25 jähriges Jubiläum der Freiwilligen Feuerwehr Oberbrechen

vom 1. bis 3. Juni 1957

Fest-Programm

I.    Festkommers am 1. Juni 1957, Beginn 20.00 Uhr:

1.    Musikverein Oberbrechen: Lustspiel-Ouvertüre, v. Keler-Bela

2.    Begrüßungsansprache durch den 1. Vorsitzenden

3.    Kirchenchor „Cäcilia“ Oberbrechen: Die Himmel rühmen, v. Beethoven

4.    Günter Ricker: Prolog

5.    MGV „Eintracht“, Oberbrechen: Wo gen Himmel Eichen ragen, v. Hans Heinrichs

6.    Ansprache des Herrn Landrat Jäger

7.    Ansprache des Herrn Bürgermeister Keuler

8.    Ansprache und Ehrung der Jubilare durch Herrn Kreisbrandinspektor Hepp

9.    Ansprache des Herrn -Pfarrer Kunz

10.    Reigen der Festdamen

11.    MGV „Eintracht“, Oberbrechen: Frühling am Rhein, v. L. Breu

12.    Festrede durch Herrn Hauptlehrer Reifert

13.    TSG Oberbrechen: Turnen der Damenriege

14.    Kirchenchor „Cäcilia“, Oberbrechen: Ein Volkslied

15.    TSG Oberbrechen: Turnen der Männerriege

16.    Musikverein Oberbrechen: Alte Kameraden, v. Teike.

Anschließend TANZ

 

II.    Sonntag, den 2. Juni 1957:

6.00 Uhr: WECKRUF

7.00 Uhr: FESTGOTTESDIENST, anschließend TOTENEHRUNG auf dem Friedhof

9.30 Uhr: ORTSBRANDMEISTERTAGUNG des Kreisverbandes Limburg in der Brauerei Arthen

13.00 Uhr: SCHUL- und ANGRIFFSÜBUNG

14.00 Uhr: Aufstellung des FESTZUGES

Anschließend TANZ und gemeinsames Beisammensein.


III.    Montag, den 3. Juni 1957:

10.00    Uhr:    FRÜHSCHOPPEN mit Konzert im Festzelt

14.00    Uhr: KINDERBELUSTIGUNG

Anschließend TANZ und festlicher Ausklang.

 

Quelle: Festschrift zum 25 jährigen Jubiläum der Freiw. Feuerwehr Oberbrechen

Aus der Geschichte der Freiw. Feuerwehr Oberbrechen

Helfen — das ist die große und oft so selbstverständliche Aufgabe der Feuerwehr. Aber sie hilft nicht nur wenn es brennt, sondern bei alles:
bei Feuer und Explosionen, bei Verkehrshindernissen, bei Sturmschäden und Hochwasserkatastrophen. Sie hilft eben überall, wo Menscher: und Tiere in Gefahr sind.

