Seniorenpflege im Geiste der Karitas. Vor 25 Jahren wurde das Seniorenzentrum der Gemeinde Brechen eingeweiht

Größtmögliche Selbständigkeit in einer Kombination mit bestmöglicher Betreuung ist im Seniorenzentrum der Gemeinde gelungen. Mit dieser Einschätzung brachte die damalige hessischen Sozialministerin Barbara Stolterfoth bei ihrem Besuch in dem Brechener Seniorenheim kurz nach der Eröffnung vor 25 Jahren die Intention zum Ausdruck, die die Gemeinde mit dem Bau der Einrichtung in Niederbrechen verfolgte. Mit dem Sommerfest am Samstag, 24. Juni, wird zugleich das 25-jährige Bestehen des Seniorenzentrums gefeiert.
„Mit diesem Haus stellt die Gemeinde Brechen ihren älteren pflegebedürftigen Einwohnerinnen und Einwohnern eine den heutigen Erkenntnissen entsprechende moderne Wohn- und Pflegeeinrichtung zur Verfügung. Das Seniorenzentrum wurde von der Gemeinde Brechen mit erheblicher finanzieller Unterstützung des Bundesministeriums für Arbeit und Sozialordnung und des Landes Hessen erbaut und vollständig betriebsfertig eingerichtet und ausgestattet. …. Möge allen künftigen Bewohnerinnen und Bewohnern ein weitgehend selbstbestimmter, zufriedener und erfüllter Lebensabend vergönnt sein. Möge der Geist der „Karitas“ das Leben und Wirken im Haus prägen, und möge Gottes Segen auf dem Seniorenzentrum ruhen und alle dort Wohnenden und Tätigen allzeit begleiten“ heißt es in der Urkunde, die zur Einweihung des Hauses am 10. März 1998 in den Grundstein am Eingang eingelassen wurde.
Dieser Geist der tätigen Nächstenliebe prägt die Arbeit und die Atmosphäre in dem auch unter dem Namen Mutter-Teresa-Haus bekannten Seniorenzentrum von Anfang an. Damit wird an die Tradition der Alten- und Krankenbetreuung angeknüpft, die über Jahrzehnte den Dernbacher Schwestern oblag. Nach der Schließung der Altenpflegestation im ehemaligen Schwesternhaus, dem heutigen Rathaus, in Niederbrechen 1972 mussten ältere pflegebedürftige Menschen in auswärtigen Einrichtungen untergebracht werden, was für die Betroffenen, die dadurch aus ihrem sozialen Umfeld herausgerissen wurden, oft sehr schmerzhaft war. Pläne, im Zuge der Dorferneuerung Anfang der 1980er Jahre ein Altenheim in der Ortsmitte von Niederbrechen zu errichten, ließen sich nicht verwirklichen. Schließlich konnte die Gemeinde ein ausreichend großes Gelände, angrenzend an eigenes Land, oberhalb des Sportplatzes erwerben, und nach Schaffung aller notwendigen Voraussetzungen und Planungen, und nachdem die Finanzierung gesichert war, begann der Bau am 8. März 1996 mit dem ersten Spatenstich. Ein gutes Jahr später, am 15. Mai 1997 konnte das Richtfest gefeiert werden. Zum Jahresende 1997 war die vom Gemeinnützigen Siedlungswerk Frankfurt geplante Einrichtung fertiggestellt, als deren Betreiber die Gemeinde den Bezirkscaritasverband Limburg gewonnen hatte.
Die Baukosten beliefen sich auf rund 10,1 Millionen Mark. Als eines von 400 bundesweiten Modellprojekten für Seniorenbetreuung im ländlichen Raum unterstützte das Bundesministeriums für Arbeit und Sozialordnung das Projekt mit einem Zuschuss von 4,4 Millionen Mark, für den sich besonders auch der aus Oberbrechen stammende Staatssekretär Karl Jung stark gemacht hatte. Natürlich waren er und Minister Norbert Blüm unter den Gästen der Einweihungsfeier. Das Land Hessen steuerte 3,6 Millionen Mark bei, während die Gemeinde neben dem Landerwerb noch rund 2,03 Millionen Mark zu tragen hatte.
Die ersten 15 Bewohnerinnen und Bewohner konnten am 5. Januar 1998 in das Seniorenzentrum einziehen, angefangen von Therese Neu, die glücklich war, nach einigen Jahren in einem Heim in Obertiefenbach wieder in ihrer Heimat zu sein, Elisabeth
Frank aus Niederbrechen, Heinrich Otto aus Oberbrechen und Paula Freier aus Werschau. Rund 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Voll- oder Teilzeit sorgen für das Wohl der ihnen anvertrauten Menschen, unterstützt von zahlreichen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern. In unmittelbarer Nähe des Seniorenheims entstanden 1999 ebenfalls mit Hilfe von Bundes- und Landeszuschüssen in zwei Gebäuden 14 Wohnungen für betreutes Wohnen, zehn für Einzelpersonen und vier für zwei Personen, die vorzugsweise Menschen aus Brechen vorbehalten sind.
Von Anfang an hat das Seniorenzentrum mit seinen 36 Dauerpflegeplätzen und neun Kurzzeitpflegeplätzen, alle in Einzelzimmern mit eigenen Sanitäreinheiten, sowie einigen Tages- und Nachtpflegeplätzen, Gemeinschaftsraum und Kapelle seinen festen Platz in der Gemeinde und im Gemeindeleben, in das eine Bewohner soweit wie möglich integriert sind. Neben den Angehörigen, Freunden und Bekannten sind immer wieder verschiedene Vereine und Gruppen zu Gast, um Verbindung zu halten und zur Unterhaltung beizutragen. Während der Pandemie mit ihren Kontaktbeschränkungen wurden diese Begegnungen und Auftritte kurzerhand in Freie und auf die „Grüne Bühne“ in dem kleinen Park des Hauses verlegt. Neben den Angehörigen, Freunden und Bekannten sind immer wieder verschiedene Vereine und Gruppen zu Gast, um Verbindung zu halten und zur Unterhaltung beizutragen. Während der Pandemie mit ihren Kontaktbeschränkungen wurden diese Begegnungen und Auftritte kurzerhand in Freie und auf die „Grüne Bühne“ in dem kleinen Park des Hauses verlegt. Gerne in Anspruch genommen wird gerade von älteren Leuten das Angebot des offenen Mittagstischs, der es ermöglicht, in Gesellschaft von der guten Küche des Seniorenzentrums zu profitieren. Auch die Veranstaltungen und Feiern im Heim werden von der Bevölkerung gerne besucht.

Hinweis: In der Schriftenreihe Gemeindearchiv Brechen ist als Heft 22 im Juni 2023 der Titel „25 Jahre Seniorenzentrum Brechen“ (Autor: Alexander Fischbach) erschienen, der für 3 Euro in der Gemeindeverwaltung Brechen erworben werden kann.

Verfasser: Arbeitskreis Historisches Brechen, 03.07.2023, -UK

 

10.03.1998      Zu offiziellen Einweihungsfeier des neuen Seniorenzentrums Brechen kann Bürgermeister Bernhard Königstein u.a. Bundesarbeitsminister Norbert Blüm, die Hessische Sozialministerin Barbara Stolterfoth, Staatsminister a.D. Karl Jung, der erste Kreisbeigeordnete Karl-Winfried Seif, Caritas-Geschäftsführer Michael Schwarzer, Bezirksdekan Dieter Lippert, die Gemeindevertretung, Vertreter des Siedlungswerkes und viele Mandatsträger begrüßen (Fotos: Ursula Königstein)

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