Egino Weinert

Bildhauer voll dankbarer Frömmigkeit

Nicht nur in vielen Großstädten im In- und Ausland, nein, auch seit diesem Jahre stehen Werke des international bekannten Künstlers Egino Weinert aus Köln in der Kirche zu Niederbrechen. Eine lange Zeit der Beratung und des Aus-wählens, der Überlegungen, ließ dann Werke folgen, die in unserer Gegend einmalig sind. Damit die Kirchenbesucher nicht nur die Werke eines Künstlers sehen und bewundern, soll nachstehend über das Leben von Herrn Egino Weinert belichtet werden,

Er hat auch in unserer Gemeinde viele Freunde und war schon des Öfteren hier zu Gast.

So senden wir einen herzlichen Gruß zu ihm und seiner Frau und sagen Dank für die Werke, die nun die Kirche in Nieder-brechen bereichern.

Wir hatten in »Inform« schon auf diese Veröffentlichung hingewiesen. Zwischenzeitlich war ein Heft mit Fotos von Dieter Ehrlich und Beatrix Heuser hergestellt und in die Haushalte in Niederbrechen verteilt worden. Um jedoch auch die anderen Ortsteile von den künstlerischen Werken zu unterrichten, wurde die Veröffentlichung in der Weihnachtsausgabe von »Inform« vorgesehen. Denn, wenn man in der Weihnachtszeit außer den Gottesdiensten das Gotteshaus besucht, auch um die Krippe anzuschauen, kann man gleichzeitig die Werke von Egino Weinert bewundern. Dies wünscht allen Kirchenbesuchern, der Chronist

Quelle: Inform Brechen, 17.12.1987

Aus dem Leben von Egino Weinert

Nach wenigen Stunden Schlaf trifft sich Egino Weinert morgens um 7 Uhr mit seiner Frau am Frühstückstisch. Das ist die Zeit dar absoluten Ruhe. Ein Frühstücksritual »Aber dann freue ich mich wieder darauf» zu meinen Farben zu kommen.«

»Ich will nicht die Sünde aus der Welt herausdiktieren, ich will diese Welt nur auf die Ewigkeit vorbereiten«. Für ihn ist die Welt voller Wunder: der erste Strahl der Morgensonne, der Gesang der Vögel, der Duft der Blumen, die Vielfalt der Farben. Und inmitten dieser Welt die Menschen in ihrer Arbeit und ihrem Bemühen.

Ich möchte dem Straßenkehrer sagen: Was ist du für ein großartiger Mann. daß du unsere Straßen so schön sauber machst; und du, Lokführer, dank dir, daß du uns so sicher ans Ziel bringst«.

Die Mutter stammte aus einer Familie mit 18 Kindern, der Vater aus einer mit 9 Kindern. Im Krieg wurde er eingezogen, wegen »religiöser Umtriebe« und »Wehrkraftzersetzung« verfolgt, dann aber von den Amerikanern befreit.

Aber in den letzten Tagen des Krieges wurde ihm durch eine Explosion die rechte Hand abgerissen. Er ging ins Kloster zurück. Doch dort lernte er, mit nur einer Hand, dazu mit der linken, die Goldschmiedearbeiten auszuführen

Vom Kloster aus besuchte er zahlreiche Werkstätten, studierte Malerei, Bildhauerei und Grafik. Egino Weinet ist ein «erfolgreicher Künstler«.

Fünf Monate des Jahres arbeitet er in seiner Werkstatt in Spanien. Er malt, entwirft und modelliert. Und in allen seinen Werken wird das Anliegen deutlich: »Ich möchte meine Dankbarkeit für die Welt sichtbar machen«

»Kitsch kostet genauso viel Mühe in der Herstellung wie Kunst«.

Also will ich Kunst machen.« Ein Ausspruch von Egino Weinert.

Er ist Metallbildhauer, Maler und Goldschmied - ein Künstler, der mit einer Hand viele Materialien beherrscht. Seine Werk-statt liegt im Schatten des Kölner Domes.

