Kuffner, Wilhelm

25.11.1913geboren in Netschetin, Kreis Luditz im Sudetenland
16.12.1938Heirat mit Anna Lätzig
05.12.2001gestorben in Werschau

 

Anlässlich seines 70. Geburtstages am 25.11.1983 ist im Inform Brechen zu lesen:

… Von 1928 – 1931 absolvierte er eine Lehrzeit als Damen- und Herrenfriseur und arbeitete bis 1937 als Geselle und machte sich am 01.10.1937 selbstständig. Diesen Betrieb leitete er in Kottiken, Kreis Mies.

Nach Kriegsende wurde er zu einem Sägewerk und seine Frau sowie seine Tochter in das Innere der CSSR verpflichtet. 1950 konnte die Familie dann in ihre neue Heimat Werschau übersiedeln. Dies deshalb, weil die Eltern der Frau schon 1948 als Heimatvertriebene in Werschau wohnten. 1946 kommen die Eltern (Fam. Lätzig) als „Heimatvertriebene“ über das Lager in Villmar nach Werschau, wo sie sich alsbald bestens einlebten.

Kurze Zeit arbeitslos, hat er dann 20 Jahre, bis 1970 bei der Fa. Zimmermann und Schmidt, Niederbrechen, als Weber gearbeitet. Sein Friseurgewerbe hat er aber nicht aufgegeben, sondern seit 22.08.1957 betreibt er dies im Erdgeschoß seines Hauses mit viel Fleiß und Erfolg.

3 Monate war er auch nochmals 1970 bei der Fa. Eichhorn, (Niederbrechen), tätig.

Seine Lehr- und Gesellenjahre hat er beim Friseurmeister Alois Heun in Tuschkau – Stadt bei Pilsen im Kreis Mies absolviert.

Sein Geburtsort Netschetin hatte damals ca. 1.200 Einwohner und war ein rein deutsches Dorf. Haupterwerbszweig waren u. a. Holzfäller, Maurer (sie arbeiten in Sachsen) sowie Viehhändler. Sein Vater war Bürgermeister aus einer angesehenen Familie. Willi Kuffner ist inzwischen ein echter „Werschauer“ geworden.

Seine Friseurstube ist für Werschau ein echtes Kommunikationszentrum geworden, in dem sich Menschen aus allen Bevölkerungsschichten nicht nur zum Harre Schneiden oder Rasieren treffen. Man kann sich hier aufhalten und – plaudern, wie dies halt bei den meisten Friseurläden auf dem Lande ist.

Willi Kuffner , ein Mensch wie „Du und Ich“, hat trotz allem Schweren, was er und seine Familie – wie so viele Heimatvertriebenen – erlebt haben, seinen Humor und die Lebensfreude nicht verloren. Dies und – sein Lachen – steckt an.

Ein Mensch wie „Du und Ich“, der Glied unserer Gemeinschaft ist – und es auch hoffentlich noch lange bleiben soll, wünscht neben den Werschauern, den vielen Kunden, besonders ihr Chronist

Quelle: Inform Brechen, 02.02.1984

Rede, die Josef Kramm anlässlich der Schließung des Friseursalons von Willi Kuffner im September 1995 gehalten hat:

Lieber Willi Kuffner,

… Wir sind heute hier zusammengekommen, um kurz Dein Leben und das der Familie im Hinblick auf die zweite Heimat Werschau zu betrachten.

Als die Familie Kuffner am 24.01.1950 nach Werschau gekommen ist, war dies für die Familie und für Werschau ein Glücksfall.

Einmal, weil die Familie aus der CSSR , dem Sudetenland, kommend, eine neue und zweite und gute Heimat fand, zum anderen, weil sie eine Bereicherung durch ihr Verhalten im Tagesablauf von Werschau darstellte.