Als vor etwa hundert Jahren die Einwohner von Oberbrechen einer Feuerkatastrophe noch fast machtlos gegenüberstanden, besannen sich die Menschen, was zu tun sei, um den immer wieder entstehenden Bränden Herr zu werden.
Von den Regierungen wurde darauf gedrungen, in den Gemeinden einen Feuerschutz zu bilden. Alle männlichen Einwohner im Alter von 20 bis 60 Jahren mußten dem Dienst des Feuerschutzes beitreten, und jede Familie mußte einen Eimer, aus Leder oder Stroh geflochten, dem Brandschutz zur
Verfügung stellen. Eine von der Gemeinde gekaufte, aus Holz gezimmerte Handdruckpumpe, in welche das Wasser mit Eimern hineingegossen werden mußte, stellte in Oberbrechen die erste  Feuerwehrspritze dar. Im Falle eines Brandes bildeten die Leute des Dorfes - gleich ob Mann oder Frau - eine lange Kette, und die oben erwähnten Eimer voll Wasser, vom Bach oder Brunnen geschöpft, wanderten von Hand zu Hand in diese Spritze. Eine mühselige und harte Arbeit mit geringem Erfolg!
Um besser gerüstet und ausgebildet zu sein, fanden sich am 3. November 1895 mehrere Männer zur Gründung einer „Freiwilligen Feuerwehr“ zusammen. Infolge eines Aufrufes' erschienen eine Reihe junger Idealisten, die sich für die Sache interessierten, und es gelang ihnen tatsächlich, den Verein zu gründen. Am 1. Dezember 1895 wurden die Satzungen festgelegt, und es wurde beschlossen, die notwendigen Ausrüstungsgegenstände zu beschaffen. Der Vorstand setzte sich zusammen aus:
Kommandant: Opgenvorth, Kassierer: Josef Müller IV., Schriftführer: Johann Ricker.
So lese ich in dem noch zum Teil vorhandenen Protokollbuch der damals gegründeten Freiwilligen Feuerwehr.
Hier schlossen sich idealgesinnte Menschen unserer Gemeinde zusammen, um auf freiwilliger Basis dem Nächsten bei Brandgefahr zu helfen.
Zehn Jahre bestand diese Wehr. An neuen Geräten wurde eine fahrbare Leiter und eine Saug- und  Druckpumpe angeschafft. Die Saug- und Druckpumpe ist heute noch vorhanden. Ein Großbrand (1901), der sich in Windeseile über die Gehöfte Josef Schickel, Theodor Schmitt, Franz Arthen und Heinrich Arthen zwischen der Langen Straße und Wolfskaut, heutige Friedhofsstraße, ausbreitete, konnte unsere Wehr allein nicht Herr werden, und es wurden die Nachbarwehren von Niederbrechen und Niederselters zu Hilfe herangezogen. Vier Scheunen und zwei Wohnhäuser fielen den Flammen zum Opfer.
Die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr waren meist Handwerker und Arbeiter. Infolge der  vorwärtsschreitenden Industriealisierung um die Jahrhundertwende suchten sich diese ihre Arbeitsstellen im Rhein- und Ruhrgebiet. Viele machten sich dort ansässig und;' schieden aus dem Verein aus. Neue Zugänge waren keine zu verzeichnen, und im Jahre 1905 löste sich der Verein der Freiwilligen Feuerwehr als solcher ganz auf. Wegen der geringen Zahl der damaligen freiwilligen Helfer bei Feuerkatastrophen mußte die Gemeinde auch die Pflichtfeuerwehr noch beibehalten. Dieser mußten von jetzt an