Jüdische Einwohner in Oberbrechen – Stammbaum und Schicksale der Familie Stern

1. Generation

1. Samuel Jessel

   geb. zw. 1759 und 1769, gest. ?

   verheiratet mit Jettchen (geb. Joseph)

Kinder:

1.1 Seligmann Samuel  geb. 1799, gest. 17.05.1870

1.2 Gumbrich Samuel  geb. Juni 1807, gest. 30.12.1878

2. Generation

1.1 Seligmann Samuel (seit 1841 Seligmann Stern)

   geb. 1799 in Oberbrechen, gest. 17.05.1870 in Oberbrechen, begraben in Weyer

   Beruf: Kaufmann

   verheiratet mit Zippora (geb. Abraham) [Tochter des Handelsmanns Abraham Joel und seiner Frau Brendel, geb. Nathan] geb. 07.09.1806 in Kröffelbach (Kr. Wetzlar), gest. 05.03.1892 in Oberbrechen, begraben in Weyer

Kinder:

1.1.1 Judith Seligmann (seit 1841 Judith Stern) geb. 03.07.1829, gest. ?; 1835-1843 in den Schulakten von Oberbrechen erwähnt; über den weiteren Lebensweg ist nichts bekannt

1.1.2 Abraham Seligmann (seit 1841  Abraham Stern)geb. 11.07.1831, gest. 26.04.1867

1.1.3 Samuel Stern geb. 29.06.1842, gest. 23.04.1904

1.1.4 Julius Stern geb. 10.10.1851, gest. ?; 1857-1865 in den Schulakten von Oberbrechen erwähnt; über den weiteren Lebensweg ist nichts bekannt.

1.2 Gumbrich Samuel(seit 1841 Gumbrich Stern)

   geb. Juni 1807 in Oberbrechen, gest. 30.12.1878 in Oberbrechen, begraben in Weyer

   1819 als erster jüdischer Schüler in den Schulakten der Elementarschule Oberbrechens erwähnt

   verheiratet mit

   in 1. Ehe mit Lia (geb. Abraham) aus Kröffelbach (Kr. Wetzlar)

   in 2. Ehe mit Fanni (geb. Baum) aus Hasselbach (Amt Usingen)

   in 3. Ehe mit Rosa (geb. Saalberg)

Kinder:

Drei Kinder, die aus den ersten zwei Ehen hervorgehen, sterben unmittelbar nach der Geburt.

1.2.1 Samuel Löb Stern geb. 30.07.1842 (jüngster Sohn aus der 1. Ehe), gest. 11.01.1919

3. Generation

1.1.2 Abraham Seligmann (seit 1841 Abraham Stern)

   geb. 11.07.1831 in Oberbrechen, gest. 26.04.1867 in Oberbrechen, begraben in Weyer

   1837-1845 in den Schulakten von Oberbrechen erwähnt; von Beruf Kaufmann.

   verheiratet seit 18.11.1863 mit Regina (geb. Michel) [Tochter des Handelsmannes David Michel und seiner Frau Sarah, geb. Michel] geb. 12.04.1834 in Freilingen/Westerwald, gest. 30.12.1902 in Oberbrechen, begraben in Weyer

 

Kinder:

1.1.2.1 Siegmund Stern geb. 17.09.1864, gest. 25.06.1930

1.1.2.2 Isaak Stern geb. 28.10.1865, gest. 27.12.1930

1.1.2.3 Abraham Stern geb. 22.04.1867 in Oberbrechen, gest. 06.06.1868 in Oberbrechen; begraben in Weyer

1.1.3 Samuel Stern

   geb. 29.06.1842 in Oberbrechen, gest. 23.04.1904 in Oberbrechen, begraben in Weyer

   1848-1856 in den Schulakten von Oberbrechen erwähnt; von Beruf Handelsmann.

Am 12.02.1876 kauft er von Peter Anton Schmitt 2 für 4.285,70 Mark dessen Wohnhaus mit Scheune und drei Ställen in der heutigen Langestraße 2. Nach einem Brand 1880 wird dort im gleichen Jahr ein zweistöckiges Wohnhaus gebaut.

   verheiratet seit 20.11.1873 mit Isabella (geb. Falk) [Tochter des Handelsmann Israel Falk und seiner Frau Sarah, geb. Joseph] geb. 27.10.1845 in Breithardt, gest. 26.03.1919 in Oberbrechen, begraben in Weyer

Kinder:

1.1.3.1 Jette Stern geb. 20.08.1873 in Oberbrechen, gest. Herbst 1942 im KZ Maly Trostinec

1.1.3.2 Bertha Besmann (geb. Stern) geb. 10.08.1875, gest. 28.10.1961 in Haifa

1.1.3.3 Paula Stern geb. 04.06.1877 in Oberbrechen, gest. 10.12.1881 in Oberbrechen, begraben in Weyer

1.1.3.4 Siegfried Stern geb. 25.10.1879, gest. nach dem 20.06.1942 in einem KZ in Polen

1.1.3.5 Joseph Stern geb. 30.08.1881, gest. 31.03.1943 in einem KZ in Polen

1.1.3.6 Alfred Stern geb. 04.11.1884 in Oberbrechen, gest. 1942/43 im KZ Auschwitz

1.2.1 Samuel Löb Stern

   geb. 30.07.1842 in Oberbrechen (jüngster Sohn aus der Ehe mit Lia Abraham), gest. 11.01.1919 in Oberbrechen, begraben in Weyer

   1848-1856 in den Schulakten von Oberbrechen erwähnt; von Beruf Handelsmann und gelernter Metzger/Schächter.

