Jüdische Einwohner in Oberbrechen –Schicksal der Familie Blumenthal

Ende der 1870er/Anfang der 1880er bis 1927 siedelt sich der am 28.12.1858 in Weyer geborene Viehhändler Hermann Blumenthal in der Frankfurter Straße 17 in Oberbrechen an.

Er war Teilnehmer des 1. Weltkrieges und hatte bei den Ulanen gedient.

Auf einem Foto von 1891 ist er als Mitglied des MGV „Eintracht" Oberbrechen zu sehen; dort war er einer der drei Fahnenträger.

Hermann Blumenthal ist dreimal verheiratet:

1. Ehe mit Johanna Frank geb. 17.09.1855 in Bechtheim/Rheinhessen; gest. 16.04.1899 in Oberbrechen, begraben in Weyer

2. Ehe mit Sophie Mannheimer

3. Ehe mit Mathilde Kahn geb. 19.02.1881 in Hergershausen / Dieburg; laut Wiesbadener Opferliste am 10.06.1942 nach Lublin deportiert, Sterbedatum unbekannt

Aus den drei Ehen gehen 12 Kinder hervor:

  • Betti Blumenthal geb. 15.04.1885 in Oberbrechen.
  • ein Mädchen ohne Vornamen geb. 18.03.1886; gest. kurz nach der Geburt
  • Lina Blumenthal geb. 10.04.1887 in Oberbrechen; gest. 1931
  • Heinrich Blumenthal geb. 18.03.1889 in Oberbrechen; gef. im 1. Weltkrieg
  • Otto Blumenthal geb. 11.11.1890 in Oberbrechen
  • Mina Blumenthal geb. 14.05.1893 in Oberbrechen
  • Elsa Blumenthal geb. 18.01.1895 in Oberbrechen; kurze Zeit nach ihrer Auswanderung in die USA kommt sie bei einem Verkehrsunfall ums Leben.
  • Bernhard Blumenthal geb. 01.10.1900 in Oberbrechen; gest. 05.11.1968 in Erding/Bayern
  • Richard Blumenthal geb. 05.08.1902 in Oberbrechen; er wird nach 1933 im Verlauf einer tätlichen Auseinandersetzung, an der er beteiligt war, tödlich verletzt. Genaueres über Ort, Zeit und die näheren Umstände seines Todes (politische Motive?) sind unbekannt. (Quelle: Eugen Caspary; laut Wiesbadener Opferliste wird er am 10.06.1942 nach Lublin deportiert und stirbt am 16.07.1942 in Majdanek)
  • Carl Blumenthal geb. 31.12.1903 in Oberbrechen; er wandert Ende der zwanziger Jahre in die USA aus und wohnte mit seiner Familie in Chicago
  • Gertrud Blumenthal geb. 11.02.1914 in Oberbrechen; gest. 24.05.1914 in Oberbrechen, begraben in Weyer
  • Manfred Blumenthal geb. 12.01.1923 in Oberbrechen. Zieht mit seinen Eltern nach Wiesbaden-Erbenheim. Laut Wiesbadener Opferliste wird er am 10.06.1942 zusammen mit seiner Mutter Mathilde nach Lublin deportiert, Sterbedatum unbekannt.

1927 zieht er mit seiner Familie nach Wiesbaden-Erbenheim um; Haus und Geschäft erwirbt der in Münster (Oberlahnkreis) geborene und in Schmitten wohnende Siegfried Lichtenstein

 

Danke und vertiefende Publikationen

Die Informationen der vom Arbeitskreis Historisches Brechen zusammengestellten Themenbeiträge zum jüdischen Leben in Oberbrechen sind in erster Linie den Forschungen und Recherchen von Eugen Caspary entnommen. Ohne seine grundlegenden Arbeiten würden zu diesem Thema wohl wenige Informationen vorliegen und hätten diese Themenbeiträge inhaltlich nicht realisiert werden können. Wir sind ihm daher zu großem Dank verpflichtet.

Neben den Publikationen von Eugen Caspary (siehe unten) sind noch folgende Quellen herangezogen und verwertet worden: Inform. Mitteilungsblatt der Gemeinde Brechen, Abmeldebuch der Gemeinde Oberbrechen, Nassauische Landeszeitung bzw. Nassauische Neue Presse, Westerwälder Zeitung, das Internet.

 

Siehe auch die weiteren Themenbeiträge zum jüdischen Leben in Oberbrechen:

Jüdische Einwohner in Oberbrechen bis 1918

Jüdische Einwohner in Oberbrechen 1919-1941

Jüdische Einwohner in Oberbrechen – Erinnerungskultur nach 1945

Jüdische Einwohner in Oberbrechen - Stammbaum und Schicksale der Familie Stern

Jüdische Einwohner in Oberbrechen – Schicksal der Familie Lichtenstein

 

Wer sich mit dem Thema vertiefend beschäftigen möchte, sei auf folgende Quellen aufmerksam gemacht:

- Eugen Caspary: „Jüdische Mitbürger in Oberbrechen 1711-1941. Eine Bestandsaufnahme.“ in Gensicke/Eichhorn „Geschichte von Oberbrechen.“; Hrsg. im Auftrag der Gemeinde Brechen, 1975; S. 157-231.

- Eugen Caspary: „Jüdische Bürger in Oberbrechen während der Weimarer Republik und in der nationalsozialistischen Diktatur.“ in Hessische Blätter für Volks- und Kulturforschung. Neue Folge der Hessischen Blätter für Volkskunde, Bd. 9. Judaica Hassiaca: Hrsg. von der Hessischen Vereinigung für Volkskunde durch Alfred Hock (Sonderdruck); Gießen: Wilhelm Schmitz Verlag in Gießen, 1979.

- Eugen Caspary: „Die Juden in den Kreisen Limburg und Oberlahn 1278-1945. Versuch einer Bestandsaufnahme.“ in „Limburg-Weilburg. Beiträge zur Geschichte des Kreises.“ Hrsg. vom Kreisausschuss des Landkreises Limburg-Weilburg, …, 1986; S.126-173.

- Juden im Kreis Limburg-Weilburg. Schicksale und Ereignisse. Schriftenreihe zur Geschichte und Kultur des Kreises Limburg-Weilburg, Bd. 3; Hrsg. vom Kreisausschuss des Landkreises Limburg-Weilburg, …, 1991.

- „Das Gebinde des Lebens. Die jüdischen Kultusgemeinden Weyer und Münster in Hessen. Vom 17. Jahrhundert bis zu ihrer Vernichtung 1940.“ Hrsg. von Christa Pullmann und Eugen Caspary, 2004.

- Shoptaugh, Terry: “You have been kind enough to assist me. Herman Straus and the jewish refugee crises“, 2008, 370 S.

- Jüdische Friedhöfe im Kreis Limburg-Weilburg. Eine Aufsatzsammlung. Schriftenreihe Jüdisches Leben im Nassauer, Bd. 2; Hrsg. Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Limburg, 2021.

- Die Synagogen im Nassauer Land. Jüdische Kultstätten in den Kreisen Limburg-Weilburg, Rhein-Lahn und Westerwald. Eine Aufsatzsammlung. Schriftenreihe Jüdisches Leben im Nassauer, Bd. 3; Hrsg. Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Limburg, 2022.

Quelle: Arbeitskreis Historisches Brechen, 05.02.2023, -GB-

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