Gelhard, Erich Heinrich Anton Josef

03.02.1911geboren in Frankfurt am Main - Süd (Sachsenhausen)
1912Umzug nach Frankfurt - Griesheim, wo er seine Kindheit und Jugend verbringt
 

Nach dem Abitur Studium an der Philosophisch – theolog. Hochschule St. Georgen

08.12.1935

Empfang der Priesterweihe im Dom zu Limburg

16.03.1935

Kaplan zu Arzbach
01.02.Kaplan zu Wiesbaden –Biebrich (St. Marien)
15.06.Einberufung zur Kriegsmarine
05.05.1945 – 02.08.1945

englische Kriegsgefangenschaft in Schleswig – Holstein, danach Entlassung aus dem Heeresdienst

21.10.1945Kaplan in Frankfurt (Hl. Kreuz)
08.07.1946Kaplan in Nastätten
01.08.1949Kaplan in Hachenburg
01.06.1952 - 26.09.1963 Pfarrer in Werschau
26.09.1963verstorben in Werschau
01.10.1963Beerdigung auf Bergen

 

Auszug aus der Pfarrchronik

1952 Am Freitag, den 30.05.1952, zwei Tage vor Pfingsten, trifft Pfarrer Gelhard von Hachenburg mit den Möbeln und seiner Haushälterin, Fräulein Luzia Kleck aus Merkelbach (Pfarrei Hachenburg) in Werschau ein. Die Gläubigen holen ihn recht zahlreich am Ortseingang bei der Wirtschaft Urban in Prozession ab. Herr Pfarrer i. R. Bernhard Ricker hält ihm das Kreuz zum Kusse hin. Karola Seel, ein Mädchen aus dem obersten Schuljahr sagt ein Gedicht. Bürgermeister Josef Edel, Herr Lehrer Hubert Schmitt, Fräulein Lehrerin Friederike Zips und die Herren des Kirchenvorstandes drücken ihm zum Willkommen die Hand.

An reich mit Fahnen geschmückten Häusern zieht die Prozession in der Kirche ein, wo der Pfarrer die Gemeinde mit einigen Worten begrüßt. Dann geht der Pfarrer ins Pfarrhaus, wo die Handwerker mit der Renovierung der Räume erst begonnen haben. Die Möbel können deshalb fast einen ganzen Monat nicht aufgestellt werden. Die Haushälterin wohnt im Dachstock des Pfarrhauses, und der Pfarrer zunächst bei der Nachbarsfamilie Franz Trost, wo beide auch verpflegt werden. Die Frau des Franz Trost, Maria Anna geb. Becker ist eine weitläufige Verwandte von Pfarrer Gelhard. (Eine der vier Urgroßmütter, Barbara Müller, wird am 19.05.1810 in Werschau geboren und zieht nach ihrer Heirat am 02.10.1831 in hiesiger Kirche mit Heinrich Pabst aus Niederselters endgültig nach Niederselters).

Am Pfingstmontag, den 02.06.1952 findet durch Dekan Breithecker aus Dietkirchen im Hochamt um 09:30 Uhr die kirchliche Einführung statt.

Am Pfingstmontag, den 02.06.1952 ritt ich mit den Werschauer Reitern bei der eucharistischen Reiterprozession von Niederbrechen nach Bergen.

Dieser Pfingstritt ist im Jahre 1933 auf Anregung des Jungmännerverbandes zum ersten Male zur alten Berger Kirche gezogen. Der spätere Bischof Ferdinand Dierichs, damals Subregens am Limburger Priesterseminar und Diözesanjugendseelsorger war der Initiator. Da Bergen ein fast lebensgroßes Gnadenbild der Muttergottes besitzt, dass die Gläubigen, soweit man es zurückverfolgen kann, gerne aufsuchten – im Jahre 1586 zog eine Prozession mit dem Kurfürst Johann von Schönbern (Trier) nach Bergen, Papst Clemens XIII. schrieb im Jahre 1763 einen Ablassbrief für Bergen - knüpft der Pfingstritt an diese geschichtliche Tradition an.

Am Abend versammelt sich die Gemeinde im Saale Wagner zu einer Pfarrfamilienfeier, bei der Herr Lehrer Schmitt den Pfarrer im Namen der Gemeinde begrüßt.

