Jacob Herlth

Jacob Herlth wurde am 26.10.1835 geboren und wuchs in Hadamar auf. Er war Kaplan in Königstein, Marienthal, Hillscheid, Hallgarten, Langenschwalbach und Frankfurt. Am 16.12.1859 wurde er in Limburg zum Priester geweiht. Als Pfarrer war Jacob Herlth in Herborn und Arnstein tätig.
Am 01.10.1884 wurde er nach Niederbrechen versetzt, wo er eine seit Jahren verwaiste Pfarrei vorfand. Nach dem Tod seines Vorgängers Pfarrer Orth hatte man die Pfarrei zunächst nicht neu besetzen können, da das zuständige Bischöfliche Ordinariat zu Zeiten des Kulturkampfes aufgelöst worden war. Das Gotteshaus war in die Jahre gekommen und inzwischen viel zu klein für die Kirchengemeinde geworden. Schon bald rief er daher zu Spenden auf, um eine neue Kirche zu errichten. Die Bevölkerung kam diesem Aufruf nach und Pfarrer Herlth stockte die Spenden durch Gehälter auf, die ihm in Zeiten des Kulturkampfes verweigert und jetzt ausgezahlt wurden.

Am Maximinustag 1899 konnte der Grundstein für den Bau des neuen Gotteshauses gelegt werden. Es wurde 1901 am Maximinustag feierlich von Bischof Dominikus Willi eingeweiht. Der alte Kirchturm konnte zunächst nicht erneuert werden, da es Streitigkeiten zwischen der Gemeinde und der Kreisbehörde wegen Gemarkungsgrenzen gab und die Kreisbehörde den Abriss verboten hatte.
Er wurde aber schließlich 1951 abgetragen und im Folgejahr durch den heutigen Turm ersetzt. Pfarrer Herlth wohnte im alten Pfarrhaus, das 1958 abgebrochen wurde und vom dem heute nur noch Teile der Grundmauern zu sehen sind. Seine Verdienste um das neue Gotteshaus sowie um die Gründung des Arbeitervereins (heute KAB), des Mütter- sowie des Jünglingsvereins in Niederbrechen sind bis heute unvergessen.

Der Bau des ehemaligen Schwesternhauses in der Marktstraße im Jahr 1894 geht ebenfalls auf seine Initiative zurück. In diesem wirkten über Jahrzehnte die „Armen Dienstmägde Jesu Christi“ aus Dernbach. Zum 50-jährigen Priesterjubiläum stiftete ihm die Pfarrgemeinde das Buntglasfenster im rechten Querschiff der Kirche.

Pfarrer Herlth war noch bis 1914 als Pfarrer in Niederbrechen im Amt und starb am 22.05.1915. Noch heute findet man seinen Grabstein auf dem dortigen Friedhof. Ihm zur Ehre erhielten ein Straßenzug sowie ein Gebäude der Kirchengemeinde in Niederbrechen seinen Namen.

Quelle: Arbeitskreis Historisches Brechen, 08.10.2021

 

Über das goldene Priesterjubiläum von Pfarrer Jakob Herlth ist in der Schulchronik von Niederbrechen 1909 zu lesen:

„Das goldene Priesterjubiläum u. die Feier des 25jährigen Wirksamkeit des Herrn Pfarrer Herlth an hiesigem Orte.

