Wörsbachbrücke in Werschau

Das Dorf an alten Straßen

Die Wasserscheide zwischen Wörsbach und Emsbach war, etwa im Zug der Gemarkungsgrenze (zwischen Werschau und Nieder- bzw. Oberbrechen), ein Teilstück einer uralten Fernstraße (Hohe Straße, Via Publica) von den Niederlanden und Köln über Limburg nach Frankfurt und Süddeutschland.

Durch die Wege nach Oberbrechen (1349), über den Berg nach Niederbrechen, nach Camberg und Neesbach (1361), nach Nauheim, Eufingen (1472) und Dauborn (1484) war Werschau mit Nachbarorten verbunden.

Durch die Gemarkung Werschau führte, auf etwa 1/2 km, auch die Hohe Straße von Diez und Limburg über das Mensfelder Zollhaus, Nauheim und Neesbach, 1361 als "Lympurger Straße" und 1472 als "Straße im Feld nach Neesbach zu" erwähnt, zur Hohen Straße nach Frankfurt.

Vom Mensfelder Zollhaus gabelten sich auch alte Fernstraßen nach Mainz, von denen die Hühnerstraße etwa im alten Zug ihre Bedeutung behielt.

Von diesen Straßen gab es eine Querverbindung durch das Dorf Werschau, die auch fremde Fuhrleute 1595 gelegentlich als Zufahrt zur Hohen Straße nach Frankfurt benutzten.

Spätestens 1359 bestand eine Ortsbefestigung aus Zäunen und Hecken. Diese Einfriedung wies eine Pforte auf, an der von der Grafschaft Diez, möglicherweise bis ins 16. Jahrhundert hinein auch von Nassau, Zoll erhoben wurde („Diezer Pforte“).
Die Grenze des Gerichts Dauborn der Grafschaft Diez verlief 1555 am Wörsbach, auf der Werschauer Seite, noch an den Zäunen von Werschau.
In Werschau hatten die Herren der Grafschaft Diez 1555 noch einen Zöllner. Er hob Wegegeld und kleinen Zoll an der Pforte unten im Dorf am Bach, jedoch 1572 seit 9 oder 10 Jahren, also etwa seit dem Diezer Vertrag von 1564, nicht mehr. Der Zoll zwischen den Bannzäunen von Werschau und der Hohen Straße stand noch 1595 der Grafschaft Diez zu.

Quelle: Hellmuth Gensicke: Aus der Geschichte von Werschau; (1985).

Bei Bergen werden 1440 und 1448 ein "Werser" Weg nach Werschau, 1588/1590 nur noch Pfade nach Werschau und Nauheim genannt.

Die Werschauer Brücke

Vom Dorf aus gab es 1806 nur einen Fußsteg (vermutlich aus Holz) über den Wörsbach und, etwas unterhalb von diesem, einen Fuhrweg durch eine Furt im Bach zum Feld über dem Wörsbach, auf dem damals noch keine Häuser standen.

Der Gemeinderat beschließt 1872 die Reparaturarbeiten an der Brücke über den Wörsbach: Der Schreiner Esel soll die wegen der trockenen Witterung gelösten Pollen wieder befestigen und der Werschauer Jakob Schmidt soll die defekte Brücke wieder herstellen.

Quelle: Beschlüsse Gemeindevertretung Werschau.

1874 lässt die Gemeinde einen Weg von der „Hohen Straße“ in der Nähe der Berger Brücke bis nach Dauborn herstellen.
Quelle: Rechnungsbuch Gemeinde Werschau
(Anm.: vermutlich handelt es sich um den heutigen „Krautgartenweg“ aus Niederbrechen sowie der alte Eufinger Weg, an der Eismühle vorbei).

Auch 1872 und 1881 waren Reparaturarbeiten an der Brücke erforderlich.
Quelle: Rechnungsbuch Gemeinde Werschau

Am 18.09.1882 begann man mit dem Bau der Chaussee von Niederbrechen über Dauborn nach Kirberg, welche am 01.01.1884 bis Werschau befahren werden konnte.

