Theaterprojekt "Dorfgeschichte(n) - Fragmente aus 1250 Jahren Niederbrechen und Oberbrechen." Inhalte der Aufführung

Veranstalter: Gemeinde Brechen in Kooperation mit dem Kultur- und Verschönerungsverein Niederbrechen e.V. und gefördert durch das Bundesprogramm „Demokratie leben!“ (VIDETO), unterstützt durch das Schauspiel Frankfurt.

Aus Anlass der 1250-Jahrfeier von Niederbrechen und Oberbrechen im Jahr 2022 wurde im Rahmen eines Theaterprojektes ein Theaterstück entwickelt, das fragmentarisch Szenen aus der Geschichte des Dorfes sowie Dorfgeschichten erzählt - modern, überraschend, anrührend, nachdenklich und erkenntnisreich.
Grundlage waren historische Ereignisse und Dokumente sowie mündliche Überlieferungen und Erzählungen. Entstanden sind fiktive Geschichten, die keinen Anspruch auf historische Vollständigkeit erheben wollen und der Kunstfreiheit unterliegen, die aber Brücken zu den unterschiedlichen Epochen der Vergangenheit bauen und dabei immer wieder Bezüge zur Gegenwart schaffen.

Szene eins: Gründungsmythos 772

Die fränkische Adelige Rachild schenkt am 12. August 772 dem Kloster Lorsch unter anderem den Frankenhof Brachina, bevor sie selbst im Jahr 776 in das Kloster eintritt. Begleitet von Gregorianischen Gesängen vollzieht Rachild als selbstbewusste junge Frau in der dargestellten Szene die Schenkung an das Kloster Lorsch. Danach philosophiert sie über Gründe eines Klostereintritts für Frauen und trifft dann selbst diese Entscheidung. Auf humorvolle Art und Weise wird sie mit Wein und Gesang im Kloster willkommen geheißen.

<zurück zum Inhaltsverzeichnis>

Szene zwei: Schenkung Königshof Brechene 910

Am 10. Februar 910 schenkt König Ludwig IV. dem in Limburg residierenden Konradiner Gaugrafen Konrad (auch bekannt als „Konrad Kurzbold“) den Königshof Oberbrechen („Brechene“) und die Berger Kirche. So kann dieser den Bau seiner Stiftskirche, den heutigen Limburger Dom, finanzieren. In der dargestellten Szene bereitet ein gestresster Diener das Zusammentreffen seines Dienstherren König Ludwig IV. mit dem Gaugrafen Konrad vor. Zu Beginn des Treffens gibt es ein paar Startschwierigkeiten, da Konrad Kurzbold plötzlich auf mehreren Kissen und damit höher als der König sitzt. Als diese behoben sind, beginnt ein feuchtfröhliches Unterhaltungsprogramm mit Musik und höfischem Tanz. Danach werden die Niederlegung der Königsburg in Limburg und die Schenkung des Königshofes Brechene an Konrad Kurzbold beschlossen.

<zurück zum Inhaltsverzeichnis>

Szene drei: Schachspiel Welt versus Kirche 893 - 1366

In den Jahren 893 - 1366 gibt es ein ständiges Gerangel um den Besitz von Prichena (das heutige Niederbrechen), was in dieser Szene in Form eines Schachspiels dargestellt wird. Es stehen sich zwei Schachspieler gegenüber. Der eine stellt die kirchliche Seite dar und der andere verkörpert die weltliche Seite. Beide werden von je einem Diener unterstützt. Die Schachfiguren werden von Schauspieler*innen dargestellt, welche die Schachzüge ausführen und sich auch gerne mal lautstark ins Spiel einmischen. Die Szene beginnt mitten in der Schachpartie um den Besitz von Prichena. Es ist ein spannendes Schachspiel, in dem immer mehr Schachfiguren dramatisch geschlagen werden und das Spielfeld verlassen müssen. Am Ende gewinnt der Schachspieler der Kirche und damit gehört den Trierer Erzbischöfen die gesamte Herrschaft Molsberg und damit auch Niederbrechen.

