Schnädter, Adolf

Der gebürtige Werschauer – ein bedeutender Turnerführer

In der Werschauer Schulchronik schreibt der 1839 geborene und aus Ehlhalten stammende Lehrer August Schnädter, dass er laut Decret der Königlichen Regierung in Wiesbaden mit Wirkung vom 1. September 1875 zum Nachfolger des nach Niederbrechen versetzten Lehrers Jung ernannt wurde.

Am 11. März 1877 wurde in Werschau, Kreis Limburg, der Sohn Adolf geboren.

Lehrer August Schnädter wurde auf sein Ansuchen am 16. April 1877 an die Mittelschule nach Wiesbaden versetzt.

Bernhard Engelhardt schreibt in „Geschichtliches über den 7. Deutschen Turnkreis“, einem von 15 Turnkreisen im damaligen Deutschland, dessen Gebiet den südlichen Teil des damaligen Königreichs Hannover, Kurhessen mit Ausnahme der Grafschaft Schaumburg, der Kreise Hanau und Schmalkalden, den braunschweigischen Kreis Blankenburg und das Fürstentum Waldeck mit Ausschluß Pyrmonts umfaßte., dass Adolf Schnädter seit seiner Schulzeit Turner gewesen sei.

MTV Wiesbaden-Dreikampf-Sieger KT 1901 Offenbach und DF 1902 Nürnberg mit 12 Metern im Dreisprung auf Rang eins der inoffiziellen Jahresbestenliste der Deutschen Turnzeitung. (Aus Geschichte des Turnens am Mittelrhein, Band 4)

Als Student habe er sich in den akademischen Turnvereinen zu Marburg und Straßburg als Turnwart betätigt.

Er hat viele Preise in Turnwettkämpfen, darunter den 1. Preis auf dem Feldberg 1900, in dem Dreikampf des Kreises 9 und auf dem Deutschen Turnfest 1903 in Nürnberg den 8.Preis errungen.

Er wurde am Gymnasium in Fulda angestellt. In der Fuldaer Turngemeinde war er von 1906 bis 1910 Turnwart, wo an zwei Abenden in der Woche in der städtischen Turnhalle geturnt wurde.

In Personalunion war Oberlehrer Schnädter zugleich Oberturnwart des Rhönturnfestes, das 1905 zum ersten Mal auf der Wasserkuppe ausgetragen wurde. Schließlich bekleidete er auch das Amt des Gauturnwartes des Oberfuldagaues. Über das Gauturnfest des Oberfuldagaues im Juni des Jahres 1907 in Rotenburg an der Fulda wurde berichtet, dass es unter der fachkundigen Leitung des Gauturnwartes Schnädter einen „glatten und würdigen“ Verlauf genommen habe.

Auf dem Kreisturntag des 7. Oberweserkreises der Deutschen Turnerschaft am 1. November 1908 in Göttingen wurde der Fuldaer Turnlehrer Adolf Schnädter zum 1. Kreisturnwart gewählt. Engelhardt schreibt: 25 Jahre hat er als Kreisoberturnwart dem 7. Kreise wertvolle Dienste geleistet und ihn durch seine eifrige, zielbewußte Tätigkeit bis zum Jahre 1933 zu einem wertvollen Gebilde der Deutschen Turnerschaft gemacht.

Leider konnte ihm bei seinem Rücktritt die höchste Auszeichnung der Deutschen Turnerschaft, die Ehrenurkunde, wegen der noch nicht erreichten 60 Lebensjahre bestimmungsgemäß nicht verliehen werden, er hätte sie redlich verdient. Der Gau 12 (Fachamt Turnen im zunächst Reichsbund für Leibesübungen) aber hat in seiner ersten Führertagung am 5. November 1933 der „uneigennützigen und hingebungsvollen“ Arbeit seines Turnerführers durch Überreichung einer Urkunde Ausdruck gegeben.

Von 1910 bis 1926 war Adolf Schnädter Vorsitzender der Fuldaer Turngemeinde.

In seiner Amtszeit wurde wiederholt vergeblich versucht, wegen der Randlage Fuldas aus dem Turnkreis Oberweser auszutreten und sich dem Mittelrheinkreis anzuschließen.

Das führte sogar so weit, dass Schnädter in einer am 10.12.1910 einberufenen außerordentlichen Generalversammlung vom Amt des Vorsitzenden zurück trat, weil ihm unterstellt worden sei, er habe bei den Verhandlungen mit dem Oberweserkreis die Belange Fuldas nicht gehörig vertreten. Ihm wurde aber von der Versammlung einstimmig das Vertrauen ausgesprochen, so dass er im Amt blieb. In der ersten Generalversammlung nach dem Weltkrieg am 8. März 1919 wählte die Versammlung Studienrat Schnädter zum 1. Vorsitzenden (Wiederwahl).

Zu einer kontroversen Diskussion innerhalb des Vereins kam es wegen der Protestversammlung gegen die Rheinland-Besetzung, die am 18. Januar 1925 stattfand, und zu der auch der 1. Vorsitzende der Turngemeinde, Studienrat Schnädter, aufgerufen hatte, ohne allerdings einen Vorstandsbeschluß dazu herbeigeführt zu haben. Als Ergebnis der Diskussion wurde das Verhalten des Vorstandes ausdrücklich gebilligt.

Im Frühjahr 1926 legte Adolf Schnädter sein Amt als 1. Vorsitzender aus persönlichen Gründen nieder.

Im Archiv der Fuldaer Turnerschaft befinden sich zwei Schreiben von Adolf Schnädter mit Datum vom 22. und 23. März 1927. In diesen Schreiben wird Einspruch gegen den Beschluß des Vorstandes der Turngemeinde erhoben, das Kreisturnfest vom 8.-10. Juli des gleichen Jahres auf dem Sportplatz „Johannisau“ zu veranstalten. Das Fest solle besser im Schloßgarten abgehalten werden. Dem Einspruch wurde stattgegeben.

Das 20. Kreisturnfest fand schließlich unter Beteiligung von fast 3 000 Turnerinnen und überwiegend Turnern im „Schloßgarten“ statt.

In der Generalversammlung der Fuldaer Turnerschaft am 28. Januar 1933 kandidierten der Vorsitzende Milker und sein Stellvertreter Feldmann nicht mehr. Nach einigem Zögern erklärten sich mit Adolf Schnädter und Bruno Köhler zwei erfahrene und im Verein bereits verdiente Turnbrüder bereit, zu kandidieren. Adolf Schnädter wurde zum Vorsitzenden, Bruno Köhler zum stellvertretenden Vorsitzenden gewählt. 1936 gab Adolf Schnädter die Vereinsführung ab.

Adolf Schnädter starb am 7. Januar 1961.

Nachwort:
Theodor Schütz von der Fuldaer Turnerschaft von 1848, Kurt Fortenbacher aus Werschau und Reinhold Schütz aus Niederbrechen danke ich für die wertvolle Unterstützung.

Literatur:
Geschichtliches über den 7.  Deutschen Turnkreis
150 Jahre Fuldaer Turnerschaft 1848 e.V.–Reihe Dokumentationen zur Stadtgeschichte, Nr.19
Foto aus dem Privatbesitz des Sohnes Winfried Schnädter, Fulda
Geschichte des Turnens am Mittelrhein 1850-1945, Band 2/3, Seite 447

Autor: Werner Mais Werschau, 06/2009

 

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