Vermutlich im Zug der Anbindung von Werschau an diese Chaussee wird 1883 /84 auch die 1. Wörsbachbrücke (mit Mittelpfeiler) neu gebaut. Es werden 6 Stahlträger auf einem Mittelpfeiler verlegt, die mit einem aus Ziegelsteinen gemauerten Tonnengewölbe eine tragfähige Konstruktion bilden.

Für den Bau der Brücke erhält die Gemeinde einen Zuschuss von 1.684,56 Mark.
Quelle: Rechnungsbuch Gemeinde Werschau

Damit verloren der alte Eufinger Weg, an der Eismühle vorbei, und der alle Weg durch das Feld nach Neesbach ihre Bedeutung. Seit diesem Zeitpunkt stehen auch Häuser auf der anderen Seite des Wörsbachs.
Quelle: Aus der Geschichte von Werschau, Gensicke (1985), S. 29

Auf Veranlassung des rührigen äußerst tätigen Herrn Bürgermeisters, Josef Göbel, wird 1930 die Dorfstr., die seit Jahren in einem sehr schlechten Zustande ist, renoviert. Von der Bezirksstr. bis zum Hause des Jakob Hilfrich werden 1250 qm neu beschüttet, eingewalzt und mit einer Kaltasphaltdecke überzogen.

1938 durchquert ein Bagger durch die Furt den Wörsbach auf dem Weg zur Baustelle an der Autobahn

Die Gemeindevertretung beschließt am  23.08.1948 den Bau einer Hochwasserentlastungsschleuse im Wörsbach unterhalb des Dorfes.
Quelle: Beschlüsse Gemeindevertretung Werschau.

Die Vergabe der Arbeiten für den Ausbau des Wörsbachs erfolgte am 05.10.1952 sowie am 28.10.1952.Die  Erd- und Rasenarbeiten soll die Fa. Reichwein zum Preis von 19.768,50 DM ausführen. Die Werschauer Firma Rörig soll die Befestigungsarbeit -zum Preis von 4.368.- DM - und die Beton- u. Maurerarbeiten zum Preis von 23.792.- DM durchführen.
Quelle: Beschlüsse Gemeindevertretung Werschau.

Durch die Regulierung des Wörsbachs in den Nachkriegsjahren konnte auch die Hochwassergefahr weitgehend gebannt werden. Im Zuge dieser Regulierung wird auch die Furt neben der Brücke beseitigt.

Auf Antrag der Fa. Wiederspahn aus Wiesbaden beschließt die Gemeindevertretung am 13.03.1962 den Neubau der Bachbrückendecke (erfolgte im Zug der Arbeiten zum Bau der Raststätte an der noch 2-spurigen Autobahn A3).

Die Verkehrslast der Wörsbachbrücke durch Erneuerung der Fahrbahndecke mit Stahlbeton erhöht, damit die Fahrzeuge auch über Werschau an die Baustelle anfahren können.

1975 wird die Brücke über den Wörsbach um einen Fußgängersteg erweitert. Damit wurde ein verkehrstechnischer Engpass beseitigt und die Sicherheit der Fußgänger erhöht.

Eine zweite Brücke über den Wörsbach soll (auf Anregung zahlreicher Bürger) in Richtung OT Niederbrechen errichtet werden, damit die Bewohner die stark befahrene Landstraße zwischen Niederbrechen und Werschau nicht begehen müssen. So kann der Weg entlang dem Wörsbach zum Gang in den OT Niederbrechen oder zum Friedhof „Berger Kirche“ benutzt werden, ohne mit Kraftfahrzeugen etc. ins Gehege zu kommen.

Der Gemeindevorstand hofft, dass nach Vereinbarung des Haushaltsplanes die Maßnahmen sofort in Angriff genommen werden können. Gerade die Bewohner des Ortsteiles Werschau warten schon viele Jahre auf eine derartige Lösung.

Quelle: Inform Brechen, 16.05.1975, Brücken in Werschau

Diese 2. Brücke wurde nicht gebaut, u.a. legte die Autobahn Einspruch ein (Überquerung des Bachlaufs über eine Brücke an der Autobahn zu gefährlich).