   Nachdem das Haus seines Vaters Gumbrich Stern (in der heutigen Rosenstraße) am 21.02.1866 abbrennt, baut er an der Ecke (der heutigen) Frankfurter Straße / Friedhofstraße) ein zweistöckiges Wohnhaus, ein Schlachthaus und einen Stall, kann die Gebäude aber nicht halten und muss sie verkaufen. Er erwirbt deshalb das Haus in der heutigen Langestraße 14.

   verheiratet seit 09.03.1871 mit Mienchen (Mina) (geb. Strauß) [Tochter des Handelsmanns Moses Strauß aus Heringen] geb. 16.07.1848 in Heringen, gest. 31.08.1928 in Oberbrechen, begraben in Weyer

Kinder:

1.2.1.1 Moses Stern geb. 26.02.1872 in Oberbrechen, gest. 09.10.1942 im KZ Theresienstadt

1.2.1.2 Adolf Stern geb. 25.08.1873, gest. 23.11.1946 in Valley City, North Dakota

1.2.1.3 Salli Stern geb. 16.10.1875 in Oberbrechen, gest. zw.1920 und 1930

1.2.1.4 Julius Stern geb. 11.09.1877 in Oberbrechen, gest. nach 1942 in einem KZ in Polen   

1.2.1.5 Gustav Stern geb. 06.01.1880 in Oberbrechen, gest. 1944 in Valley City, North Dakota   

1.2.1.6 Dora Stern geb. 11.02.1883 in Oberbrechen, gest. 14.08.1934 in Oberbrechen (Freitod)

1.2.1.7 Jettchen Henlein (geb. Stern) geb. 10.10.1884 in Oberbrechen, gest. 1977 in Brooklyn, New York

1.2.1.8 Hermann Stern (amerikan. Form: Herman Stern) geb. 10.08.1887 in Oberbrechen, gest. 20.06.1980 in Fargo, North Dakota  

4 Generation

1.1.2.1 Siegmund Stern

   geb. 17.09.1864 in Oberbrechen, gest. 25.06.1930 in Oberbrechen, begraben in Weyer

Übt das seltene Handwerk des Zigarrenmachers in seinem Haus in der Brückenstraße 8 aus; danach richtet er hier einen Gemischtwarenladen ein.

   verheiratet mit Ida (geb. Levita) geb.09.01.1863 in Cramberg, gest. 20.01.1946 in Brooklyn, New York

Sie wandert 1937 mit ihrer Tochter Cilly und ihrem Sohn Paul nach den USA aus.

Kinder:

1.1.2.1.1 Arthur Stern geb. 03.11.1893 in Oberbrechen, gest. 1962 USA

1.1.2.1.2 Moritz Stern geb. 13.05.1895 in Oberbrechen, gest. ? in New York ?

1.1.2.1.3 Selma Stern geb. 20.04.1897 in Oberbrechen, gest. 24.09.1915 in Oberbrechen, begraben in Weyer

1.1.2.1.4 Jenny Geiß (geb. Stern) geb. 04.12.1898 in Oberbrechen gest. ? in New York ?

1.1.2.1.5 Cilly Strauss (geb. Stern) geb. 20.10.1901 in Oberbrechen, gest. ? in New York?

1.1.2.1.6 Paul Stern geb. 05.04.1905 in Oberbrechen, gest. 1964 in New York ?

1.1.2.2 Isaak Stern

   geb. 28.10.1865 in Oberbrechen, gest. 27.12.1930 in Oberbrechen, begraben in Weyer

Von Beruf Kaufmann und Inhaber eines Kolonialwarengeschäfts, 1894 lässt er sein in der (heutigen) Langstraße 16 stehendes Gemischtwarengeschäft renovieren und richtet im Erdgeschoss einen großzügigen Laden ein - mit Schaufenster und einem direktem Zugang von der Straße aus.

   verheiratet mit Rosa (geb. Levita), geb. 26.09.1864 in Cramberg, gest. 31.03.1938 in Oberbrechen, begraben in Weyer

Kinder:

1.1.2.2.1 Adolph Stern geb. 08.12.1895 in Oberbrechen, gest. 07.11.1915 gefallen bei Dünaburg in Rußland

1.1.2.2.2 Hedwig Löwenstein (geb. Stern) geb. 01.10.1895 in Oberbrechen, gest. ? USA

1.1.2.2.3 Max Stern geb. 07.08.1900 in Oberbrechen, gest. nach dem 23.01.1945 KZ Buchenwald ?

1.1.2.2.4 Selma Altmann (geb. Stern) geb. 07.08.1900 in Oberbrechen, gest. ? in Los Angelos ?

1.1.3.1 Jette Stern

   geb. 20.08.1873 in Oberbrechen, gest. Herbst 1942 im KZ Maly Trostinec

Zwangsevakuierung nach Frankfurt/Main am 25.02.1941 (lt. Abmeldebuch Oberbrechen, Abmelde-Nr. 1941/10) zusammen mit ihrem Bruder Siegfried und dessen Frau Sophie (geb. Frank). Sie wohnen dort in der Gagernstraße bzw. Schickhausstraße. Deportation nach Theresienstadt am 20.06.1942, von dort am 29.09.1942 ins Vernichtungslager Maly Trostinec "überstellt" und im Herbst 1942 ermordet.

1.1.3.2 Bertha Besmann (geb. Stern)

   geb. 10.08.1875 in Oberbrechen, gest. 28.10.1961 in ?

   seit 03.07.1903 verheiratet mit Salomon Besmann [Sohn des Handelsmanns Abraham Besmann und seiner Ehefrau Hennchen, geb. Marx] geb. 20.06.1874 in Mensfelden, gest. 16.04.1968 in Haifa

1938 wandert das Ehepaar Besmann zu ihrer jüngsten Tochter nach Haifa aus. Bertha Besmann kümmert sich um den Haushalt ihrer Tochter, während ihr Mann Salomon zunächst im Restaurant der Tochter arbeitet. Um 1944 ist Salomon Besmann in einem militärischen Nachschublager der Engländer in Palästina beschäftigt. Das Ehepaar bezieht später ein kleines Appartement in einem Altenheim in Haifa und kann Dank deutscher Wiedergutmachungszahlungen ihren Lebensunterhalt bestreiten.

Kinder:

1.1.3.2.1 Adolf Besmanngeb. 07.04.1904 in Mensfelden, gest. 13.03.1995 in Naharija (Israel)

1.1.3.2.2 ? (geb. Besmann) geb. ? in ?, gest. ? in ?

1.1.3.2.3 ? (geb. Besmann) geb. ? in ?, gest. ? in Haifa?; verheiratet mit ?, Kinder ?