<zurück zum Inhaltsverzeichnis>

Szene vier: Stadtrechteverleihung 1363

Am 15. Januar 1363 überträgt Kaiser Karl IV. die Stadtrechte an Erzbischof Kuno von Falkenstein. In dieser Szene betritt Kaiser Karl IV. als Quizmaster die Bühne und begrüßt unter tosendem Applaus Erzbischof Kuno von Falkenstein als Teilnehmer der Quizshow „Das Stadtrechte-Quiz“. Dieser hat als Unterstützung einige Bewohner*innen aus Brechen mitgebracht. Nacheinander fragt der Quizmaster ab, welche Vorteile eine Stadtrechteverleihung mit sich bringt. Die Bewohner*innen aus Brechen wissen zum Glück die jeweiligen Antworten und spielen das Errichten einer Stadtmauer, ein buntes Markttreiben sowie einen Diebstahl, der das Abhalten eines Gerichtes zur Folge hat, vor. Das Team um Kuno geht als Gewinner aus der Quizshow hervor und erhält die Stadtrechte für Brechen, das heutige Niederbrechen.

<zurück zum Inhaltsverzeichnis>

Szene fünf: Pest 1597

Im Jahr 1597 bringt laut der Limburger Chronik ein Mann aus Schadeck die Pest nach Niederbrechen, das damals Brechen genannt wurde. Inspiriert von diesem historischen Dokument kommt in dieser Szene ein Mann mit dem personifizierten Tod auf die Bühne. Er sucht zunächst den Scherer auf, geht dann auf den Markt, besucht eine Bekannte und begibt sich zum Schluss in eine Wirtschaft. Unwissentlich steckt er dabei die Menschen, denen er begegnet, mit der Pest an. Die Pest verbreitet sich rasch weiter. Die Infizierung wird mit Farbe dargestellt, die nur im Dunkeln leuchtet. Der Mann stirbt in Brechen und der Tod bleibt im Dorf. Immer mehr Menschen stecken sich an und sterben. Das Fortschreiten der Infizierung wird tänzerisch dargestellt.

Im zweiten Teil der Szene gründet sich ein „Überlebensteam“ (bestehend aus den fiktiven Figuren Anselm, Augusta, Adelheid und Albert), das sich verschiedene Überlebensstrategien überlegt und diese mit Unterstützung des personifizierten Lebens ausprobiert: Von Litaneien und Rosenkranz beten, Geißler-Zügen und Pestmasken, bis zur Flucht in die Wälder ist alles dabei. Die Pest verschwindet, auch wenn sich das Überlebensteam unsicher ist, was es letztlich dazu beigetragen haben könnte.

<zurück zum Inhaltsverzeichnis>

Szene sechs: Hexenverbrennung und Berkelwäsjen-Sage 1628

Im Jahr 1628 wurde Magdalena Müller aus Oberbrechen nach einem Hexenprozess in Limburg verbrannt. Es ist nicht bekannt, was ihr vorgeworfen wurde. In dieser Szene wird anhand der Person Magdalena Müller fiktiv das Schicksal einer Frau in Zeiten der „Hexenverfolgung“ dargestellt. Zu Beginn der Szene weist Magdalena einen Mann ab, der sie belästigt. Sie kennt sich mit Kräutern aus und hat trotz Dürrezeit einen grünen Garten. Als ein Kind im Sterben liegt, wird sie gerufen und drängt den Pfarrer zur Seite. Sie kann dem Kind helfen und es überlebt. Der von Magdalena gekränkte, abgewiesene Mann und der in seiner Ehre verletzte Pfarrer hetzen daraufhin gemeinsam die Dorfbewohner*innen gegen sie auf. Es entsteht ein Mob, der Magdalena zum Scheiterhaufen zerrt, wo sie verbrannt wird. Plötzlich tauchen weitere Frauen auf, die stellvertretend für Frauen aus der Region stehen, die ebenfalls als Hexen bezichtigt und umgebracht wurden. Dann kommt ein Mann auf die Bühne, der sie mit vermeintlichen Gründen konfrontiert, warum Frauen im Mittelalter als Hexen erkannt wurden. Die Frauen kontern entrüstet mit stichhaltigen Argumenten. Mit Hilfe der Frauen verwandelt sich Magdalena in das Berkelwäsjen, die bekannte Niederbrechener und Oberbrechener Sagengestalt. Der am Anfang der Szene von Magdalena abgewiesene Mann taucht wieder auf. Tänzerisch wird der Nebel dargestellt, durch den sich der Mann bewegt. Das Berkelwäsjen springt ihm auf den Rücken. Als es wieder verschwindet, weiß er nicht, ob dieses unheimliche Erlebnis real oder nur ein Traum war. Er geht ab und das Berkelwäsjen schlägt in einem Monolog eine Brücke zur Jetztzeit und macht auf die Gewalt an Frauen im Jahr 2022 aufmerksam.

