Der Thomashof in Werschau

Der Thomashof war der größte Hof im Dorf

Dylemann von Braunsberg, Pfarrer (Peban) und Kanoniker des Stifts Limburg, stiftete 1331 einen Altar der Jungfrau Maria, des hl. Apostels Thomas und Allerheiligen in der St. Michaelskapelle neben dem Friedhof des Stifts, in der sein verstorbener Bruder, der Ritter Johann von Braunsberg, bereits den St. Johannesaltar errichtet hatte. Er stiftete diesen Altar mit 24 Malter Kornrente von seinen väterlichen Gütern, der Mühle und dem Hof in Werschau mit allen Gütern, Äckern, Feldern. Wiesen und Gehölzen, die in den Hof gehörten. Das Korn sollte jeweils der Pächter liefern. Davon sollte 1 Malter Weizen für eine ewige Lampe und Geld zum Gedächtnis seiner Eltern gegeben werden.
Sein Bruder, Ritter Rüdiger von Braunsberg, Burgmann zu Limburg, bekundete 1331, dass Dylemann Mühle, Hof und Güter bei der Erbteilung erhalten habe und frei darüber verfügen könne. Er behielt sich und seinen Erben jedoch 1332 noch die Einlösung vor und war 1349 auch selbst noch in Werschau begütert.
Dylemann, inzwischen Scholaster des Stifts, bestätigte in Werschau vor seinem Hof 1336 seine Schenkung noch einmal dem St. Johannesaltar und errichtete nach 1337 doch noch den St. Thomasaltar.
Die beiden Ritter Eberhard und Rüdiger und ihr Bruder Dietrich, die Söhne des verstorbenen Ritters Rüdiger von Braunsberg, verzichteten 1359 auf alle Ansprüche auf die Güter, auch zu Werschau, die ihr verstorbener Vetter, der Scholaster Dylemann, dem St. Thomasaltar geschenkt hatte. Sie verkauften 1359 Heinrich von Neisen, dem Vikar des Altars, ihre Rechte an dem Hof und einen halben Morgen Land, den ihr Vater von Steynkarren in Werschau gekauft hatte. Die Witwe, der Schwiegersohn Bechtolt von Flomborn und die Tochter des Ritters Rüdiger verzichteten 1359 ebenfalls. Heinrich von Neisen, der Kaplan des Altars, vermacht dem Altar 1378 das 1359 gekaufte Grundstück. Ansprüche auf 8 Malter Kornrente von Hof und Mühle erhoben danach die Söhne und Erben des Johann von Nauheim in Limburg, die jedoch nach Beilegung des Streites 1397 und 1399 darauf verzichteten.
Zu dem Hof gehörten 1472 ein Morgen bei der Mühle, genannt "die hobstait" und 1483 das "St. Thomasstück", genannt "die Bune". Die Bune, auch Beune oder Beunde, in anderen Orten auch Salland genannt, war Land, das zum Herrenhof gehörte. Später erst werden außerdem 1749 hier ein "Hofacker" und 1753 ein "Hofgarthen" genannt.

Die Größe der 1472 schon nicht mehr bewohnten Hofstatt spricht dafür, dass es ein alter Adelshof war. H. Otto schreibt 1931, die Brüder von Braunsberg hätten Hof und Mühle von Ludwig von Werschau erworben. Dylemann von Braunsberg nennt beides jedoch väterliche Güte. Es muss offenbleiben, ob die von Braunsberg durch Kauf oder Heirat in Besitz von Hof und Mühle gekommen sind. Die Mühle war seit 1456 gesondert verpachtet. Der Hof, den die Brüder Henne und Peter Schorre 1472 innehatten und bebauten, hatte damals in den drei Feldern 116 1/2 Morgen und 1 Sadel. In anderen Maßen waren es 1813 101 Morgen 101 Ruten "kleines" oder 68 Morgen 30 Ruten "rheinisches Maß" und 1859 138 Morgen 53 Ruten. Mit den anderen Stiftsgütern kam der Hof 1802 an die nassauische Domäne. Von einem 1817 geplanten Verkauf nahm man wieder Abstand. Der Hof war 1817 für je 16 Malter Korn und Gerste, 1859 auf 12 Jahre für jährlich 75 Malter 79 Liter Korn, 75 Malter Gerste und 79 Malter75 Liter Hafer verpachtet. Die Äcker des Thomashofes waren auch danach das Kernstück der Domänengüter in der Gemarkung Werschau.