1.1.3.4 Siegfried Stern

   geb. 25.10.1879 in Oberbrechen, gest. nach dem 20.06.1942 in einem KZ in Polen

   verheiratet mit Sophie (geb. Frank) [Tochter des Vieh- und Manufakturwarenhändler Simon Frank und seiner Frau Paulina, geb. Moses] geb. 27.09.1889 in Nieder-Ohmen, gest. nach dem 20.06.1942 in einem KZ in Polen

Von Beruf Textilkaufmann. Eugen Caspary bezeichnet ihn als „eine … integre Persönlichkeit“, die „sich nichts hatte zuschulden kommen lassen, sich als strenggläubiger Jude stets auch als deutscher Staatsbürger verstand, seine Militärdienstzeit absolviert und als wegen besonderer Tapferkeit ausgezeichneter Soldat am 1. Weltkrieg teilgenommen hatte“.

Am 10.11.1938 (am Tag nach der Reichspogromnacht) wird er zusammen mit Max Altmann von Beamten der Frankfurter Gestapo verhaftet, nach Frankfurt gebracht und nach Auskunft des „Internationalen Suchdienstes“ von dort aus in das Konzentrationslager Buchenwald eingeliefert und am 12.12.1938 dort entlassen.

Siegfried Stern wird am 25.02.1941 lt. Abmeldebuch Oberbrechen, Abmelde-Nr. 1941/8-10) zusammen mit seiner Frau Sophie und seiner Schwester Jette nach Frankfurt/Main zwangsevakuiert; Haus und Grundstück in Oberbrechen werden zwangsverkauft.

Das Ehepaar wohnt dort in der Gagernstraße bzw. Schickhausstraße und wird am 20.06.1942 in den Osten deportiert und vermutlich im gleichen Jahr in der Gaskammer ermordet.

Am 16.06.1952 wird das Ehepaar auf Antrag ihres in New York lebenden Sohnes Kurt Stern vom Amtsgericht Frankfurt für tot erklärt.

Kinder:

1.1.3.4.1 Kurt Stern geb. 21.05.1913 in Oberbrechen, gest. 15.01.1986 in New York ?

1.1.3.4.2 Ilse Isabella Nussbaum (geb. Stern) geb. 18.08.1921 (auch: 13.08.1921) in Oberbrechen, gest. 20.08.1989 in New York ?

1.1.3.5 Joseph Stern

   geb. 30.08.1881 in Oberbrechen, gest. 31.03.1943 in einem KZ in Polen

   seit 11.05.1914 verheiratet mit Elisabeth (geb. Mayer) [Tochter des Metzgers Abraham Mayer] geb. 17.05.1881 in Ober-Olm, gest. 31.03.1943 in einem KZ in Polen

Joseph Stern lässt sich als Viehhändler in Mensfelden nieder.

Das in Mensfelden lebende Ehepaar muss nach Angaben der jüdischen Gemeinde Mainz 1942 nach Mainz zwangsumgesiedelt worden sein und hat zunächst eine Wohnung in der Adam-Karrillonstraße 23. Da diese Wohnung als zu anspruchsvoll galt, muss das Ehepaar in eine wesentlich kleinere Wohnung in der Taunusstraße 45 umziehen. Am 20.03.1942 werden Joseph und Elisabeth Stern zusammen mit 1000 anderen Personen nach Piaski-Lublin (Polen) deportiert.

1950 wird das Ehepaar auf Antrag ihres Sohnes Walter Stern vom Amtsgericht Mainz für tot erklärt.

Ausführlichere Biografie siehe:

- Eugen Caspary „Jüdische Mitbürger in Oberbrechen 1711-1941. Eine Bestandsaufnahme.“ in Gensicke/Eichhorn „Geschichte von Oberbrechen“ (1975), speziell S. 219-220

Kinder: Walter Stern geb. ? in Mensfelden ?; lebte seit 1939 in Haifa/Israel.

1.1.3.6 Alfred Stern

   geb. 04.11.1884 in Oberbrechen, gest. 1942/43 im KZ Auschwitz

   verheiratet mit Lina Giesenov (geb. ?, gest. im KZ), Kinder: 2.

Volksschullehrer; letzter Wohnort ist Berlin; am 29.11.1942 durch die Gestapo Berlin ins KZ Auschwitz deportiert, wo er wahrscheinlich in der Gaskammer stirbt.

1.2.1.1 Moses Stern

   geb. 26.02.1872 in Oberbrechen, gest. 09.10.1942 im KZ Theresienstadt

Nach der Schulentlassung 1886 heuert er auf einem Überseedampfer an und lernt als Matrose auf verschiedenen Passagier- und Handelsschiffen viele Länder kennen. Kurz vor oder einige Jahre nach dem 1. Weltkrieg kehrt er nach Oberbrechen zurück und lässt sich als Metzger, Schächter, Vieh- und Fellhändler im elterlichen Haus nieder. Seine Schwester Dora führt ihm nach dem Tod der Mutter von 1928-1934 den Haushalt. Auf eine Auswanderung hingewiesen, antwortet er mit „Ich habe doch nichts falsches getan, dann wird man mich auch nicht abholen!“. Er betrachtet Deutschland als seine Heimat und lehnt die Möglichkeit einer Auswanderung zu seinem Bruder Hermann Stern in die USA ab. 1940 erfolgt die Zwangsevakuierung nach Frankfurt/Main (lt. Abmeldebuch Oberbrechen, am 26.09.1940, Abmelde-Nr. 1940/68). Er wohnt dort in der Gagernstraße bzw. Schickhausstraße.

Deportation in den Osten am 20.06.1942; am 09.10.1942 im Konzentrationslager Theresienstadt ermordet.

1.2.1.2 Adolf Stern

   geb. 25.08.1873 in Oberbrechen, gest. 23.11.1946 in Valley City, North Dakota

Nach der Schulentlassung Lehre als Metzger; verlässt als junger Mann Oberbrechen und wird seit 1897 in den Adressbüchern von Duisburg als Metzgergeselle, 1906 als Viehhändler, 1920/21 als Vieh- und Pferdehändler, 1935 als Viehhändler und 1939 als Kaufmann aufgeführt.

   verheiratet seit 1900 mit Dora (geb. Kann) geb. 25.11.1880 in Duisburg, gest. 11.04.1955 in Valley City, North Dakota

Das Ehepaar wird Inhaber der Duisburger Vieh- und Pferdehandelsfirma Kann und Stern und besitzt drei bebaute und ein unbebautes Grundstück in Duisburg. Er selbst ist ein angesehener und respektierter Bürger und Geschäftsmann in Duisburg, ein Freund der Kunst, Musik und Malerei. Sein Sohn Gustav Stern schreibt: „Er war immer ein begeisterter Sänger und war zeitweise Vizepräsident des dortigen Gesangvereins. Auch war er ein sehr angesehenes Mitglied der jüdischen Kultusgemeinde.“

Zum Zeitpunkt der Reichspogromnacht im November 1938 befindet sich das Ehepaar auf der Rückreise von den USA bei der Familie ihres Sohns Gustave in Paris. Sie kehren nicht nach Deutschland zurück, sondern flüchten mit der Familie ihres Sohnes nach der Besetzung Paris zunächst in das unbesetzte Gebiet Frankreichs und 1942 über Marseille in die USA. Dort wohnen sie bei Adolf Sterns jüngstem Bruder Hermann in Valley City in North Dakota. Ihr Besitz in Deutschland wird verkauft und der Verkaufserlös von ca. 33.000 RM verfällt lt. offizieller Feststellung vom 30.04.1943 dem Deutschen Reich.

