Dillmann, Friedrich Josef

Nachruf von Bürgermeister Heinrich Runte auf seinen Amtsvorgänger Friedrich Josef Dillmann (gest. 06.05.1957)

geboren am 24. Oktober 1892 - gestorben am 6. Mai 1967

Gestern, am 9. Mai 1967, trugen wir Herrn Dillmann, der sich als langjähriger Gemeinderechner das Vertrauen des Gemeindeparlaments erworben hatte und 1946 zum ehrenamtlichen Bürgermeister der Gemeinde gewählt wurde, zu Grabe.

10 Jahre stand Herr Dillmann der Gemeinde als Bürgermeister vor.

Es war eine Zeit, die man wohl als die turbulenteste, die drangvollste unseres Volkes und somit unseres Dorfes bezeichnen kann.

Die bedingungslose Kapitulation war erfolgt, die Heimatvertriebenen standen vor unseren Türen und baten um Unterkunft, um Heimatrechte.

Die Lebensmittelkarte beherrschte das Alltagsgeschehen. Viele Einwohner waren ohne Arbeit, ohne Verdienst. Soldatenschicksale mußten geklärt werden.

Aber auch das kommunale Leben sollte wieder einen Anfang nehmen.

Doch wie schwer war dieses.

Liest man in den damaligen Protokollbüchern, so war die Arbeit des Bürgermeisters ausgefüllt mit Einweisungsbeschlüssen, der Verteilung von Bezugsscheinen, der Verteilung von Brennholz, von Kohlenscheinen usw.

Die Höhe des Haushaltsplanes ließ die Durchführung auch nur der kleinsten Maßnahme finanziell kaum zu.

Und doch begann sich so manches, für die Zukunft des Dorfes von Wichtigkeit, zu regen.

Das große ostwärtige Baugebiet, heute ein neuer, schöner Ortsteil, wurde ausgewiesen, erschlossen und mit der Bebauung begonnen.

Die Wasserversorgung durch den Bau einer Pumpstation sichergestellt, die Straßenbeleuchtung modernen Gesichtspunkten angepaßt. Kanalbau, Wasserleitungsbau, Straßenbau, wenn auch zaghaft, so wie es die Mittel erlaubten, in Angriff genommen. Die Leichenhalle wurde erbaut.

Ich weiß, der Verstorbene wünschte nicht, daß von ihm und seiner Arbeit allzuviel die Rede ist.

Doch als ihn die Krankheit noch nicht ans Bett gefesselt hatte, saß ich mit ihm, meinem Vorgänger im Amt, des öfteren zusammen.

Verständlich, daß die Kommunalpolitik unser Gesprächsthema war.

Und hierbei wurde mir klar, daß dieser Mann während seiner gesamten Amtszeit bemüht war, nur das Rechte zu tun.

Es war nicht der geborene Rhetoriker, das Wort kam langsam und bedächtig von seinen Lippen. Aber seine Entscheidungen waren getragen von großer Verantwortung für alle und untermauert von einem christlichen Bewußtsein.

Wenn Herrn Bürgermeister Dillmann für seine Arbeit auch äußerer Dank versagt blieb, so wollen wir ihm an seinem Grabe den schuldigen Dank in so reicherem Maße geben.

Sein Name, seine Arbeit und sein Wirken, werden von seiner Gemeinde, für die er sich fast verzehrte, nie vergessen werden.   R. I. P.

Quelle: Mitteilungsblatt der Gemeinde Niederbrechen Nr. 1967/08 v. (10.05.1967)

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