Geboren wurde Egino Weinert am 3.3.1920 in Berlin. Bereits mit 16 Jahren ging er ins Kloster, in die Abtei Münster-schwarzach, um dort Missionsbenediktiner zu werden. Hier erlernte er das Goldschmiedehandwerk und legte in Würz-burg seine Meisterprüfung ab. Und warum er dann das Kloster wieder verließ - verlassen musste, schildert er selbst so: »Ich schlug stilistisch neue Wege ein. Das gefiel den Patres nicht. Ihr Kommentar lautete:

»Deine Heiligen sehen aus wie Idioten, das kann sich ein Kloster nicht erlauben«. 1949 musste er das Kloster verlassen, blieb aber innerlich immer dem Mönchstum treu.

Die Liebe ist ein wesentliches Element in seinem Schaffen, sie gibt den einfachen, fast plakativ wirkenden Gesichtern eine transzendendierende Kraft, ein Ausdruck, der betroffen macht. Er selbst sagt das so: »Ich hebe die Karikatur, d.h. den gesteigerten Ausdruck< Meine Heiligen sollen keine schlafenden Engel sein, sondern lebendige Menschen, an denen man Freude hat, die selbst Freude haben«. Er modelliert Kreuze und Medaillen und lässt sie in Bronze gießen m großer Zahl und macht es somit jedermann möglich, ein Kunstwerk von ihm zu besitzen.  In besonders eindrucksvoller Weise gestaltet er Kirchen. Und so konnten Tausende von Zuschauern bei den Ferngehübertragung des Vespergottes-dienstes aus Hamburg im Advent 1985, des Gottesdienstes aus der Abtei Marienstatt am 2. Weihnachtstag 1985 und des Fronleichnamsgottesdienstes aus Immenstaad am Boden-see seine herrlichen Arbeiten bewundern. :

Und zum Schluss soll nun noch Max Rößler zu Wort kommen in seinen Gedanken, die überschrieben sind mit: Kunst der österlichen Freude.

Ein Tabernakel in Rom .... Ein Altar in Hamburg.... Ein Kreuz-weg in Sidney .... Eine Hauspatronale in Tokio … Ein Ambo in New York…. Sofort der Eindruck: ein Stück von Egino Weinert.

Warum? Was macht sein Eigentümliches aus? Eine gewisse Lust an glutvollen Farben, ein kraftvolles Linienspiel, eine gewisse Naivität staunender Frömmigkeit. Die Farben: Das Rot des Rubins, das Blau des Saphirs, das Orange südlicher Abendsonne. Kein Zufall, daß man an Sonne und Sterne erinnert wird, denn zweifellos hat der Künstler eine Vorliebe für Edelsteine und südliche Sonne. Die Linien: Eingegrenzt wird der leuchtende Farbenfluss von Konturen, deren mönchisch strenge, an Holzschnitte gemahnende Herbheit den-noch eine stille Heiterkeit von geradezu melodischer Anmut zulässt. Auffallend die intuitiv sichere Einbergung in den oft ungewohnten Rahmen. Das Thema: Ob religiös oder profan - immer ist es Bekenntnis. Wie die Farben nichts Vermischendes, wie die Formen nichts Verwischendes kennen, so ist auch das Motiv immer von eindeutiger Klarheit. Bevorzugt werden biblische Szenen, die sich in diese Gegenwart übersetzen lassen, und vorbildlich menschliche Menschen, also Heilige - als Kontrastgestalten einer verzerrten und heillosen Zeit. So überrascht es denn nicht, daß in diesem Werk sich die Gediegenheit einer traditionsbewussten Meisterwerkstatt vereint mit der markant männlichen Frömmigkeit eines heutigen, eines ergriffenen Christen.

Quelle: Inform Brechen, 17.12.1987

Siehe auch Bericht NNP, 31.12.2020

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