Ausführliche Biografie siehe:

- Eugen Caspary „Jüdische Mitbürger in Oberbrechen 1711-1941. Eine Bestandsaufnahme.“ in Gensicke/Eichhorn „Geschichte von Oberbrechen“ (1975), speziell S. 185-187

Kinder:

1.2.1.2.1 Gustave Stern geb. 16.05.1901 in Duisburg, gest. 11.08.1990 in Seattle (USA)

1.2.1.2.2 Julius Stern geb. 1903 in Duisburg, gest. 1972 in Chicago ?

1.2.1.3 Salli Stern

   geb. 16.10.1875 in Oberbrechen, gest. zw.1920 und 1930 [Angabe von Caspary; gest. 1919 Angabe Shoptaugh] in Essen

   verheiratet mit Rosa ?, ? Kinder

Erlernt den Beruf des Zigarrenmachers und ist danach in einer Oberbrechener Zigarrenmacherwerkstatt tätig. Als diese die Produktion einstellt, zieht er nach Essen, wo er heiratet.

1.2.1.4 Julius Stern

   geb. 11.09.1877 in Oberbrechen, gest. nach 1942 in einem KZ in Polen

   seit 1905 verheiratet mit Frieda (geb. Falkenstein) geb. 13.10.1881 in Meudt/Ww.,

nach Angaben von Shoptaugh im Rahmen des Holocaust ermordet.

Nach der Schule Lehre als Metzger; seine militärische Dienstzeit leistet er bei dem 14. Dragonerregiment in Colmar ab und bringt es bis zum Gefreiten. Am 1. Weltkrieg nimmt er vom ersten bis zum letzten Tag teil. Nach der Eheschließung gründet er in Montabaur eine Viehhandelsfirma und eine Metzgerei. Während zwei ihrer drei Kinder in die USA auswandern (1936 Gustav und 1938 Alice), bleibt das Ehepaar in Deutschland, bereiten aber eine Ausreise vor. Am 13.07.1938 müssen sie ihr Haus verkaufen, können aber darin wohnen bleiben.

Am 03.07.1939 erfolgt der Zwangsumzug des Ehepaars in die Ostendstraße 11 in Frankfurt. Von dort erfolgt am 14.07.1942 die Deportation in ein Konzentrationslager im Osten; seit dem fehlt von ihnen jedes Lebenszeichen.

Ausführliche Biografie siehe:

- Eugen Caspary „Jüdische Mitbürger in Oberbrechen 1711-1941. Eine Bestandsaufnahme.“ in Gensicke/Eichhorn „Geschichte von Oberbrechen“ (1975), speziell S. 192-193

Kinder:

1.2.1.4.1 Gustav Stern geb. 07.10.1906 in Montabaur, gest. ? in ?

1.2.1.4.2 Ludwig Stern geb. 15.12.1907 in Montabaur, gest. Sept. 1942 in Auschwitz

1.2.1.4.3 Alice Stern geb. 05.04.1909 in Montabaur, gest. 1980 in New York

1.2.1.5 Gustav Stern

   geb. 06.01.1880 in Oberbrechen, gest. 1944 in Valley City, North Dakota

   verheiratet seit Dez. 1914 mit Selma (geb. Lewisohn) [Tochter eines Manufakturwarenhändlers in Gerolzhofen/Unterfranken] geb. ? in Gerolzhofen / Unterfranken, gest. 1965 in Chicago ?

Nach der Schulentlassung Lehre als Kaufmann. Heiratet in ein Manufakturwarengeschäft in Gerolzhofen/Unterfranken ein und wird Teilhaber seines Schwiegervaters. Im 1. Weltkrieg gerät er in britische Kriegsgefangenschaft.

Während ihre beiden Kinder Klara und Eric bereits 1929 bzw. 1934 auf Betreiben ihres Onkels Hermann Stern in die USA auswandern, folgen sie erst 1937 (ebenfalls mit Unterstützung von Hermann Stern). Sie wohnen zunächst in Chicago, ab 1940 in Valley City in North Dakota. Da Gustav Stern schwer herzleidend ist, kann er in den USA keine ständige berufliche Tätigkeit ausüben. Nach seinem Tod im Januar 1944 kehrt seine Frau nach Chicago zurück, wo sie 1965 im Alter von 80 Jahren stirbt.

Kinder:

1.2.1.5.1 Klara Wagner (geb. Stern) geb. 1915 in ?;,gest. ? USA

1.2.1.5.2 Erich Stern geb. 1918 in ?, gest. ? USA

1.2.1.6 Dora Stern

   geb. 11.02.1883 in Oberbrechen, gest. 14.08.1934 in Oberbrechen (Freitod)

Nach dem Tod der Mutter führt sie ab 1928 den Haushalt ihres Bruders Moses. Im Sterberegister des Standesamtes Oberbrechen ist vermerkt: „Am 14. 8.1934 in ihrer Wohnung tot aufgefunden durch Kaufmann Max Altmann, der auch den Tod anzeigte.' In einem Brief an Josef Kramm im Jahre 1997 schreibt Lotte Ullmann (geb. Stern): „…, dass ich bis vor ein paar Jahren nicht wußte, dass meine Tante Dora Stern sich das Leben genommen hatte. …“ (inform 25.09.1997)

1.2.1.7 Jettchen Henlein (geb. Stern)

   geb. 10.10.1884 in Oberbrechen, gest. 1977 in Brooklyn, New York

   seit 16.07.1924 verheiratet mit Hugo Henlein geb. 19.12.1884 inLangenschwalbach, gest. 1939 in New York

Ist bis zu ihrer Heirat in einem „feinen Haus“ in Frankfurt 20 Jahre als Köchin tätig. Das Ehepaar wandert mit ihrer Tochter Lotte 1939 mit der Unterstützung von Hermann Stern in die USA (New York) aus.