Quelle: Hellmuth Gensicke: Aus der Geschichte von Werschau (1985)

Verzeichnis des Geländes, das zu dem Hof in Werschau ('Werße') des St. Thomasaltars in Limburg gehört:
Daz erst felt den holtzwege ußen gehen Nespach: 3 M.
im Weltzkobel under den wingarten. - 1 M.
uber den Nuheymer weghe, daryn stoßend, under Henne Schorre. - 1 M.
by der moln, genant die hobstait. - 1 M.
oben, der vorher abegehet und went off der molnbach. - 1 M.
under Rußhenne und off Cleser. - 1/2 M.
off Henne Degen im Katzendale. - 1 M.
im Katzendaile off Peter Otten. - 1/2 M.
im mittel Katzendaile off Wigel Kleser. - 3 schride im selben Katzendale under Schorren. - 1 1/2 M.
im Momendaile under Henne Hache. - 1 M.
in der auwe under Greben weße. - 1 M.
off Flaße under Henne Hoch und stoßet durch die bache. - 1 M.
off der bach der groß plane under Geufferten. - 3 schride by deme großen plane under Wigel Cleser eyn anwendergin. - 1 sadel, went widder die bach under Greben. - 1/2 M.
in der auwe under Rupel. - 1/2 M.
in der auwe under Hengin Hachen. - 2 M.
in der Elsebache und went eyn in den ander, eyner und(er) Harmuot Degen und der ander under Philips Ruße. - Eyn sadel in der Elsebach under Hans Schorren. - 1 M.
uffen oberborn under Rupeln. - 1 sadel im Mommendale under Grebe. - 1 M.
off(em) Lebergerberge under Philyps Rußen. - 1/2 M.
offe(m) Lebergerberge off Philips Rußen. - 1 1/2 M.
ober den Nesbecher wege uff Rupeln. - 1 M.
im Nesbecher wege off Heyntze Hach. - 1/2 M. in derselben gewant off Rupeln. - 3 M. in derselben gewant offerts Rupeln. - 1 M. in derselben gewant off Rupeln. - 1/2 M.
in der straßen under Wigel Cleser. - 2 M.
mitten im felde under Greben. - 1 M., stoßet in die zwene M.
ober dem holtzwege under den stiff(t)herren. - 1 M., eyn anwender off den Greuferten. - 1 M., eyn anwender beneben deme holtzwege. - 3 schrid, stoßen in denselben M. - 1 sadel off Kretzern. - Item daz hinder felt und ert iß mit deme ersten felt: 1 M.
off der straßen under Ganß Henne. - 1 M.
ober dieselbe straiße under Nuoltzen. - 1 M. in derselben gewant under Nuoltzen. - 1 M.,
eyn anwender off Greben. - 1 M. in derselben gewant off Wigel Cleser. Summa 37 1/2 M. und 9 schride. Item daz ander felt gehen dem hyldenstock: 1/2 M.
vor dem falder under Peter Oßen. - 2 M.
off deme Dyppesgraben off Peter Oyßen. - 1/2 M.
in deme mittelwege under Philips Rußen. - 1 M.
offerter ime mittelwege off den stifftherren. - 3 M.
vor den langen strychen, eyn anwender off Wigel Cleser. - 1/2 M.
in deme Oberbrechere wege under Philipps Rußen. - 1/2 M.
in dem Wolffenecker off Philipps Rußen. - 1 M., eyn anwender im Oberbrechere wege off Wilhelm Greuffert. - 1/2 M.
offert im Brecherner wege off Rußhenne. - 1/2 M.
offert im Oberbrecherner wege under Philipps Rußen. - 1 sadel offert im Oberbrechernere wege off Wigel Cleser. - 1 sadel ungever eyn anwender vor Philips Rußen. - 1 M.
in den langen strichen off Rupel. - 2 M. in denselben langen strichen off Cleser. - 2 M.
in deme loche under Frederich Hyndenoff. - 1/2 M. in derselben gewant under Frederich Hyndenoff. - 1 M.
tzu deme naßen bodem under Kretzeren. - 1/2 M., went fort in dye ander gewant under Rupel. - 1 M. in derselben gewant under Heng(en) Hache. - 1 sadel uff den molngreben off Rupel. - 1 sadel off Philipps Rußen. - 1 M.
ober den breiden wegk under dem hynderfelt off Rupeln. - 1 M. in dem selben breiden wege off Rupel. - 1 M. in dem selbigen breiden wege under Hen Hache. - 1/2 M.
im hynderfelde off Peder Oßen. - 1 M.
im hyndergrunde under Philips Rußen. - 3 M., stoßen in denselbigen M. off Rupeln. - 1/2 M., stoßet in die 3 M. off Rupeln. - 3 schride under dem yßberge under Stuoln. - 1/2 M.
