Hierbei wird auf der Thales Digital-Plattform aufgebaut, einer Lösung zur Entwicklung von unterschiedlichen absolut sicheren Anwendungen (Apps).

Bis 2030 sollen doppelt so viele Güter auf der Schiene transportiert werden als heute. Neue Trassen oder längere Züge sind nur mit langem Vorlauf und erheblichen Investitionen realisierbar. Die Lösung von Protostellar setzt auf eine schnelle Lösung: durch Digitalisierung wird der Zugang zu Containern erleichtert und die Infrastruktur besser genutzt.

Dazu werden Daten aus unterschiedlichen Quellen zusammengeführt, zum Beispiel von Eisenbahnverkehrsunternehmen, Häfen etc. und so kombiniert, dass Kunden eine gute Transparenz erhalten und manuelle Tätigkeiten reduzieren können bzw. eine bessere Planbarkeit gesichert ist. Das Basismodell ist für Kunden kostenlos. Wahlweise können Premiumfeatures dazu gebucht werden. Kunden haben die Möglichkeit, diese kostenlos für einen Monat zu testen und so selbst zu bewerten, ob diese für sie einen Mehrwert bieten. Mit dem Geschäftsmodell verfügt Protostellar über ein Alleinstellungsmerkmal und trifft genau die Bedürfnisse der Branche besonders während der Corona-Pandemie: Allein in den ersten zwei Monaten dieses Jahres konnte der Kundenstamm um 400% erhöht werden.

Und stolz dürfen Vater und Sohn in Brechen durchaus sein: Mit unserer digitalen Plattform „1Logistics“ sind wir in der Lage, Prozesse nicht nur auf wenige Minuten zu verkürzen, sondern können jedem Stakeholder exakt die Daten – in dem Format, wie er sie braucht, und zu dem Zeitpunkt, zu dem er sie braucht – zur Verfügung zu stellen. Dadurch erhöhen wir die Effizienz im gesamten Prozess deutlich, so Florian Tolksdorf, COO Protostellar (Chief Operations Officer, also der Geschäftsführer des operativen Geschäfts).

Mit dem Deutschen Mobilitätspreis machen die Initiative „Deutschland – Land der Ideen“ und das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) Leuchtturmprojekte für intelligente Mobilität in Deutschland öffentlich sichtbar und setzen Impulse für innovative Entwicklung. Ziel ist es, die Chancen digitaler Lösungen für die Mobilität von morgen aufzuzeigen. Der Best-Practice-Wettbewerb würdigt seit 2016 jährlich zehn herausragend innovative Projekte, die den digitalen Wandel der Mobilität auf vorbildliche Weise vorantreiben.

Von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer wurden nun – pandemiebedingt in digitaler Form gewürdigt – die Preise verliehen. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer, der die Laudatio für die Preisverleihung übernahm, kommentiert das diesjährige Thema: „Daten sind der Schlüssel für eine moderne Mobilität. Intelligent genutzt und verknüpft sorgen sie dafür, dass wir künftig noch effizienter, klimafreundlicher und zugleich komfortabler unterwegs sind. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen des Deutschen Mobilitätspreises 2021 zeigen uns, wie das gehen kann: Sie haben Ideen entwickelt, wie wir Personenverkehr und Gütertransporte voranbringen - vom On-Demand-Dienst auf dem Dorf bis hin zum Jobportal im Schienensektor. Das zeigt wieder einmal sehr deutlich: Mobilität ist ein superspannendes Thema - und eine Branche, die enorm viel bewegt."

Digitalisierung als Hebel für einen schnelleren und günstigeren Transport von Containern

Das im Dezember 2017 ins Leben gerufenen Thales-Joint-Venture Protostellar kann heute eine weitere Auszeichnung entgegennehmen und gewinnt in der Kategorie „Best Practice“ des Deutschen Mobilitätspreises.

„Wir sind stolz und glücklich über diesen Preis“, kommentiert Protostellar-Geschäftsführer Yves Sterbak. „Das Motto „intelligent unterwegs: Daten machen mobil.“ des diesjährigen Wettbewerbes passt wie die Faust aufs Auge zu unserem Business-Modell, in dem es darum geht, Prozesse im internationalen Containerhandling zu automatisieren und zu beschleunigen“, so Sterbak weiter. „Als junges Start-up-Unternehmen ist diese Auszeichnung durch diese hochkarätig besetzte Jury Bestätigung und Ansporn zugleich – es zeigt uns, dass unsere Idee auch bei anderen ankommt und wir auf dem richtigen Weg sind“, ergänzt Protostellar-Geschäftsführer Florian Tolksdorf.

© Peter Ehrlich / mit Auszügen aus PM Thales

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