Kinder:

1.2.1.7.1 Lotte Ullmann (geb. Henlein) geb. 1925 in Bad Schwalbach, verheiratet mit Irwin Ullmann (geb. ? Haigerloch/Stuttgart), 2 Kinder: Alan Ullmann und Elyse Ullmann

Das Ehepaar wohnt in Brooklyn. Ihr Ehemann Irwin war im KZ Riga/Lettland und wurde 1945 in Danzig als Werftarbeiter von den Russen befreit.

1.2.1.8 Hermann Stern (amerikan. Form: Herman Stern)

   geb. 10.08.1887 in Oberbrechen, gest. 20.06.1980 in Fargo, North Dakota

   seit 04.06.1912 verheiratet mit Adeline (geb. Roth) geb. 1887 in Cincinnati, Ohio, gest. 18.12.1979 in Valley City, North Dakota

Nach der Schulentlassung 1901 kaufmännische Lehre in Mainz. Wandert 1903 als 16-jähriger in die USA aus und setzt in Casselton seine Lehre in einem M.G. Strauss (aus Mensfelden stammend) gehörenden Herrenkonfektionsgeschäft fort. Als 24-jähriger übernimmt er 1911 die Leitung eines in Valley City neu eröffneten Geschäfts. Seinem kaufmännischen, kalkulatorischen und organisatorischen Geschick ist es zuzuschreiben, dass er als Chef der „Straus Company of North Dacota" das Warenhaus stetig weiterentwickelt.

Während des 3. Reiches ermöglicht er über 100 jüdischen Familien die Einreise in die USA, indem er ihnen die vorgeschriebenen Garantien stellt und ebnet ihnen den Weg zu einer neuen Existenz. Sein Neffe Gustav Stern nennt ihn „einen wirklichen Humanisten“. Erwirbt für seine neue Heimatstadt Valley City, den US-Staat North Dakota sowie für die amerikanische Regierung große Verdienste (Beinamen „Mister North Dacota“).

1971 besucht er im hohen Alter zusammen mit seiner Frau zum ersten Mal wieder seinen Geburtsort Oberbrechen.

Ausführliche Biografie siehe:

- Eugen Caspary „Jüdische Mitbürger in Oberbrechen 1711-1941. Eine Bestandsaufnahme.“ in Gensicke/Eichhorn „Geschichte von Oberbrechen“ (1975), speziell S. 193-197

- Eugen Caspary „Vier Lebenswege als Beispiele jüdischer Wanderungen im 20. Jahrhundert. Hermann Stern, Gustav Stern, Adolf Besmann, Kurt Lichtenstein“ in „Juden im Kreis Limburg-Weilburg. Schicksale und Ereignisse. Schriftenreihe zur Geschichte und Kultur des Kreises Limburg-Weilburg, Bd. 3; Hrsg. vom Kreisausschuss des Landkreises Limburg-Weilburg, …, 1991, S. 17-28

- Shoptaugh, Terry: You have been kind enough to assist me. Herman Straus and the jewish refugee crises“, 2008, 370 S.

Kinder:

1.2.1.8.1 Richard Stern geb. März1913 in ?, gest. ?

1.2.1.8.2 Edward Roth Stern geb. 1914 in Valley City, North Dakota, gest. ?; verheiratet in 1. Ehe mit Jane Lontz Jardine (geb. 25.05.1915) und in 2. Ehe mit Louise May McCutcheon (geb.23.11.1915, gest. 22.03.1968 in Fargo, North Dakota)

5. Generation

1.1.2.1.1 Arthur Stern

   geb. 03.11.1893 in Oberbrechen, gest. 1962 USA

   seit 1942 verheiratet mit Rose Rothschild (geb. ? in Schlitz, gest. 1974)

Kinder

Joan Stoltz (geb. 1946 in New York, seit 1967 verheiratet mit Errol Stoltz, das Paar hat 2 Kinder: Andrea Stoltz und Jennifer Stoltz; im Juli 2011 besuchen Joan, Errol und Jennifer Oberbrechen

1918 geht Arthur Stern zunächst nach Frankfurt, 1924 nach Saarbrücken: Nach der Lehre arbeitet er in einer Firma, die Männerkleidung herstellt, und den belgischen Brüdern Richard und Arthur Levy gehört. Als sein Vater Siegmund Stern 1930 krank wird und schließlich stirbt, kehrt Arthur Stern nach Oberbrechen zurück. Mitte der 1930er Jahre entschließt sich Arthur Stern gemeinsam mit einem Partner ein eigenes Geschäft für Jungenmode in Paris zu eröffnen. Als 1939 während eines Familienbesuchs in New York der 2. Weltkrieg ausbricht, beantragt er ein Visum. Gemeinsam mit seinem jüngsten Bruder Paul eröffnet er in New York eine Wäscherei. Nach seiner Hochzeit 1942 erhält er eine Aufenthaltsgenehmigung für die USA. Er nimmt eine Stelle bei einer Firma an, die Knöpfe herstellte, wo er bis zu seinem Tod 1962 arbeitet.

(Quelle: NNP 11.07.2011: Auf den Spuren der Vorfahren. Auf den Spuren ihrer Vorfahren besuchte die Familie Stern aus den USA das Heimatmuseum der Gemeinde Brechen in der alten Schule in Oberbrechen.)

1.1.2.1.2 Moritz Stern

   geb. 13.05.1895 in Oberbrechen, gest. ? in New York ?

   verheiratet mit ? aus Weilburg, Kinder: ?

Von 1909 bis 1912 absolviert er in Lorsch/Bergstraße eine kaufmännische Lehre. Von 1915 bis 1918 ist er als Jäger zu Pferd an der Westfront eingesetzt. 1918 bis 1933 im väterlichen Geschäft in Oberbrechen tätig; im August 1933 geht er nach Paris, wohin ihm seine Frau zwei Jahre später folgt; im Februar 1939 wandern sie nach den USA aus und lassen sich in Brooklyn, New York, nieder.