wieder alle in das betr. Alter fallende männliche Personen angehören. Unter Führung von Ortsbrandmeister Josef Müller IV. und später Arthur Rudloff, mußten noch manches Mal Brände bekämpft werden: Im Jahre 1904 brannten zwei Gehöfte in der Mittelstraße (jetziges Gehöft Josef Wagner) vollständig ab, 1915 ebenfalls in der Mittelstraße die Anwesen Kremer und Roth, 1928 die Fabrik Aug. Keller und 1923' das Wohnhaus von Josef Ricker, Österstraße. Besonders zu erwähnen ist das Großfeuer in der Scheune von Sabels [Mühle im Jahre 1931, in der die Dreschmaschine des Besitzers Josef Schneider, die gerade am Dreschen war, samt Dreschwagen und Strohpresse, vollkommen ausbrannte. Es war jedoch ein Glüjck, daß dabei keine Menschen ums Leben kamen.
Im Jahre 1907 wurde in Oberbrechen die erste Wasserleitung gebaut. Hierbei wurde auch an Brandbekämpfung gedacht, und man baute eine Brandkammer von 75 cbm Inhalt im Hochbehälter mit ein, damit man im Falle eines Brandes Wasservorrat hatte. In allen Straßen des Dorfes wurden Hydranten eingebaut; im Ernstfälle wird von diesen das Wasser direkt zur Brandstelle geleitet. An Feuerwehrgeräten wurde ein Hydrantenwagen mit Zubehör angeschafft. Damit war wieder eine Verbesserung zum Brandschutz der Gemeinde hergestellt.
In den späteren Jahren sah man immer deutlicher, daß die Pflichtfeuerwehr allein nicht die ideale Lösung war, den in Not geratenen Bürgern gern und jederzeit mit ganzer Kraft zur Seite zu stehen. Bürgermeister und Gemeindevertreter von Oberbrechen hätten gern wieder eine Freiwillige Feuerwehr eingeführt, und von seiten des Kreises wurde dieses auch gewünscht. Im Frühjahr 1930 lud der damals amtierende Bürgermeister August Henecker die feuerwehrpflichtigen Männer in die Gastwirtschaft Otto ein zwecks Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr. Es fand sich auch eine kleine Anzahl junger Leute dort ein. Herr Kreisbrandinspektor Schüller, Limburg, hielt ein Referat über Ziel und Zweck der  Freiwilligen Feuerwehren in den Gemeinden. Nach einer Aussprache fanden sich fast alle bereit, dieser edlen Sache zu dienen und eine Freiwillige Feuerwehr zu gründen. Bei einer nochmaligen Zusammenkunft in der Volksschule wurde beschlossen, am 1. April 1932 in der Brauerei Arthen die endgültige Gründung des Vereins vorzunehmen. Herr Bürgermeister Henecker versprach der jungen Wehr bei der Gründung in der Brauerei seine volle Unterstützung. An der Gründungsversammlung  nahmen folgende Männer teil, die auch heute noch Mitglied sind:
Willi Roth, Toni Schneider, Viktor Müller, Josef Hilfnch, Stefan Roth, Stefan Egenolf, Josef Henecker, Gustav Otto, Walter Hannappel, Ernst Arthen, Heinrich Otto, Alois Schneider, Josef Arthen, Adam Wagner, Jakob Trost I., Bernhard Kramm, Josef Eufinger
und außerdem:
Arthur Rudloff, Eduard Rudloff, Josef Kramm, Willi Geis, Josef Königstein, Jakob Zimmermann, Karl Zimmermann, Julius Wagner, Josef Schönherr, Paul Staat, Bernhard Roth, Paul Kramm, Karl Schmitt