1954 Unsere Berger Madonna ließen wir im Frühjahr durch Herrn Kirchenmaler Fritzen aus Hofheim restaurieren. Das Marienbild scheint nach dem Urteil unseres Diözesankonservators Dr. Wahl gegen Ende des 17. Jahrhunderts geschaffen zu sein. Die Dienststelle des Landeskonservators in Frankfurt setzte die Entstehung Anfang des 18. Jahrhunderts fest. Die Vertreter der kirchlichen und staatlichen Denkmalspflege ließen die unsachgemäße und stillose Übermalung dieses Jahrhunderts mit hauptsächlich blauer Ölfarbe entfernen und stießen dann auf die ursprüngliche Fassung in Gold, Silber und Elfenbein. Schicht um Schicht der unkünstlerischen Farbe musste entfernt werden. Was an alter Farbe zutage trat, musste konserviert werden. Nur die zerstörten Stellen wurden in der alten Technik ergänzt. So wurde dem Bilde die Wirkung zurückgegeben, die einst vom Künstler beabsichtigt war und auf deren Andacht die Gemeinde immer noch einen Anspruch hat.

Am 09.05.1954 hielten wir vor der restaurierten Madonnenstatue auf Bergen unsere große Marienfeier. Anschließend trug man die Berger Madonna für je einen Tag in die Pfarreien des Goldenen Grundes: Niederbrechen, Oberbrechen, Kirberg, Lindenholzhausen und Werschau. Dieses war der Wunsch unseres Bischofs Wilhelm, der im Marianischen Jahr die Liebe und Verehrung zur Gottesmutter neu entfachen wollte.

1955 Am Sonntag, den 26.06.1955 verunglückt der Werschauer Pfarrer Gelhard mit seinem Motorrad auf der Fahrt nach Mensfelden zum Gottesdienst. Er rutscht mit dem Motorrad aus und stürzte so unglücklich, dass er bewusstlos auf der Str. liegen bleibt, bis ihn der junge Herr Otto von Mensfelden, der Bruder des Mannes der Frau Luzia Otto geb. Trabusch in Werschau findet und Schritte zum Abtransport ins St. Vinzenz-Hospital nach Limburg einleitet, wo er mit Schädelbasisbruch noch 14 Tage bewusstlos bleibt. Ein Vierteljahr Krankenhausaufenthalt und anschließend 5 Wochen Aufenthalt im Schwesternhaus zu Gersfeld (Rhön) schießen sich an. Seine Vertretung übernimmt Pfarrer Matthias Pregler, ein Heimatvertriebener aus Ungarn, der im Pfarrhaus wohnt und noch bis Mitte November bleibt.

1960 Am 08.12.1960, am Fest Maria Empfängnis, feiert das ganze Dorf mit dem Pfarrer Erich Gelhard dessen 25-jähriges Priesterjubiläum im Saalbau Edel.

Anlässlich seines 25-jährigen Priesterjubiläums ist in der Nassauischen Neuen Presse zu lesen:

Pfarrer Erich Gelhard: Den Gedanken des Priestertums wachhalten.

Ganz Werschau gratuliert seinem Seelsorger zum silbernen Priesterjubiläum Werschau. Am Wochenende feierte Pfarrer Erich Gelhard von Werschau sein silbernes Priesterjubiläum. Im Jahre 1935 wurde er mit noch zwanzig Diakonen von Bischof Antonius im Dom zu Limburg geweiht. Von diesen 21 Priestern konnten dieser Tage noch 14 ihr 25jähriges Jubiläum feiern.

Pfarrer Gelhard, der, bevor er 1952 nach Werschau kam, als Kaplan in Alsbach bei Bad Ems, Wiesbaden - Biebrich, Frankfurt-Bornheim, Nastätten und Hachenburg tätig war, beging seinen Ehrentag in froher Gemeinschaft mit den Pfarrkindern.

Eingeleitet wurde das Jubiläum schon durch gemeinsame Exerzitien der Silberjubilare des Bistums in Rom. Nach der Rückkehr von dieser Reise begannen in Werschau die Vorbereitungen. Auf Anregung von Pfarrer Gelhard wurde das Innere der barocken Pfarrkirche - in ihrem Ursprung eines der ältesten Gotteshäuser des Bistums - im alten Stil restauriert und erhielt eine neue Warmluftheizung.

Zu Beginn der Feierlichkeiten fand am Donnerstagabend in der Pfarrkirche ein Levitenamt statt, in dem Pater Corbinian Bensing OFM aus Hadamar die Festpredigt hielt. Am Freitagabend wurde der Jubilar im Kreise seiner Pfarrkinder geehrt. Die Jugend geleitete Pfarrer Gelhard in einem Fackelzug zum festlich geschmückten Gemeindesaal. Hier sang ein Kinderchor unter der Leitung von Lehrer Otto einige frohe Weisen. „Durch die Priesterweihe ist der Geistliche ein Mittler zwischen Gott den Menschen geworden uns von der Taufe bis zur Bahre auf dem Wege zu Gott“, sagte Lehrer Otto anschließend. Als Geschenk der Schulkinder versprach er eine Farbaufnahme von der restaurierten Pfarrkirche. Der Männergesangverein „Frohsinn“ unter seinem Dingen Musiklehrer Paul Otto, erfreute darauf den Jubilar durch einige Lieder, und der Kirchenvorstand überbrachte als Gastgeschenk ein Weihrauchfass. Bürgermeister Josef Arnold übergab Pfarrer Gelhard im Auftrag der im Auftrag der Gemeinde drei Kanon Tafeln, die mit barocker Schnitzarbeit verziert sind.