1952 besucht er auf dem Rückweg von Israel in die USA Oberbrechen und wird im Rahmen einer Veranstaltung des TSG in Anerkennung seiner Verdienste in der Zeit vor 1933 mit der silbernen Vereinsnadel ausgezeichnet.

1.1.2.1.4 Jenny Geiß (geb. Stern)

   geb. 04.12.1898 in Oberbrechen, gest. ? in New York ?

   seit dem 23.09.1929 verheiratet mit Lorenz Geiß (geb. 06.03.1895 in Oberbrechen, gest. 1963 in Brooklyn), Hochzeitsort ist Manhatten (siehe Anmerkung)

Kinder ?

Lorenz Geiß wandert 1926 in die USA aus; sie folgt ihm 1929.

Hochzeitsdatum aus https://www.familysearch.org/ark:/61903/1:1:248S-PP2

1.1.2.1.5 Cilly Strauss (geb. Stern)

   geb. 20.10.1901 in Oberbrechen, gest. ? in New York ?

   verheiratet mit Manfred Strauss, Kinder ?

Wandert 1937 mit ihrer Mutter Ida und ihrem Bruder Paul in die USA aus; heiratet Manfred Strauss; das Ehepaar wohnte in New York.

1.1.2.1.6 Paul Stern

   geb. 05.04.1905 in Oberbrechen, gest. 1964 in New York ?

   verheiratet, Kinder: 2 Söhne

Wandert 1937 mit seiner Mutter Ida und seiner Schwester Cilly in die USA aus; im 2. Weltkrieg wird er eingezogen und ist bis Kriegsende im Pazifik. 1945 lässt er sich als selbständiger Geschäftsmann in New York nieder und heiratet kurze Zeit später.

1.1.2.2.2 Hedwig Löwenstein (geb. Stern)

   geb. 01.10.1895 in Oberbrechen, gest. ? USA

   seit 25.05.1929 verheiratet mit dem Viehhändler Adolf Löwenstein (geb. 29.11.1892 in Kirberg, gest. USA), Kinder ?

Als Kontoristin bei einer Limburger Firma angestellt. Das Ehepaar wandert in die USA aus.

1.1.2.2.3Max Stern

   geb. 07.08.1900 in Oberbrechen, gest. nach dem 23.01.1945 KZ Buchenwald ?

Wandert etwa 1935 nach Holland aus; sein letzter Wohnort ist Amsterdam; von wo aus er zunächst in das Lager Westerbork eingeliefert wird. Im September 1944 kommt er ins Ghetto Theresienstadt, dann ins KZ Auschwitz und am 23.01.1945 ins KZ Buchenwald; seit dem fehlt jede Spur von ihm.

1.1.2.2.4 Selma Altmann (geb. Stern)

   geb. 07.08.1900 in Oberbrechen, gest. ? in Los Angelos ?

   seit 30.07.1931 verheiratet mit dem Kaufmann Max Altmann (geb. 17.08.1902 in Langenselbold/Kr. Hanau), Kinder ?

Ihr Mann Max Altmann ist ab 1933 (letzter) Vorsteher der jüdischen Gemeinde Weyer, zu der die Juden aus Oberbrechen gehören. Am 10.11.1938 wird er zusammen mit Siegfried Stern von Beamten der Frankfurter Gestapo verhaftet, nach Frankfurt gebracht und von dort aus in ein Konzentrationslager eingeliefert. Im Frühjahr 1939 wird er aus dem KZ Dachau entlassen, mit der strengen Auflage, zu niemandem etwas über seinen Aufenthalt zu berichten und sobald wie möglich Deutschland zu verlassen (so Max Altmann in einem Gespräch, das Karl Jung mit dem Ehepaar Altmann in deren Haus in Los Angelos 1967 führte). Das Ehepaar wandert im Sommer 1939, kurz vor Ausbruch des Kriegs, nach England aus und von dort weiter in die USA (im Abmeldebuch Oberbrechen ist die Abmeldung unter den Nummern 1939/1 und 1939/2 am 15.02.1939 registriert).

1.1.3.2.1 Adolf Besmann

   geb. 07.04.1904 in Mensfelden, gest. 13.03.1995 in Naharija (Israel)

   verheiratet. mit ? aus Daisbach [Nichte von Isaak Sterns], Kinder: ?

Besucht bis zum 10. Lebensjahr die Volksschule in Mensfelden und bis zur Mittleren Reife die Oberrealschule in Marburg, wobei er in einem jüdischen Internat untergebracht ist. Danach absolviert er eine kaufmännische Lehre in einer Limburger Lederhandlung und übt diesen Beruf in mehreren Orten aus, ehe er sich in Weilburg als Schuhmacher selbständig macht.

Nach 1930 verlegt er sein Geschäft in sein Elternhaus in Mensfelden. In Mensfelden zählt er zu den Gründern des Sportvereins und ist Mitglied im Männergesangverein und Mandolinenklub. Die gesellschaftlichen Veränderungen spürend, wandert er im Juni 1933 nach Frankreich aus und lebt bis zu seiner Ausweisung 1935 in Straßburg und in Südfrankreich. 1935 geht er nach Spanien (Barcelona), schließt sich dort als Freiwilliger den republikanischen Milizen und leistet etwa ein Jahr lang Frontdienst im Aragon. Während eines Fronturlaubs wird er in Barcelona von der kommunistischen Polizei verhaftet, drei Wochen eingesperrt und nach Frankreich abgeschoben, wo er bis 1939 in Paris lebt. Tritt mit Beginn des 2. Weltkrieges der französischen Armee bei und wird Silvester 1939 als Fremdenlegionär in Marseille nach Afrika eingeschifft. Nach der Niederlage Frankreichs wird er im Sommer 1940 in ein Arbeitslager überstellt und beim Straßenbau und der Errichtung von Gleisanlagen für die geplante Trans-Saharabahn eingesetzt. Nach der Landung der Alliierten im Herbst 1942 in Nordafrika tritt er als Kriegsfreiwilliger in Casablanca der britischen Armee bei und kommt 1944 nach Palästina. Hier trifft er nach elfjähriger Trennung seine Eltern und die Familie seiner jüngsten Schwester und lässt sich nieder. Später besucht er viele Jahre zusammen mit seiner querschnittsgelähmten Frau einen Kurort im Schwarzwald und trifft sich in dieser Zeit mit seinem Schulkameraden Hermann Weil in Linter. Adolf Besmann war Ehrenbürger der Stadt Naharija.