<zurück zum Inhaltsverzeichnis>

Szene sieben: Schwedenüberfall im Dreißigjährigen Krieg 1631

Am 6. Dezember 1631 wurde die Niederbrechener Kirche durch einen von den Schweden gelegten Brand zerstört. Lediglich die aus Holz geschnitzte „Madonna im Goldenen Grund“ war unbeschadet davongekommen. In dieser Szene wird die Armut während der Zeit des Dreißigjährigen Krieges dargestellt. Die fiktiven Figuren Ingeborg, Beatrix, Eva, Katharina und Burkhard arbeiten hart auf dem Feld, müssen mit Missernten umgehen und tauschen untereinander das Wenige an Nahrung und Kleidung, was sie haben. Die harten Kriegsjahre und die Heereszüge haben ihnen zugesetzt. Plötzlich stürmen die Schweden nach Niederbrechen. Tänzerisch werden Raub, Plünderungen und Verwüstung dargestellt, außerdem wird der große Brand gelegt. Nachdem die Schweden verschwunden sind, wird aufgeräumt und die unversehrte Madonna entdeckt.

<zurück zum Inhaltsverzeichnis>

Szene acht: Lebensbilder und -geschichten 1783 - 1899

In dieser Szene sitzen drei fiktive Bauern (Karl, Franz und Georg) in der Dorfkneipe und erleben über ein Jahrhundert hinweg verschiedene Geschichten und Erzählungen aus dem Heimatbuch von Karl Müller (1967): Da gibt es die Braut aus Villmar, deren Vater bereits Kartoffeln anbaut. Sie heiratet einen Niederbrechener und im Hochzeitsgut befinden sich Kartoffeln. Die Kartoffel wird von den Brecher Bauern - trotz tänzerischer Präsentation im Theaterstück - getreu dem Motto „Was der Bauer nicht kennt, das frisst er nicht“ abgelehnt. Plötzlich taucht auch noch Goethe auf, der an der Oberbrechener Lausbuche Rast gemacht haben soll. All dies wird kommentiert von den Brechener Tratsch-Leuten, welche die Infos in Windeseile weitergeben. Ausgestattet mit Ferngläsern und einer dorftypischen Portion Neugier begutachten sie auch Jean Trabusch, der bereits für tot erklärt worden war und nach Jahrzehnten wieder zurück nach Niederbrechen kehrt. Dieser erzählt von seinen Kriegsjahren - so hatte er zum Beispiel unter Napoleon gekämpft, der ebenfalls einen Auftritt in der Szene hat. Zu guter Letzt dreht sich alles um die Änderungen des Nachnamens „Esel“ in Niederbrechen (zum Beispiel in „Edel“) und den bekannten Bassion aus Oberbrechen, der in einem Steinbruch arbeitete und unter anderem auch als Totengräber, Wiesenwärter, Manneflicker, Besenbinder und Maulwurffänger tätig war. Ergänzt wird das bunte Treiben noch durch einen Besserwisser, der zusätzliche Informationen zu den dargestellten Personen und Geschichten aus dem Heimatbuch zitiert. Das Leben und der Tod haben genug von den verrückten Geschichten der Bauern und schieben sie kurzerhand samt ihrer Bar nach draußen.

<zurück zum Inhaltsverzeichnis>

Szene neun: Verheerende Brände 1872

Am 30. April 1872 kam es zu einem verheerenden Brand in Niederbrechen, der vermutlich durch das Zündeln von Kindern ausgelöst wurde. In dieser Szene überwältigt der Tod das Leben und fesselt es. Dann bringt der Tod eine Gruppe von Kindern dazu, einen Brand zu entfachen. Das Leben kontaktiert in der Zwischenzeit den Heiligen Florian (auch genannt Flo), in der Hoffnung, dass dieser - als Schutzpatron der Feuerwehr - schnellstmöglich kommen und den Brand löschen kann. Der Heilige Flo macht sich sofort auf den Weg. Währenddessen versuchen sich die Alten, Kranken und Schwangeren aus dem Dorf vor dem Feuer in Sicherheit zu bringen. Diejenigen, die ihre Arbeit auf dem Feld verrichtet hatten, eilen in das Dorf zurück und helfen tänzerisch den Brand zu löschen. Zum Schluss befreit der Heilige Flo das gefesselte Leben und sie stoßen gemeinsam in der Dorfkneipe an. Dabei lesen sie sich gegenseitig die Zeitungsartikel über den großen Brand vor.