off dem boyl under Rupel 1/2 M. - 1/2 M. off dem Uffenger wegk under Greben. - 1/2 M. under dem Uffenger wegk off Greben. - 1 M. off dem boyl off Hengen Hache. 1/2 M. in derselben gewant under Heng(en) Hach. - 3 M.
ane der molenhelde off Kretzeren. - 2 M.
ober den Uffenger wegk und stoßet ober dye bache off Frederich Hyndenoff. - 1 M.
under dem Uffenger weck widder den molngraben. - 1/2 M. in derselben gewant off Philips Rußen. - 1/2 M. den molngraben ußen, geheet off Rupeln. - 1 M.
in der hasenhelde off Greben. - 1/2 M. in derselben gewant off Philips Rußen. - 1 M. off dem Uffinger wege under Stuoln. - 1 M. in derselben gewant under Peder Schorre. - 1 M.
an der haesenhelden off Henne Degen. Summa 41 1/2 M. und 3 schriede. Daz dritte felt ghen Berge: 3 M.
hinder den wingarten dye helde under Philips Rußen. - 1/2 M. daryn went und widder dye wingarten. - 1 sadel, went in dye helde widder dye wingarten under Rupeln. - 1/2 M., stoßet in die helde in dye ander gewant under Frederich Hyndenoff. - 1 M.
in der ander gewant off Anders Gantze. - 1 1/2 M.
off deme cleynn Mentzer g(re)ben under Rupeln. - 1 M.
zu wißem steyn ober den wegk geheet und ist eyn anwender. - 1 sadel, stoßet widder dye bache off Frederich Hindenoff(e). - 1 M.
off dem eychelberge tzuschen den reyne und Peter Otten. - 1 sadel in derselben gewant under Rupeln. - 2 M.
im hertenwege off Kretzern. - 1 M.
im hertenwege under Heyntz Hache. - 1 sadel in derselben gewant under Frederich Hindenoff. - 3 M.
under Nuheimere felde off Philips Rußen. - 1 M.
in der auwe off Philips Rußen. - 1 M. in derselben gewant under Henne Eseln. - 1/2 M. in derselben gewant off Henne Hachen. - 1 M. in dem rode under den stiff(t)herren. - 1/2 M. by dem fort off dem Brecher graben off Peter Otten. - 1 sadel, stoßet in den halben M. und ist eyn anwendere.- 2 M. off dem Brechenberge under Philips Rußen und stoßet ober der wegk. - 1 M. off dem Gyersberge under Claiß Stuoln. - 1/2 M. off dem Brech(er)berge off Philips Rußen. - 1 sadel in der ander gewant, went in Brecher felde under Frederich Hindenoff. - 1 M. (ein anwender, stoßet ober den Brecher wegk off Claß Stuell). - 1 sadel, went in (demeselbigen anwender) under Frederich Hindenoff. - 4 schride in deme rechten g(run)de, off Wilhelm Geuffen. - 1 M. in derselbigen ge(want) off Rüpel. - 1/2 M. in der ander gewant off Henne Degen. - 1/2 M. under Kretzern. - 1/2 M. in der ander gewant off Rupeln. - 1 M. in der ander gewant, stoyßet widder Brecher felt off Greben. - 1 sadel in derselben gewant under Greben. - 1 M.
in der selge neben Peder Oyßen und ist eyn anwender. - 1/2 sadel, stoyßet in denselbigen morgen off Czulle Greuoff(en). - 2 M.
genant der Paffenacker under Henne Degen. - 1 M.
in der ander gewant zu Budensteyn under Peter Schorn. - 1 sadel in dereselben gewant off Peter Oyßen. - 1 sadel ime Oberbrechere wege under Rupel. - 1 M.
in derselben gewant off Rupel. - 1/2 M.
im Oberbrechere wege under Rupel. - 1 sadel ime selbe Oberbrechere wege off Frederich Hyndenoff. - 1 M. in dere selbige gewant under den styfftherren. - 1 M. in derselbige gewant under Wigel Cleser. Summa 36 1/2 M., 1 1/2 sadel und 4 schride.' 'Summa in toto 116 1/2 M., 1 sadel'. –

Beschrieben und erneuert 1472, 'tercia (feria) post pasca' durch Johann 'Tzane', Vikar am Altar von St. Simon und Judas, und durch Henrich Offhusen, Vikar am St. Thomasaltar, in Gegenwart von Rupel Molner und Grebe Henne, Geschworenen des Dorfes Werschau, sowie Henne und Peter Schorre, Gebrüdern, die den Hof innehaben und bebauen.

M. = Morgen
Datierung 1472 März 31
Quelle: HHStAW, 40, U 899 a
https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction.action?detailid=v589915

 

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