Ausführliche Biografie siehe:

- Eugen Caspary „Vier Lebenswege als Beispiele jüdischer Wanderungen im 20. Jahrhundert. Hermann Stern, Gustav Stern, Adolf Besmann, Kurt Lichtenstein“ in „Juden im Kreis Limburg-Weilburg. Schicksale und Ereignisse. Schriftenreihe zur Geschichte und Kultur des Kreises Limburg-Weilburg, Bd. 3; Hrsg. vom Kreisausschuss des Landkreises Limburg-Weilburg, …, 1991, S. 17-28

1.1.3.4.1 Kurt Stern

   geb. 21.05.1913 in Oberbrechen, gest. 15.01.1986 in New York ?

   verheiratet mit ?;

Kinder: Susan ? (geb. Stern), seit 1974 verheiratet mit ?

Wandert 1936 in die USA aus; im Abmeldebuch Oberbrechen ist unter der Abmelde-Nr. 1936/147 als Abmeldedatum der 22.10.1936 und als Zielort „New York“ notiert, dazu der Zusatz „abgemeldet am 12.11.1936 durch Vater mündlich“. Er lebte in New York.

1.1.3.4.2 Ilse Isabella Nussbaum (geb. Stern)

   geb. 18.08.1921 (auch: 13.08.1921) in Oberbrechen, gest. 20.08.1989 in New York ?

   verheiratet mit Max A. Nussbaum geb. 13.06.1910 in Bad Hersfeld, gest. 14.04.1982 New York

Kinder: Steven Jeffry Nussbaum (geb. 04.07.1947, verheiratet mit Lilloh S. Nussbaum geb. Greif, das Paar hat 2 Kinder

Am 27.07.1936 nach Frankfurt/M abgemeldet (lt. Abmeldebuch Oberbrechen, Abmelde-Nr. 1936/112), ebenso nochmal am 02.07.1938 (Abmelde-Nr. 1938/43. 1939 in die USA ausgewandert; im Abmeldebuch Oberbrechen ist unter der Abmelde-Nr. 1939/3 als Abmeldedatum der 22.02.1939 und als Zielort „Nordamerika“ notiert. Sie lebte mit ihrer Familie in New York.

1.2.1.2.1 Gustave Stern

   geb.16.05.1901 in Duisburg, gest. 11.08.1990 in Seattle (USA)

   seit 1928 verheiratet mit Gertrud Vasen aus Duisburg; 2 Kinder: Michel. P. Stern (Rechtsanwalt) und John H. Stern (Inhaber eines Herrenkonfektionsgeschäftes)

Besucht in Duisburg eine höhere Schule; die Ferien verbringt er regelmäßig bei seinen Großeltern Samuel Löb und Mienchen Stern in Oberbrechen. Nach dem Abitur studiert er in Düsseldorf, Leipzig und Köln Musik. 1927 ist er letztmals in Oberbrechen (evtl. zum 60-jährigen Jubiläum der Eintracht Oberbrechen?).

1933 verliert er seine Anstellung und geht nach Paris, wo er auf musikalischem Gebiet arbeiten konnte. Seine Eltern, auf der Rückreise von den USA zurück nach Duisburg, bleiben nach der Reichspogromnacht 1938 bei ihnen in Paris. 1940, nach der Besetzung Paris durch die Deutschen, fliehen beide Familien zunächst ins unbesetzte Gebiet Frankreichs und leben dort bis 1942 in Marseille. Von dort fliehen sie 1942 durch Vermittlung ihres Onkels Hermann Stern in die USA.

Besucht im September 1976 nach knapp 50 Jahren erstmals wieder die Heimat seiner Vorfahren in Oberbrechen und dirigiert am 04.09.1976 ein Konzert des Musikvereins; ein zweiter Besuch erfolgt im Sept. 1989 im Rahmen einer Ehrung in seiner Heimatstadt Duisburg.

Ausführliche Biografie siehe:

- Eugen Caspary „Jüdische Mitbürger in Oberbrechen 1711-1941. Eine Bestandsaufnahme.“ in Gensicke/Eichhorn „Geschichte von Oberbrechen“ (1975), speziell S. 187-192

- Eugen Caspary „Vier Lebenswege als Beispiele jüdischer Wanderungen im 20. Jahrhundert. Hermann Stern, Gustav Stern, Adolf Besmann, Kurt Lichtenstein“ in „Juden im Kreis Limburg-Weilburg. Schicksale und Ereignisse. Schriftenreihe zur Geschichte und Kultur des Kreises Limburg-Weilburg, Bd. 3; Hrsg. vom Kreisausschuss des Landkreises Limburg-Weilburg, …, 1991, S. 17-28

1.2.1.2.2 Julius Stern

   geb. 1903 in Duisburg, gest. 1972 in Chicago ?

   verheiratet mit Herta Tand (oder Landsberg?) geb. ? in Leipzig, 2 Kinder: Larry Stern und Franklin Stern

Wandert im Oktober 1936 mit Unterstützung seines Onkels Hermann Stern in die USA aus.

1.2.1.4.1 Gustav Stern

   geb. 07.10.1906 in Montabaur, gest. ? in ?

   verheiratet mit ?, 2 Töchter: Joan und Francis

1923 Beginn einer Lehre als Verkäufer bei der Firma Gebrüder Alsberg in Duisburg; wohnt bei seinem Onkel Adolf Stern. In seiner Freizeit ist er Fußballspieler und Obmann im Jüdischen Turn- und Sportverein in Duisburg. Im Dezember 1936 wandert er dank der Unterstützung von Hermann Stern in die USA aus (lt. Namensliste Duisburger Juden), nachdem die Firma arisiert worden ist. Dort ist er als Einkäufer einer Textilfabrik tätig. (Quelle: Westerwälder Zeitung 11.02.2014)

1.2.1.4.2 Ludwig Stern

   geb. 15.12.1907 in Montabaur, gest. Sept. 1942 in Auschwitz

Ist 1933 nicht mehr in Montabaur gemeldet und hält sich vermutlich bei seinem Cousin Gustave Stern in Paris auf. 1935 lebt er mit seinem Bruder Gustav bei deren Onkel Adolf Stern in Duisburg, von dort zieht er am 14.08.1935 nach Romainville (Nähe Paris), vermutlich zur Familie seines Cousins Gustave Stern. Nach der Besetzung Paris durch deutsche Truppen im Jahr 1940 verlieren sich zunächst seine Spuren, auch wenn zu vermuten ist, dass er zusammen mit der Familie Gustave Stern (und dessen Eltern Adolf und Dora Stern) nach Marseille flieht.