Die Ortseinfahrt von der Dauborner Str. bis zum Wörsbach wird 2003 ausgebaut, der Uferbereich vom Wörsbach wird neugestaltet.

Zur Entlastung der Ortseifahrt hatte sich die Gemeinde viele Jahre um den Bau einer zweiten Zufahrt nach Werschau bemüht. Der Bebauungsplan für die neue Anbindung wird am 26.06.2000 genehmigt und tritt am 26.07.2001 in Kraft. Bis zu Verwirklichung waren aber viele Schwierigkeiten zu überwinden, denn insbesondere die Naturschutzbehörden hatten Bedenken wegen der Streckenführung durch die Talaue des Wörsbachs.

Doch nachdem die Zustimmung erteilt war, konnte Ende 2002 der erste Spatenstich erfolgen. Die zweite Ortszufahrt "Werschau-Süd", ein rund 750.000 Euro teures Projekt, das vom Land mit 541.000 Euro bezuschusst wurde, wird nach gut einjähriger Bauzeit am 16.12.2003 für den Fahrzeugverkehr freigegeben. Die Feier wird musikalisch von Hans Seiner und seinen Musikern umrahmt. Den Segen spendeten die Pfarrer Gregor Pitton und Bert Rothermel, ehe alle zu einem Imbiss in das Dorfgemeinschaftshaus bzw. die Kinder in den Kindergarten eingeladen waren.

Wegen sichtbarer Bauschäden wird im Herbst 2015 die zulässige Brückenlast der Wörsbachbrücke auf 3,5 t herabgesetzt.

Werschau: Tragfähigkeit der Brücke am Ortseingang über den Wörsbach reduziert
Die maximale Belastungsfähigkeit der Brücke am Ortseingang von Werschau über den Wörsbach wurde drastisch reduziert. Gerade der Schwerlastverkehr muss daher den zweiten Weg der neuen Ortszufahrt verwenden. Hintergrund ist, dass die Brücke saniert werden muss, da die Tragfähigkeit nicht mehr der ursprünglich angebotenen entspricht. Hierfür wurden bereits Mittel in den Haushalt der Gemeinde eingestellt. Bitte also das gute Stück ein bisschen schonen.

Quelle: www./brachinaimagepress.wordpress.com/2015/12/07/werschau-tragfaehigkeit-der-bruecke-am-ortseingang-ueber-den-woersbach-reduziert/

 

Im Herbst 2015 verlegt die Süwag die in der alten Brücke vorhandenen Stromkabel sowie die Gasleitung durch eine neue Pressung unter dem Wörsbach aus dem Brückenbereich.

Eine neue Brücke wird 2017 gebaut, da u.a. die Gemeinde am 18.07.2016 einen entsprechenden Förderbescheid vom Land erhielt.

.  „Hessen packt’s an“, sagte Finanzminister Dr. Thomas Schäfer (CDU) gestern bei seinem Besuch im Limburger Rathaus. Dort, sowie im Kreiskrankenhaus Weilburg und in Brechen, überreichte er Vertretern des Landkreises und zahlreicher Städte und Gemeinden 88 Förderzusagen des Landes für Infrastrukturprojekte. …..

Brechen will für 185.000 Euro die Wörsbachbrücke erneuern, was laut Bürgermeister Werner Schlenz (parteilos) für die Anbindung von Werschau unverzichtbar ist. …

Quelle: NNP, 19.07.2016

Am Montag, 06.03.2017, beginnen die Arbeiten zum Ersatzneubau der Wörsbachbrücke in Werschau. Der Ortskern von Werschau ist in dieser Zeit nicht mehr über die Hauptstraße, sondern nur noch über die südliche Ortsanbindung, also die Hessenstraße, erreichbar.

Am 08.03.2017 wird der Kastanienbaum gefällt.

Die Telekom verlegt zunächst provisorisch die vorhandenen Leitungen.

Der Gehweg wird über eine neu errichtete Behelfsbrücke geführt.

Am 05.04.2017 beginnen die Abbrucharbeiten. Zunächst werden Rohre unter dem Bauwerk verlegt, um das Wörsbachbett im Bereich der Baustelle trocken zu legen.