<zurück zum Inhaltsverzeichnis>

Szene zehn: Sagen

Die bekannten Niederbrechener und Oberbrechener Sagengestalten, das Berkelwäsje, das Klopfmännchen und der Rathausmann, treffen sich in dieser Szene zum Sagenstammtisch in der Dorfkneipe. Parallel wird eine Familie gezeigt, deren Kinder nicht ins Bett gehen wollen. Der Vater fängt daher an, die Sage vom Klopfmännchen zu erzählen. Das Klopfmännchen bekommt dies mit und ist mit der Erzählung seiner Geschichte gar nicht einverstanden. Es mischt sich ein und spielt den Kindern die Sage inklusive dramatischer Fecht- und Köpfszene selbst vor. Plötzlich taucht auch der Rathausmann auf, der den Kindern ebenfalls seine eigene Sage präsentiert und erklärt, wie er zur bekannten Niederbrechener Spukgestalt geworden ist. Während die Kinder begeistert zuschauen, sind die Eltern längst eingeschlafen. Die Sagengestalten laden die Kinder daher ein, eine Runde mit ihnen zu spuken, was diese begeistert annehmen.

<zurück zum Inhaltsverzeichnis>

Szene elf: Erster Weltkrieg 1905, 1914 - 1918

Im Jahr 1905 fand auf dem Nauheimer Kopf ein Kaisermanöver mit Kaiser Wilhelm II. statt. In dieser Szene nimmt eine fiktive Brechener Familie mit Sohn Bernhard und dessen Freund Heinrich daran teil. Voller Begeisterung jubeln sie dem Kaiser zu, dessen militärischer Prunk und Eitelkeit karikiert dargestellt wird. Die beiden Jungs unterhalten sich darüber, dass sie später selbst für den Kaiser in den Krieg ziehen möchten und verwandeln sich dann in junge Männer, die sich kurz vor dem Aufbruch in den 1. Weltkrieg befinden. Diese sind aufgeregt und voller Vorfreude - der Besuch im Fotostudio in Uniform und die Verabschiedung von Familie und der Verlobten stehen an. Im Krieg erleben sie Grausamkeiten im Schützengraben an der Front, welche in Briefen an die Heimat angedeutet werden. Heinrich stirbt, Bernhard kehrt schwer traumatisiert nach Hause zurück. Die Posttraumatische Belastungsstörung ist damals noch nicht bekannt, es wird erwartet, dass alles so weitergeht wie vor dem Krieg.

<zurück zum Inhaltsverzeichnis>

Szene zwölf: Jüdisches Leben und NS-Zeit 1930 - 1945

In dieser Szene wird das Leben in der NS-Zeit in Niederbrechen und Oberbrechen und das Schicksal der jüdischen Einwohner*innen in Oberbrechen dargestellt. Alle jüdischen Dorfbewohner*innen sowie die Haushälterin Gertrud Marx und der Nazi-Lehrer basieren auf realen Personen, die anderen dargestellten Dorfbewohner*innen sind erfunden. Die jüdischen Zwillinge Max Stern und Selma Altmann feiern in einer fiktiven Szene ihren Geburtstag. Auch nichtjüdische Bewohner*innen aus Oberbrechen sind eingeladen. Alle feiern gemeinsam und es wird deutlich, wie engagiert die jüdischen Bewohner*innen am Vereinsleben teilgenommen haben. In Niederbrechen finden die Vorbereitungen auf den Pfingstritt statt. Die Dorfbewohnerin Irmgard liest in der Zeitung nicht nur Artikel über den Pfingstritt der vergangenen Jahre, sondern auch die Wahlergebnisse der Reichstagswahl vom 5. März 1933. Die NSDAP hat in Niederbrechen das niedrigste Wahlergebnis im ganzen Deutschen Reich erhalten. Plötzlich taucht Anni, eine weitere Dorfbewohnerin, mit einem Briefwechsel vom Landratsamt und dem Bischöflichen Ordinariat auf. Der Pfingstritt wurde verboten. Dies führt zu großem Unmut, auch bei den Bäuer*innen (Otto, Gretje, Alois) auf dem Feld. Die regen sich außerdem darüber auf, dass sie an einem Feiertag arbeiten sollen und schwärmen von ihren Passionsspielen, die in der Vergangenheit stattgefunden haben. Außerdem wird von einem Streit zwischen der Katholischen Jugend und der Hitlerjugend berichtet. Dann wird am Beispiel des jüdischen Ehepaars Selma und Max Altmann sowie der jüdischen Familie Siegfried, Flora, Irene und Kurt Lichtenstein aufgezeigt, wie sich die Situation für die jüdischen Bewohner*innen in Oberbrechen immer mehr verschlechtert. Es kommt zu gewaltvollen Übergriffen und Ausgrenzungen. Zum Schluss werden die realen Biografien der jüdischen Menschen aus Oberbrechen, entnommen vor allem aus dem Material von Eugen Caspary, vorgetragen.