1942 kommt er zunächst in das Internierungslager Septfonds und von dort in das Lager Drancy. Am 09.09.1942 erfolgt die Deportation nach Auschwitz; in der Deportationsliste ist er irrtümlich mit dem Namen Stein gelistet.

(Quelle: Westerwälder Zeitung 11.02.2014)

1.2.1.4.3 Alice Stern

   geb. 05.04.1909 in Montabaur, gest. 1980 in New York

Wandert am 12.10.1938 (wenige Tage vor der Reichspogromnacht) mit der Unterstützung von Hermann Stern in die USA (New York) aus.

(Quelle: Westerwälder Zeitung 11.02.2014)

1.2.1.5.1 Klara Wagner (geb. Stern)

   geb. 1915 in ?, gest. ? USA

   verheiratet mit Erich Wagner geb. 1916 in Rehns/Koblenz, 1 Kind: ? Bayer (geb. Wagner) (verheiratet mit Howard Bayer, das Paar lebtin der Nähe von Chicago und hat zwei Kinder: Sandra Bayer und Robert Bayer)

Wandert 1934 auf Veranlassung ihres Onkels Hermann Stern in die USA aus und wohnt für 2 Jahre bei ihm in Valley City. 1936 zieht sie nach Chicago und lernt ihren Mann kennen. In Chicago eröffnen sie ein Geschäft für Farben, das sie 1970 verkaufen. 1976 ziehen sie nach Florida.

1.2.1.5.2 Erich Stern

   geb. 1918 in ?, gest. ? USA

   verheiratet mit Lotte Hahn geb. ? in Gerolzhofen/Unterfranken, 2 Kinder: Leslie Stern und Richard Stern

Wandert 1934 auf Veranlassung seines Onkels Hermann in die USA aus. Während des 2. Weltkrieges ist er Soldat der amerikanischen Armee. Inhaber eines Herrenkonfektionsgeschäftes in Chicago. Das Ehepaar wohnte in der Nähe von Chicago.

 

Danke und vertiefende Publikationen

Die Informationen der vom Arbeitskreis Historisches Brechen zusammengestellten Themenbeiträge zum jüdischen Leben in Oberbrechen sind in erster Linie den Forschungen und Recherchen von Eugen Caspary entnommen. Ohne seine grundlegenden Arbeiten würden zu diesem Thema wohl wenige Informationen vorliegen und hätten diese Themenbeiträge inhaltlich nicht realisiert werden können. Wir sind ihm daher zu großem Dank verpflichtet.

Neben den Publikationen von Eugen Caspary (siehe unten) sind noch folgende Quellen herangezogen und verwertet worden: Inform. Mitteilungsblatt der Gemeinde Brechen, Abmeldebuch der Gemeinde Oberbrechen, Nassauische Landeszeitung bzw. Nassauische Neue Presse, Westerwälder Zeitung, das Internet.

 

Siehe auch die weiteren Themenbeiträge zum jüdischen Leben in Oberbrechen:

Jüdische Einwohner in Oberbrechen bis 1918

Jüdische Einwohner in Oberbrechen 1919-1941

Jüdische Einwohner in Oberbrechen – Erinnerungskultur nach 1945

Jüdische Einwohner in Oberbrechen – Schicksal der Familie Blumenthal

Jüdische Einwohner in Oberbrechen – Schicksal der Familie Lichtenstein

 

Wer sich mit dem Thema vertiefend beschäftigen möchte, sei auf folgende Quellen aufmerksam gemacht:

- Eugen Caspary: „Jüdische Mitbürger in Oberbrechen 1711-1941. Eine Bestandsaufnahme.“ in Gensicke/Eichhorn „Geschichte von Oberbrechen.“; Hrsg. im Auftrag der Gemeinde Brechen, 1975; S. 157-231.

- Eugen Caspary: „Jüdische Bürger in Oberbrechen während der Weimarer Republik und in der nationalsozialistischen Diktatur.“ in Hessische Blätter für Volks- und Kulturforschung. Neue Folge der Hessischen Blätter für Volkskunde, Bd. 9. Judaica Hassiaca: Hrsg. von der Hessischen Vereinigung für Volkskunde durch Alfred Hock (Sonderdruck); Gießen: Wilhelm Schmitz Verlag in Gießen, 1979.

- Eugen Caspary: „Die Juden in den Kreisen Limburg und Oberlahn 1278-1945. Versuch einer Bestandsaufnahme.“ in „Limburg-Weilburg. Beiträge zur Geschichte des Kreises.“ Hrsg. vom Kreisausschuss des Landkreises Limburg-Weilburg, …, 1986; S.126-173.

- Juden im Kreis Limburg-Weilburg. Schicksale und Ereignisse. Schriftenreihe zur Geschichte und Kultur des Kreises Limburg-Weilburg, Bd. 3; Hrsg. vom Kreisausschuss des Landkreises Limburg-Weilburg, …, 1991.

- „Das Gebinde des Lebens. Die jüdischen Kultusgemeinden Weyer und Münster in Hessen. Vom 17. Jahrhundert bis zu ihrer Vernichtung 1940.“ Hrsg. von Christa Pullmann und Eugen Caspary, 2004.

- Shoptaugh, Terry: “You have been kind enough to assist me. Herman Straus and the jewish refugee crises“, 2008, 370 S.

- Jüdische Friedhöfe im Kreis Limburg-Weilburg. Eine Aufsatzsammlung. Schriftenreihe Jüdisches Leben im Nassauer, Bd. 2; Hrsg. Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Limburg, 2021.

- Die Synagogen im Nassauer Land. Jüdische Kultstätten in den Kreisen Limburg-Weilburg, Rhein-Lahn und Westerwald. Eine Aufsatzsammlung. Schriftenreihe Jüdisches Leben im Nassauer, Bd. 3; Hrsg. Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Limburg, 2022.

 

Quelle: Arbeitskreis Historisches Brechen, 05.02.2023, -GB-

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