Abschließend ergriff Pfarrer Gelhard tief bewegt das Wort. Sein Dank galt allen, die diesen Abend mit verschönern halfen, und damit ihre Liebe und Treue zu ihrem Seelsorger zu zeigen. „Alle diese Ehrungen müssen aber dem Priestertum und erst in zweiter Linie dem Menschen dienen“, er klärte der Pfarrer und richtete an die Eltern der Pfarrei die herzliche Bitte, den Gedanken des Priestertums in den Familien wachzuhalten und zu fördern.

1963 Am 26.09.1963 verstirbt Erich Gelhard an einem Schlaganfall, die Grabrede bei der Beerdigung am 01.10.1963 hält Lehrer Ernst Streubel. Er dankt ihm für die segensreiche Arbeit an den Werschauer Schulkindern. Pfarrer Gelhard ist wegen seiner geradezu kindlichen Herzensgüte bei allen Werschauern sehr beliebt.

Nachruf im Sonntag 10 / Nr.40

Pfarrer Erich Gelhard +

WERSCHAU. Wie seinen Bruder, den 1959 als Pfarrer von Niederrad verstorbenen Walter Gelhard, erreichte ihn im gleichen Alter von erst 52 Jahren jäh und unerwartet der Tod. Am Nachmittag war er noch in Wiesbaden am Grab seiner Eltern. Man könnte annehmen, er habe etwas geahnt. Er kam nach Hause, fühlte sich nicht recht wohl, aber machte doch noch einen Seelsorgsbesuch. Sein Bruder war auf dem Weg zu einem Versehgang gestorben. Ähnlich er. Bei seinem Besuch bekam er plötzlich Atemnot, musste das Haus verlassen und fiel draußen im Hof tot um. Er verletzte sich genau an der Stelle, wo er vor längerer Zeit bei einem Motorradunfall den Schädelbasisbruch erlitten hatte.

Nie hatte er über sein Herz geklagt, und doch musste er es schon längere Zeit am Herz gehabt haben. Vielleicht war es schlimmer als er es ahnte. Er wirkte eigentlich robust in seiner Gesundheit. Kein Mensch hätte bei ihm an den Tod gedacht und doch: subitanea mors saepe dencorum sors! —

Im Grunde war Erich Gelhard immer frohen Mutes, wirkte still vergnügt, bei aller Arbeit, die in seinem Alter bei drei ländlichen Gemeinden, wo er alles selbst tun musste, nicht immer ganz einfach war. Sonntags, jahrzehntelang bei Wind und Wetter, drei Gottesdienste an verschiedenen Orten, Schule, Vereine, Jugend usw. war schon ein Maß an Arbeitspensum, das sich sehen lassen konnte: dazu Bausorgen nicht nur mit der Pfarrkirche, sondern auch mit dem Kirchlein von Bergen, in dessen Schatten er seine letzte Ruhestätte findet. —

Er klagte nie! Für ihn war seine Arbeit selbstverständlich. Er war überhaupt ein stiller, besonnener — manchmal verträumt — ‚nach innen gewandter Mensch. Er sprach nie viel, konnte aber zuhören, nahm vieles in sich auf. Er wirkte manchmal scheu, vielleicht etwas ängstlich. Und doch packte er die Dinge mit Ruhe und Gelassenheit an. Man könnte seine Arbeit auf einen Nenner bringen: „Gott schuf die Zeit, aber von Eile hat er nichts gesagt! Erich Gelhard überlegte lange, konnte auch etwas reifen und wachsen lassen, packte dann schelmisch oder humorvoll, nie verletzend zu. Die Menschen liebten ihn ob seiner Eigenart.

Wenn auch der Tod ihn plötzlich überraschte, so fand er ihn doch sicher gut vorbereitet durch einen echten priesterlichen Lebenswandel und eine aufgeschlossene geistige Haltung für alles, was an ihn herangetragen wurde. —

Er war ein guter Mensch, der immer bedacht war, Andern eine Freude zu machen, die überraschte. Er konnte sich über viele kleine Dinge des täglichen Lebens herzlich freuen. — Dazu hatte er einen gesunden Humor, vielleicht hat das „Menschliche“ oft mehr bestochen als das „Priesterliche“, das er meist nur scheu und selten nach außen offenbarte: Vielleicht besaß er gerade deswegen die Liebe des Volkes. Er war unkompliziert, gab sich wie er war. Seine Gemeinde trifft der Verlust schwer. Er war mit ihr durch die Jahre verbunden, kannte jeden und seine Verhältnisse, war doch die Gemeinde noch überschaubar. Er bemühte sich stets wie ein guter Hausvater. Die Sorgen seiner Pfarrkinder waren auch die Seinen.