Am 06.04.2017 wird der Fußgängersteg abgebaut.

Am 10.04.2017 wird die Brücke abgerissen, nachdem zuvor ein Naturschützer die Brücke überprüft hatte.

Zum Beginn der Bauarbeiten befasst sich auch der Gesprächskreis Werschau am 11.04.2017 mit der Geschichte der Wörsbachbrücke. Am 12.04.2017wird folgende Pressemitteilung veröffentlicht:

Nach 133 Jahren  hat die Werschauer Brücke ausgedient
Anfang dieser Woche wurde die alte Werschauer Wörsbachbrücke abgerissen, da sie die heutigen Verkehrslasten nicht mehr aufnehmen konnte. Mit der Geschichte der Brücke befasste sich der Werschauer Gesprächskreis in seiner letzten Sitzung.

Bei seiner ersten urkundlichen Erwähnung 1235 hat Werschau an der bedeutenden Handelsstraße von den Niederlanden über Köln und Frankfurt nach Süddeutschland gelegen, an der Hohen Straße. Von der alten Fernstraßen (Hühnerstraße) nach Mainz gab es eine Querverbindung durch das Dorf Werschau, die auch fremde Fuhrleute gelegentlich als Zufahrt zur Hohen Straße nach Frankfurt benutzten. Spätestens 1359 bestand eine Ortsbefestigung aus Zäunen und Hecken. Diese Einfriedung wies auch eine Pforte am Wörsbach auf, an der bis ins 16. Jahrhundert hinein die jeweiligen Landesherren Zoll erhoben.

Vom Dorf aus gab es 1806 nur einen Fußsteg über den Wörsbach und, etwas unterhalb von diesem, einen Fuhrweg durch eine Furt im Bach zum Feld über dem Wörsbach, auf dem damals noch keine Häuser standen.

Im Zug der Anbindung von Werschau an die neu gebaute Chaussee von Niederbrechen bis Kirberg wurde 1883 /84 die Wörsbachbrücke neu gebaut. 6 Stahlträger auf einem Mittelpfeiler bildeten mit einem aus Ziegelsteinen gemauerten Tonnengewölbe eine tragfähige Konstruktion. Ab diesem Zeitpunkt standen auch Häuser auf der anderen Seite des Wörsbachs.

Durch die Regulierung des Wörsbachs in den Nachkriegsjahren konnte auch die Hochwassergefahr im Unterdorf weitgehend gebannt werden.

1962 ermöglichte eine Erneuerung der Fahrbahndecke mit Stahlbeton die Erhöhung der Verkehrslast, danach konnten  Baustellenfahrzeuge auch über Werschau an die Raststätte an der (noch 2-spurigen) A3 fahren.

Einen 1975 gebauter Fußgängersteg erhöhte die Sicherheit der Fußgänger ein beseitigte einen verkehrstechnischen Engpass.

Eine spürbare Entlastung des Verkehrs über die alte Brücke ermöglichte nach mehr als 10-jähriger Beratung und Planung die 2003 eröffnete zweite Anbindung.

Ende 2015 zwangen sichtbarer Bauschäden die Gemeinde dazu, die zulässige Brückenlast der Wörsbachbrücke auf 3,5 t herab zusetzten.

Bedingt u.a. durch eine Fördermaßnahme des Landes war die Gemeinde nun in der Lage, diese für Werschau bedeutende Maßnahme in Angriff zu nehmen.

Neben der Freude über dieses Vorhaben gibt es natürlich auch etwas Wehmut im Ort: musste doch die auch weit über 100 Jahre alte Kastanie an der Brücke für die Bauarbeiten weichen, damit verliert Werschau ein markantes Wahrzeichen.

Im Mai 2017 werden die beiden Auflager betoniert., die 3 jeweils 30 t schweren Brückenelemente werden am 12.07.2017 auf die Widerlager gelegt.