Dies insbesondere durch die Tätigkeit von Willi Kuffner als Friseur und seinen Friseursalon. Letzteres wurde zu einem Kommunikationszentrum in Werschau, dessen Verlust nicht mehr zu ersetzen ist, und dem man aufrichtig nachtrauert, dass es ihn nicht mehr gibt.

In ihm haben sich die Menschen nicht nur zum Haareschneiden getroffen, nein hier wurde miteinander gesprochen, wurden Sorgen bekannt und manch einer ging erleichtert durch Haare aber auch von Sorgen, nach Hause.

„Die kleine Kneipe in unserer Straße, dort wo das Leben noch lebenswert ist, und wo dich keiner fragt was du hast oder was du bist,“ so besingt es ein Schlager.

Nun, wer nie im Friseursalon von Willi Kuffner war, der für jeden eine offene Seele und ein offenes Ohr hatte, bei einer Flasche Bier, der hat etwas versäumt. Er hat nichts über häusliche und politische, sportliche und wer weiß was für Probleme ausgelassen, er hat mit großer Wahrscheinlich einen wesentlichen faszinierenden Teil zwischenmenschlichen Miteinanders versäumt. Ein gemeinsames Tun, Essen, Trinken, Spielen, Schnupfen, war ein Element des Kontaktes.

Hierfür danken wir der ganzen Familie Kuffner, besonders aber dem “Oberhaupt Willi“, ganz herzlich. Dieser Dank kommt sicherlich von vielen Werschauern Bewohner, die heute noch leben, aber auch sicherlich von vielen von uns gegangenen Menschen, die vielleicht jetzt auf uns und besonders auf Willi Kuffner, herunterschauen und „Prost“ sagen.

Mit „Sack und Pack“ ist er nach Werschau gekommen. Im Zug von Frankfurt sprach er einen Mitfahrer auf Werschau an und wollte wissen, was es für ein Dorf sei. „Arm und katholisch“, war die Antwort.

Was wird da in seinem Kopf vorgegangen sein? Doch, ganz anders wurde er aufgenommen in Werschau, wo die Schwiegereltern und eine Schwägerin schon heimisch geworden waren.

Josef Ricker holte mit einer „Rolle“ die Möbel am Bahnhof Niederbrechen ab, die dann im alten Rathaus untergestellt wurden. Im Haus Fortenbacher (Hintergasse, heute Ringstr. 10), fanden sie die erste Wohnung in Werschau. Die zweite Wohnung im Hause Schnith (heute Helmut Pafla), in der Au 1, und die dritte Wohnung im Hause Jakob Becker, Hintergasse.

Im Hause von August Göbel (heute Günther Göbel) setzte er seine Tätigkeit als Friseur mit viel Erfolg fort. Später wurde der Friseurbetrieb in die Gaststätte „Urban“, in einem extra dafür zur Verfügung gestellten Raum verlegt. Hier war die „kleine Kneipe“ erst recht ein richtiger Raum für die Kommunikation.

Frau Anna Kuffner half feste mit, die Kunden in jeder Hinsicht zu betreuen.

Vieles könnte von dieser Wirkungsstätte erzählt werden. Das soll an anderer Stelle festgehalten werden.

Es wurden Nummern ausgegeben, wer am Haareschneiden dran war, die Preise bewegten sich zwischen 30 Pfennigen bis zu 1,00 DM. Oft kam es vor, dass Willi die Kunden von morgens 8.00 Uhr bis abends spät bediente. Trotzdem war er anderntags wieder früh im Salon. Natürlich musste er auch mit seinen Kunden „einen Trinken“, das gehörte ganz einfach dazu. Sogar sonntags wurden die Haare geschnitten, da kannte er nichts. © Inform Brechen, 19.08.1999

1962 begann er mit dem Bau des heutigen Wohnhauses in der Hessenstraße.1966 konnte er einziehen und nun seine Tätigkeit in der Frisierstube ausüben. Willi Kuffner, letzter Friseurmeister in Werschau und ein sog. Werschauer Original geht am 07.09.1995 in den Ruhestand.

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