Seit 1952 stand er der Gemeinde Werschau mit Mensfelden und Nauheim vor, nachdem er als Kaplan an den verschiedensten Stellen der Diözese gearbeitet hatte. (Arzbach, Biebrich, Bornheim, Nastätten und Hachenburg). Nach harten Kriegsjahren als Matrose und englischer Kriegsgefangenschaft freute er sich wieder an der Arbeit in der Seelsorge. Und mitten aus der Arbeit holte Gott ihn heim.

Wir wollen seiner im Gebet gedenken. Seine Gemeinde wird ihn nicht vergessen A. Thorisch, Pfr.  10 / Nr.40

Zus. Infos aus 3. Gesprächskreis Werschau vom 11.01.2005

Pfarrer Gelhard

Er kam 1952 mit 41 Jahren nach Werschau. Er wurde von der Gemeinde am Ortseingang abgeholt. Von diesem Ereignis existieren einige Bilder. Haushälterin war Frl. Luzia Kleck, eine vornehme und zurückhaltende Persönlichkeit.

Doris Becker war das erste Kind, das er taufte. Eduard Ricker in erster Osternacht

Er kümmerte sich viel um die Jugend und unternahm mit den Messdienern Ausflüge. In der Alten Schule richtete er eine Bücherei ein. Er organisierte Wochenendausflüge zu den Seminarstätten nach Waldernbach und später auch nach Kirchähr.

Einmal in der Woche fuhr er nach Nauheim und hielt auch dort in der Schule Religionsunterricht.

Es erschien ein neues Gesangbuch mit vielen neuen Liedern. Pfarrer Gelhard war sehr musikalisch und konnte gut singen. So übte er während der Predigt von der Kanzel (nach seinem Unfall viel ihm das Predigen schwer – wir gehen später noch genauer darauf ein-) mit den Gottesdienstbesuchern neue Lieder ein. Das hatte einen hohen Stellenwert bei ihm, und er wurde sehr ungehalten, wenn die Kinder unten schwatzten.

Pfarrer Gelhard hat für die St. Georgs-Gemeinde viele Kunstgegenstände angeschafft.

Die Bürger von Werschau waren etwas beunruhigt über die Kosten. Wie sich später herausstellte, hatte Pfarrer Gelhard die meisten Gegenstände selbst aus eigener Tasche bezahlt und der Kirchengemeinde geschenkt.

In der Mette wurden einige Mal vor der Sakristei als Chor Lieder gesungen, dafür trafen sich die Sänger einige Mal zum Üben in der Schule und in der Sakristei!!!

Pfarrer Gelhard schaffte neue schöne und prachtvolle Gewänder an – ca. 10 Stück.

Angeschafft wurden außerdem:

•          die Berger Madonna wurde restauriert,

•          die Krippe von Sybille Gärtner aus Fulda. Es wurden nach und nach einzelne Figuren dazugekauft und so entstand eine wunderschöne Krippe, die schon viele staunende Besucher angezogen hat. Es wurden Szenen dargestellt und aufgebaut von Maria Verkündigung bis zur Flucht nach Ägypten. Die Krippe wurde im linken Seitenschiff aufgebaut. Anregung holte er sich in seiner Zeit aus Hachenburg.

Weiter wurden angeschafft:

•          Taufsteindeckel

•          Tabernakel

•          barocker Tisch und Kniebank für die Brautleute in den Grundfarben blau und grün

•          neue Fahnen, u.a. die St. Georg-Fahne

•          Messdienerkreuz

•          Adventskranz-Reifen

•          Keramikvasen

•          Kerzenständer

•          Neuer Himmel für Fronleichnam

•          Georgs-Standarte

•          Beichtstuhl in der Sakristei (heute im Heimatmuseum)

Pfarrer Gelhard führte den Martinszug ein. Mit dem Spiel von St. Martin hoch zu Ross und dem Bettler. Nach dem Martinszug wurden Martinswecke verteilt.

Zu Pfarrer Gebhards Zeiten zogen die Sternsinger von Haus zu Haus und sammelten für einen guten Zweck, wie auch heute noch.

Für die Jugend führte er Gruppenstunden ein.

Sein treuer Freund war sein Hund „Barry“ – ein schwarzer Neupfundländer.

Pfarrer Gebhards Bruder war Stadtpfarrer in Frankfurt, und Studienkollege war der jetzige Bischof Kempf.

Pfarrer Gelhard ist wegen seiner geradezu kindlichen Herzensgüte bei allen Werschauern sehr beliebt.

Quelle: Arbeitskreis Historisches Brechen, 28.07.2021, -UJ-

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