<zurück zum Inhaltsverzeichnis>

Szene dreizehn: Heimatvertriebene 1946

Im Protokoll der Gemeindevertretungs-Sitzung vom 18. April 1946 wurde die Bestimmung und Prüfung von weiterem Wohnraum für das Ankommen neuer Ostflüchtlinge festgehalten. In dieser Szene sitzen drei fiktive Dorfbewohner (Alfred, Georg und Wilfried) in der Kneipe, die negative Vorurteile gegenüber Flüchtlingen äußern. Fritz, ein fiktives Mitglied der Gemeindevertretung, kommt vorbei und berichtet von den Ergebnissen der letzten Sitzung. Alfred, dessen Frau und Tochter müssen eine vierköpfige Flüchtlings-Familie aufnehmen. Der Unmut ist groß und die Begrüßung frostig, es kommt zu einem ersten Konflikt. Dann tritt der Chor der Geflüchteten auf. Diese tragen verfremdete und anonymisierte Auszüge aus Gesprächsprotokollen von realen Heimatvertriebenen vor, die in Niederbrechen und Oberbrechen untergekommen waren. Die Situation entspannt sich und am Ende der Szene essen die beiden Familien gemeinsam Knödel und es wird zu Blasmusik getanzt. Fritz berichtet zum Abschluss, wie man in den Orten nach und nach zu Dorfgemeinschaften zusammenwuchs und wie die neuen Bewohner*innen die Orte auf vielfältige Weise bereicherten.

<zurück zum Inhaltsverzeichnis>

Szene vierzehn: Romeo und Julia 1974

Im Jahr 1971 werden die Orte Niederbrechen und Werschau im Zuge der Gebietsreform als Gemeinde Brechen zusammengelegt. Oberbrechen hat sich im Jahr 1974 noch keiner Gemeinde angeschlossen, es laufen jedoch Gespräche, unter anderem mit Weyer. Die Orte Niederbrechen und Oberbrechen wollen auf gar keinen Fall, dass Oberbrechen ebenfalls Teil der Gemeinde Brechen wird. In der dargestellten Szene verlieben sich der Niederbrechener Romeo und die Oberbrechener Julia tanzend in einer Dorfdisco. Die Geschichte ist angelehnt an William Shakespeares „Romeo und Julia“. Sie versuchen dies zunächst vor ihren Familien zu verheimlichen. Als Romeo die auf dem Balkon stehende Julia im Garten ihrer Eltern aufsucht, bekommt Julias Vater Wind davon. Er erkennt Romeo als den Fußballspieler aus Niederbrechen und teilt dies entsetzt Julias Mutter mit. Auch das Kaffeetrinken mit Romeo, Julia und Romeos Eltern endet im Desaster, als sie erfahren, woher ihre potentielle zukünftige Schwiegertochter kommt. Romeo und Julia wollen abhauen und heimlich bei den Pallottinern in Limburg heiraten. Ihre Freund*innen können dies verhindern. Die Familien vertragen sich und zeitgleich schließt sich Oberbrechen der Gemeinde Brechen an.  

<zurück zum Inhaltsverzeichnis>

Texte und Bilder (Bärbel Zettner, Dieter Zettner, Nino Zettner) sind mit freundlicher Genehmigung von Cara Basquitt dem Bildband „Alles nur Theater. Dorfgeschichten in Text und Bild. Theaterprojekt zur 1250-Jahrfeier Niederbrechen und Oberbrechen 2022“ (Hrsg. Gemeindevorstand der Gemeinde Brechen/Gemeindearchiv, Redaktion, Texte und Layout: Cara Basquitt, Andreas „Lumpi“ Kremer, Bärbel und Dieter Zettner), Druck: mybuchdruck.de Dez. 2023) entnommen.


Siehe auch Themenbeitrag „Theaterprojekt Dorfgeschichte(n)“ mit Verweis auf weitere Themenbeiträge.


Wer sich über die historischen Hintergründe und die zugrunde liegenden Quellen der einzelnen Szenen beschäftigen möchte, findet in diesem Themenbeitrag eine Vielzahl von Informationen: Theaterprojekt Dorfgeschichte(n) – Nachweise und Verweise.
Generell sind in der OnlineChronikBrechen eine Vielzahl verschiedener Ereignisse zur Geschichte der Gemeinde Brechen hinterlegt.

Verfasser: Arbeitskreis Historisches Brechen, 18.12.2023, -GB-

 

zurück