Nach diversen Arbeiten wird die Brücke am 18.08.2017 mit einer kleinen Feier eingeweiht und offiziell eröffnet.  Mitgestaltet wird die Feier von den Kindern vom Kindergarten „Spatzennest“, die die Gäste mit ihrem lustigen Lied „Hurra, hurra, die neue Brücke ist da“ erfreuten sowie vom Jugendblasorchester der Niederbrecher Feuerwehrt. Pfarrer Martin Benner segnete die Brücke. Bürgermeister Frank Groos durchtrennte mit weiteren Verantwortlichen das obligatorische rote Band, die Sperren wurden weggeräumt und nach fünfmonatiger Bauzeit hatten die Werschauer ihre Brücke im neuen Gewand endlich wieder. 50 Kubikmeter Beton wurden verbaut und 250 Quadratmeter Asphalt verteilt. Die Gesamtkosten betragen 390 000 Euro, hiervon übernimmt das Land Hessen 150 000 Euro.

Der Arbeitskreis Historisches Brechen zeigt eine kleine Bilderausstellung zur Geschichte der Brücke.

Die Furt an der Wörsbachbrücke

Wo heute diese hohen Mauern stehen, befand sich bis in die 50er Jahre des vergangenen Jahrhunderts eine Durchfahrt durch den Wörsbach, eine sogenannte Furt. Vielleicht stammte sie noch aus früheren Jahrhunderten, als es die Brücke noch nicht gab. Sie war also einziger Ortszugang, denn der alte Ortskern von Werschau lag ja auf der östlichen Seite des Wörsbaches. Sie müssen sich das bildlich so vorstellen: die Mauern gab es nicht. Rechts und links der Brücke war abfallendes Gelände, die Zufahrt zum Bachbett. Ca. 10 – 15m von der Brücke auf der östlichen Seite des Wörsbaches stand das Stromverteilerhäuschen der Mainkraftwerke. Hinter dem Häuschen verlief in Richtung Bachbett ein offener Graben. Er war Sammler für die dörflichen Abwässer, die vor der Kanalisierung in offenen Rinnen rechts und links der Ortsstraßen verliefen. Doch zurück zur Begebenheit, die hier erzählt werden soll.

Die Furt wurde auch von den Landwirten genutzt, um ihre Pferde und Kühe zu tränken. Damals war das Wasser des Wörsbaches noch nicht so sehr belastet. Zumindest Pferde und Kühe konnten das Wasser trinken. So war es dann auch zur Heuernte. Die Jahreszahl weiß ich nicht mehr.

Es war ein sehr heißer Tag. Es kam der Landwirt Martin Göbel mit seinem Kuhfuhrwerk, um seine Heuernte einzubringen. Er kam aus dem Oberdorf und musste über die Brücke um zu den Wiesen, seinem Heu zu gelangen. Seine Kühe wollten nicht. Sie hatten gewaltigen Durst. Es war ja ein heißer Tag. Es half kein hü und hott, es ging Richtung Furt und rein ins kühle Nass. Nachdem sie genug getrunken hatten, führte sie der Weg dann weiter, um den Wagen mit Heu zu beladen. Es war ein großer Leiterwagen. Die ältere Generation der Landbevölkerung kann sich sicher noch vorstellen, wie ein solcher Wagen aussah. Er war also hochbeladen mit Heu -ein stattliches Gewicht- auf dem Heimweg. Der Lenker des Kuhgespannes wollte diesen hochbeladenen Wagen nach Hause in seine Scheune bringen, und zwar hier über diese Brücke. Aber was heißt schon wollen, wenn seine Kühe das nicht wollen. Sie nahmen den gleichen Weg wie vor einer Stunde, nur diesmal umgekehrt. Sie zogen nach links und keiner konnte sie aufhalten, sie hatten ja Durst. Stehen sie einmal stundenlang bei dieser Hitze auf einer Wiese, sollen den schweren Wagen ziehen und kriegen nichts zu trinken. Also mit dem hochbeladenen Heuwagen hinunter zum Bach und getrunken und getrunken.

Dann kam, was kommen musste. Es sollte auf der anderen Seite der Furt wieder hinausgehen. Aber alle Mühe war vergebens. Es mussten Pferde vorgespannt werden, um den hochbeladenen Heuwagen samt Kühen und Lenker wieder sicher an Land zu ziehen.

Quelle: Erinnerungen von Jung, Gerhard, 2017

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