Vom schönsten Sommerwetter begünstigt wurde am 15. August die Feier des goldenen Priesterjubiläums und in Verbindung damit die der 25jährigen segensreichen Wirksamkeit unseres allverehrten Herrn Pfarrers Herlth begangen. Niemand von dem jetzt lebenden Geschlechte kann sich einer solchen Feier in unserem Orte erinnern. Es boten daher die Pfarrkinder alle ihre Kräfte auf, um das Fest mit dem gebührenden Glanze zu umgeben. Geschmackvoll errichtete Ehrenpforten begrüßten Einheimische und Festgäste. Kein Haus entbehrte des Schmuckes. Schon vor Beginn des Festgottesdienstes kam Herr Landrat Büchting hierher und überbrachte mit dem Ausdrucke seiner herzlichsten Glückwünsche dem Jubilar ihm von Sr. Majestät dem Kaiser und König verliehenen roten Adlerorden vierter Klasse mit der Zahl 50. Ein großartiger Zug geleitet den Jubilar nach dem festlich geschmückten Gotteshause. Den Festgottesdienst verherrlichte der Kirchenchordurch den Vortrag einer 4stimmigen Messe. Die Festpredigt hielt der Generalvikar, Domdekan und Prälat Hilpisch von Limburg, welcher die Beziehungen des Doppelfestes Maria Himmelfahrt und das Priesterjubiläum darlegte, auf die Verdienste des Jubilars, die er sich besonders durch seine Veranstaltung von Volksmissionen, seine Bemühungen um den Bau der herrlichen Pfarrkirche und die Errichtung der Niederlassung der barmherzigen Schwestern, die Gründung von Arbeiter- Jünglings- und Marienverein erworben, aufmerksam machte und schließlich ein in herzlichen Worten warmer Anerkennung gehaltenes Glückwunschschreiben des Bischöflichen Domkapitels verlas, welchem bereits ein herzlicher telegraphischer Glückwunsch des Hochwürdigsten Herrn Bischofs vorausgegangen war. Dem Hochamte folgte die Beglückwünschung durch die Vertretungen der kirchlichen und bürgerlichen Gemeinde, der Lehrpersonen usw. Der Kirchenvorstand teilte bei der Gratulation dem Jubilar mit, dass durch freiwillige Spenden aus der Gemeinde eine ansehnliche Summe zur Stiftung einer Glasmalerei in der Pfarrkirche beschafft worden sei, welche das Andenken an das Fest bei der Nachwelt erhalten solle. Kaum war der Nachmittagsgottesdienst beendet, so erschien im Pfarrhofe die liebliche Schar der Kinder, der von unseren Schwestern geleiteten Bewahranstalt, um durch entsprechende Lieder und Gedichte dem Jubilar ihre Huldigungen darzubringen. Das schöne Wetter ermöglichte dann auch die Abhaltung eines Volksfestes auf einer Wiese am Orte, wo der Berichterstatter (Arle) die Festrede hielt, auf die der Jubilar in längerer Antwort mit einem Hoch auf den Bürgermeister, als Vertreter des Ortes erwiderte, für Unterhaltung der den ganzen Platz füllenden Festversammlung trugen die hiesige Musikkapelle und die hiesigen Gesangvereine festliche Tonstücke vor. An Abend bewegte sich ein sehr zahlreicher Fackelzug zum Pfarrhof, wo der Kirchenchorund der Gesangverein Festgesänge vortrugen. Der Bürgermeister brachte in herzlicher Ansprache die Glückwünsche der Gemeinde zum Ausdruck. Herr Pfarrer Herlth, dessen Frische trotz aller Anstrengung der ausgedehnten Festfeier seine Pfarrkinder und Bekannten hoch erfreute, sprach über das in den 25 Jahren seiner hiesigen Wirksamkeit als Pfarrer durch das treue Zusammenwirken zwischen Hirt und Herde Geschaffene und schloss seine begeisterte Rede mit einem Hoch auf den Hochwürdigsten Herrn Bischof. Der beiden Höchsten irdischen Gewalten, Papst und Kaiser war bereits an anderer Stelle gedacht worden. Der Turnverein stellte dann noch unter bengalischer Beleuchtung prächtige Gruppen. Ein aus Hunderten froh bewegten Herzen fromm durch die Abendluft schallendes Te Deum schloss die herrlich verlaufene Jubelfeier. Möge es dem Jubilar vergönnt sein, noch lange unter uns mit dem seitherigen Segen zu wirken. Sein Jubelfest wird allen Teilnehmern für lange Jahre eine sehr liebe und erhebende Erinnerung sein.“

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