Der Vorstand wurde wie folgt gewählt:
1. Vorsitzender: Arthur Rudloff
2. Vorsitzender: Ernst Arthen
1. Schriftführer: Josef Henecker I.
2. Schriftführer: Stefan Roth
1. Kassierer: Bernhard Kramm
2. Kassierer: Josef Schönherr
Gerätewart: Josef Kramm
Hornist: Alois Schneider

Die junge Wehr ging mit Eifer und Ernst an ihre Aufgabe und nahm einen guten Aufschwung. Immer mehr junge Idealisten traten dem Verein bei. Die Uniformen bestanden aus blauen Arbeitsröcken. Alles, was zur notwendigen Ausrüstung gehörte, wurde angeschafft. Alle 14 Tage fand eine Übung statt. Hornist Alois Schneider mußte regelmäßig seine Rundreise antreten und die bekannten Signale für Übung bzw. Alarmeinsatz geben.
Am 1.1.1934 mußte die Wehr das erstemal im Ernstfälle ihre Fähigkeit beweisen. Bei einer abendlichen Theatervorstellung des Männergesangvereins „Eintracht“ ging plötzlich ein Geflüster durch den Saal: „In Weyer brennt’s“. Nach wenigen Minuten standen wir am Gerätehaus und richteten unsere Geräte her. Unser Kamerad Josef Arthen I. spannte die Pferde ein, und mit unserer Saug- und Druckpumpe ging es so schnell wie möglich dem Nachbarort Weyer entgegen. Wir trafen als erste Wehr an der Brandstelle (untere Mühle) ein und setzten unsere ganze Kraft daran, das Feuer zu löschen, was uns auch nach ungefähr zwei Stunden gelang. Als Anerkennung für unsere gute Leistung bekamen wir von der  Nassauischen Brandversicherung eine Geldprämie in Höhe von RM 40,-. In den Jahren 1936-1939 wurden wir achtmal bei Kaminbränden eingesetzt; alle Brände wurden mit Erfolg bekämpft.
Der 2. Weltkrieg riß große Lücken in unsere Reihen. In diesem unglückseligen Kriege gaben sieben Kameraden ihr Leben: für Volk und Vaterland und ruhen in fremder Erde. Viele unserer Mitglieder gerieten in Gefangenschaft und kamen erst Jahre später in ihre Heimat zurück. - Am 22. September 1946 fanden wir zum ersten Mal wieder zusammen. Mit siebzehn alten und vier neuen Kameraden wurde der Dienst der Freiwilligen Feuerwehr wieder aufgenommen. Willi Roth, seit 1934 Wehrführer, legte sein Amt aus gesundheitlichen Gründen nieder, und Stefan Roth übernahm die Führung unseres Vereins. Seit 1951 dient eine Alarmsirene zur schnelleren Alarmierung unserer Wehr. Um Brände und Naturkatastrophen schneller und wirksamer bekämpfen zu können, kaufte die Gemeinde auf unsere Anregungen hin im Jahre 1938 eine Motorspritze TS 400 1, 1950 eine fahrbare mechanische Leiter, 1956 eine Motorspritze TS 800 1 und einen Trockenlöscher.
Infolge der schnellen Schneeschmelzen im März in den Jahren 1940 und 1947 und eines wolkenbruchartigen Regens ,am 10. Juli 1956, führte der Laubusbach Hochwasser und überflutete im Nu Rosen-, Hinter-, Brücken- und Mittelstraße. Das Wasser stand in Sockelhöhe in den Straßen und  Gehöften; das Vieh mußte aus den Ställen gerettet und jedesmal aus ca. 30 Kellern das Wasser gepumpt werden. Auch hierbei leisteten unsere freiwilligen Feuerwehrkameraden den betr. Einwohnern unseres Dorfes große Hilfe.
Es sind noch die nachstehend erfolgreichen Einsätze und Brandbekämpfungen zu bemerken:
1943: Scheunenbrand bei Peter Pabst
1944: Brandbombenabwurf in Münster (Oberlahnkreis)
1946: Waldbrand an der Lausbuche
1948: Scheunenbrand in Niederselters (Anwesen Pütz)
1949: Waldbrand im Distrikt Suder
1952: Werkstattbrand Eduard Rudloff, Waldbrand am Eisenberg
1953: Waldbrand Hohler Stock
1954: Werkstattbrand Schreinerei Kilb Niederselters, Hausbrand Niederbrechen, Scheunenbrand Werschau
1956: Waldbrand am Hengel.

An kulturellen Veranstaltungen seien die Theatervorführungen der letzten Jahre erwähnt, welche gut besucht waren und großen Anklang fanden. Die Freiwillige Feuerwehr Oberbrechen wurde seit ihrer Gründung von folgenden Wehrführern geleitet:
von 1982 bis 1934: Arthur Rudloff
von 1934 bis 1946: Willi Roth
von 1946 bis 1953: Stefan Roth
seit 1953: Bernhard Kramm.

Es ist sehr erfreulich, daß sich in den letzten Jahren immer wieder junge
Leute in unsere Gemeinschaft einreihen und sich in den Dienst der Allgemein-
heit stellen, um Gut und Leben in Not geratener Bürger zu schützen. Die Frei-
willige Feuerwehr Oberbrechen zählt heute 47 Mitglieder. Der derzeitige
Vorstand setzt sich zusammen aus:
1. Vorsitzender: Bernhard Kramm
2. Vorsitzender: Karl Arthen
1. Schriftführer: Heinz Schönbach
2. Schriftführer: Josef Henecker I.
1. Kassierer: Josef Henecker II.
2. Kassierer: Willi Schneider
Gerätewart: Werner Zimmermann
Bekleidungswart: Alois Hering

Möge der Geist guter und echter Kameradschaft auch weiterhin in den Reihen unseres Vereins erhalten bleiben getreu unserem Wahlspruch: „Gott zur Ehr — dem Nächsten zur Wehr!“
OBERBRECHEN, im Juni 1957.
BERNHARD KRAMM

Quelle: Festschrift zum 25 jährigen Jubiläum der Freiw. Feuerwehr Oberbrechen

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